Wenige Kurzfilme haben sich derart in die Filmgeschichte eingeschrieben, wie Chris Markers experimenteller Science-Fiction-Klassiker „Am Rande des Rollfelds“ (La Jetée). Der fast nur aus Standbildern bestehende Film von 1962 handelt von einem Mann, der als Kind auf dem Flughafen von Orly eine faszinierende Frau beobachtet und Zeuge vom Tod eines Menschen wird. Diese Erlebnisse prägen ihn fürs Leben und befeuern seine Entscheidung als Erwachsener, nach dem Beginn eines Atomkriegs zum Zeitreisenden zu werden und in die Vergangenheit zurückzureisen.
Zur Entstehung von „La Jetée“ ist einiges bekannt, etwa dass Chris Marker ihn in Drehpausen seines Dokumentarfilms Der schöne Mai inszenierte. Doch längst nicht alles ist klar bei den Umständen des Drehs, was die Regisseurin Dominique Cabrera zum Ausgangspunkt ihres dokumentarischen Essays macht. Ihr Cousin meint sich in der fünften Einstellung von „La Jetée“ als Jungen mit seinen Eltern zu erkennen, weitere Familienmitglieder unterstützen seine Vermutung und Cabrera forscht nach, wie ihre Verwandten wohl zu Mitwirkenden des Films geworden sein könnten. Eine Rolle spielen dabei das Entstehungsjahr, in dem Algerien seine Unabhängigkeit erlangte und Hunderttausende „Pieds noirs“ nach Frankreich emigrierten, und der Handlungsort des Flughafens von Orly, wo die Einwanderer ankamen. Ihre persönliche Recherche verknüpft sich mit filmhistorischen und gesellschaftlichen Aspekten zu einer ebenso verspielten wie tieflotenden cinephilen Spurensuche. Nicht zuletzt erweitert sie damit das Original um zahlreiche unerwartete Facetten. – Sehenswert ab 14.