Eine jüdische Frau nimmt sich das Leben und wird in ihrer Wohnung aufgebahrt. Ihr Ex-Mann wacht fünf Tage bei der Toten und organisiert das Begräbnis, erinnert sich an die Verstorbene und begegnet diversen Menschen. Die Frage, ob die Tote als Selbstmörderin ein traditionelles jüdisches Begräbnis haben darf, provoziert schließlich eine Krise. Zunächst mit schwarzhumoriger Situationskomik entwickelt, schwenkt der Film bald zu ernsteren Tönen, ohne als Komödie oder als Drama zu überzeugen. Die komischen Passagen haben zu wenig Biss und Witz, zu pflichtschuldig werden die "gewichtigen" Themen abgearbeitet. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Fünf Tage ohne Nora
Komödie | Mexiko 2009 | 92 Minuten
Regie: Mariana Chenillo
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Filmdaten
- Originaltitel
- CINCO DÍAS SIN NORA
- Produktionsland
- Mexiko
- Produktionsjahr
- 2009
- Produktionsfirma
- Cacerola Films/Fidecine/IMCINE
- Regie
- Mariana Chenillo
- Buch
- Mariana Chenillo
- Kamera
- Alberto Anaya
- Musik
- Dario González Valderrama
- Schnitt
- Mariana Chenillo · Óscar Figueroa
- Darsteller
- Silvia Mariscal (Nora) · Fernando Luján (José) · Ari Brickman (Rubén) · Marina de Tavirá (junge Nora) · Juan Pablo Medina (junger José)
- Länge
- 92 Minuten
- Kinostart
- 11.11.2010
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie | Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Auch als Nora bereits tot ist und in Laken gewickelt unter einem Berg von Trockeneis liegt, lebt der Kontrollfreak in ihr weiter. Ihr Ex-Mann José, der in dem gegenüberliegenden Appartement wohnt, wird mit frisch gebrühtem Kaffee empfangen, als er die Leiche findet. Im Wohnzimmer ist eine festliche Tafel fürs anstehende Pessach-Fest gedeckt, und im Kühlschrank türmen sich Berge von Tupperware mit Vorgekochtem – auf jeder Box ein handgeschriebener Zettel mit Anweisungen für die Zubereitung. José, der schon seit 20 Jahren geschieden ist und das Leben eines Einzelgängers führt, findet sich plötzlich in einem Beerdigungsszenario wieder, das Nora selbst geschrieben hat und in dem er die Hauptrolle abbekommen hat: Er soll das Begräbnis organisieren. Doch seine jüdische Ex-Frau ist nicht so schnell unter die Erde zu bringen. Während des Pessach-Fests und am drauf folgenden Sabbat dürfen keine Beerdigungen stattfinden, also muss José fünf Tage in der Wohnung der Toten ausharren, bis der gemeinsame Sohn Rúben aus dem Ausland eintrifft – fünf lange Tage, die alles andere als „ohne Nora“ sind. Denn Nora ist überall: auf den Fotos, die in ihrem Schreibsekretär verschlossen sind, in den Briefen, die sie allen Angehörigen und Freunden hinterlassen hat, und in Josés sentimental eingefärbten Erinnerungen, die der Film in wenigen Rückblenden zeigt. Sie machen mit einem verliebten Paar bekannt, dessen Beziehung von Anfang an bedroht erscheint und durch Noras wiederholte Selbstmordversuche bald zerbricht. Allein als lebloser Körper ist Nora in Mariana Chenillos Debütfilm nicht präsent. „Fünf Tage ohne Nora“ blendet die Realität des Todes weitgehend aus und flüchtet sich stattdessen in seine Versöhnung stiftenden Nebeneffekte.
Dass man dem Tod gleichzeitig mit schwarzem Humor und Ernsthaftigkeit begegnen kann, hat nicht zuletzt die US-Fernsehserie „Six Feet Under“ gezeigt. Bei Chenillo kommt beides entschieden zu kurz. Als Komödie ist „Fünf Tage ohne Nora“ zu vorsichtig, zu bieder und vor allem: nicht lustig genug. Dabei bietet sich der Clash der Religionen für eine Zuspitzung ins Komische geradezu an. In Noras Wohnung hat sich nämlich schon bald der Rabbi-Schüler Moisés eingefunden, um neben der Toten zu beten, während José gleichzeitig ein katholisches Begräbnis bestellt und die Haushälterin Fabiana die Verstorbene entgegen der jüdischen Tradition zurecht macht, ihr sogar ein Kreuz um den Hals hängt. Wie als rebellische Geste gegen Noras nachhaltige Manipulationsversuche verweigert José dem Rabbi den nötigen Respekt und isst in dessen Gegenwart demonstrativ eine Pizza mit Wurstbelag. Das Setting erinnert anfangs an eine Bühne, auf der gerade ein Boulevardtheaterstück aufgeführt wird. Die Figuren – u.a. die Haushälterin, eine kurzsichtige Cousine, Sarg- und Blumenanlieferer, der Sohn – treten auf und wieder ab, evozieren Lacher oder zumindest ein kleines Schmunzeln. Richtig in Fahrt kommt der Film dabei zwar nicht, doch als der Spaß urplötzlich ganz aufhört, kommt dieser Stimmungswechsel einer geradezu pflichtschuldigen Wendung gleich. Nun schlägt der Film einen betroffenen Ton an, wo vorher noch situationskomisch heiter erzählt wurde. Denn bei der Beerdigung entgleist die Situation, als ein dogmatischer Rabbi Nora als Selbstmörderin kriminalisiert und die Zeremonie daraufhin von den Angehörigen abgebrochen wird. José realisiert, wie sehr er Nora noch immer verbunden ist, und kümmert sich mit der angemessenen Gravität um ein würdevolles Begräbnis. Als die gewichtigen Themen ordentlich abgearbeitet sind, kann sich die Familie endlich in Eintracht am gedeckten Tisch versammeln.
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