Zwei Kinder wollen dem drohenden Ende einer unterirdischen Stadt, in der ein Häuflein Menschen eine globale Katastrophe überlebt hat, nicht untätig entgegensehen und machen sich auf eine gefahrvolle Suche nach einer Welt jenseits der Dunkelheit. Liebevoll ausgestatteter Fantasy-Film im Retro-Look mit viel Gespür für Raumpoetik und einer großen erzählerischen Sorgfalt bei der Charakterisierung der Figuren. Die Freude am Setdesign geht allerdings auf Kosten der dramaturgischen Entwicklung, die die Reise ans Licht eher stiefmütterlich behandelt.
- Ab 14.
City of Ember - Flucht aus der Dunkelheit
Fantasy | USA 2008 | 91 Minuten
Regie: Gil Kenan
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Filmdaten
- Originaltitel
- CITY OF EMBER
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Playtone/Walden Media
- Regie
- Gil Kenan
- Buch
- Caroline Thompson
- Kamera
- Xavier Pérez Grobet
- Musik
- Andrew Lockington
- Schnitt
- Adam P. Scott · Zach Staenberg
- Darsteller
- Harry Treadaway (Doon Harrow) · Saoirse Ronan (Lina Mayfleet) · Bill Murray (Bürgermeister Cole) · Tim Robbins (Lopris Harrow) · Martin Landau (Sul)
- Länge
- 91 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Fantasy | Literaturverfilmung | Science-Fiction
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Dass das Fantasy-Abenteuer nach dem ersten Roman von Jeanne Dupraus „Ember“-Serie seinen Schauplatz als Titel führt, macht nicht nur deshalb Sinn, weil es die Buchvorlage so vorgibt, sondern wird auch durch die Sorgfalt gerechtfertigt, die die Macher auf die Konstruktion ihrer „City of Ember“ verwandt haben: die liebevolle Detailversessenheit, mit der hier eine fiktive Welt als glaubwürdig-sinnlicher, eindrucksvoller Handlungsraum konstruiert wird, macht ganz wesentlich den Reiz des Films aus. Errichtet wurde die Kulisse der unterirdischen Stadt, in der ein Häuflein Menschen eine nicht näher definierte globale Katastrophe überlebt hat, in einem Studio in Belfast, das außergewöhnlich groß ist und viel Raum für die Errichtung der verwinkelten, von einem Netz aus Glühbirnen erleuchteten Straßenzüge bot. Regisseur Gil Kenan, der schon in dem Animationsfilm „Monster House“ (fd 37 747) Gespür für eine stimmungsvolle filmische Raumpoetik bewies, nutzte das großzügige Set, um seine beiden Hauptfiguren in suggestiv-flüssigen Sequenzen durch die zahlreichen Gebäude, Straßen und Gänge der Metropole zu verfolgen, die zwar in der Zukunft liegt, aber einem versponnen-verrotteten Retro-Look huldigt: Seit gut zweihundert Jahren hausen die Nachkommen der von der Erdoberfläche Geflohenen in ihrer unterirdischen Schutzzone. Da es kein Außen gibt, das neue Materialien zum Erhalt und der Renovierung der Stadt bereitstellen könnte, geht langsam, aber sicher alles kaputt und rostet vor sich hin. Besonders bedrohlich ist der Zustand des großen Generators, des elektrischen Herzens von Ember: Wenn er den Geist aufgäbe, würde dies das Aus für die Stadt und damit für die Menschheit nach sich ziehen. Der populistische Bürgermeister der nach festen Regeln lebenden Gemeinschaft denkt allerdings nur an sein eigenes Wohl. Also bleibt es zwei Jugendlichen überlassen, Embers Bewohner zu retten: Der junge Doon und seine Freundin Lina stoßen auf Hinweise, dass es eine Welt jenseits der sterbenden Stadt geben könnte, und machen sich auf den gefährlichen Weg, diese zu suchen.
Die Mühe, die sich die Macher mit dem Setdesign gegeben haben, entspricht dem erzählerischen Atem: Mit Liebe zum Detail wird der Zuschauer eingeführt ins Leben der Stadt und der jungen Hauptfiguren, die die Schule abgeschlossen haben und im Dienst der Allgemeinheit tätig werden sollen. Dem Wohl Embers müssen Doon und Lina dann allerdings auf andere Weise dienen als gedacht: indem sie den Mut aufbringen, der von den Erwachsenen ignorierten Wahrheit ins Auge zu blicken, dass die Ressourcen ihrer Welt zur Neige gehen – womit der Fantasyfilm zur aktuellen Parabel wird. Schließlich müssen sie sich sogar gegen die Obrigkeit auflehnen. Große Schlachtszenarien gibt es dabei nicht; vielmehr ist die Cleverness der Jugendlichen gefordert, um die rätselhaften Anweisungen zu entschlüsseln, die in eine Welt jenseits Embers führen. Dass die eigentliche „Flucht aus der Dunkelheit“ fast etwas stiefmütterlich abgehandelt wird und die Macher offensichtlich viel weniger interessierte als die Erkundung der unterirdischen Enklave, lässt sich gut verkraften innerhalb eines Films, der angenehm wenig aufs reine Spektakel setzt, sondern auf den Charme gut gespielter Figuren und eines solide entwickelten Plots.
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