Road Movie | Norwegen 2009 | 78 Minuten

Regie: Rune Denstad Langlo

Ein depressiver Skilift-Wart erfährt, dass seine Ex-Geliebte seit vier Jahren ein Kind von ihm hat. Er bricht in den Norden Norwegens auf, um die beiden zu finden - und um nebenbei den eigenen Lebensmut zu entdecken. Lakonisch entwickeltes (Off-)Road Movie, das sein klassisches Genre-Muster durch den von Absonderlichkeit, aber auch Liebenswürdigkeit geprägten Regionalkolorit erdet und sie mit trockenhumorigen Dialogen, skurrilen Charakteren, eindrucksvollen Totalen und Country-Klängen unterhaltsam belebt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
NORD
Produktionsland
Norwegen
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Motlys
Regie
Rune Denstad Langlo
Buch
Erlend Loe
Kamera
Philip Øgaard
Musik
Ola Kvernberg
Schnitt
Zaklina Stojevska
Darsteller
Anders Baasmo Christiansen (Jomar Henriksen) · Kyrre Hellum (Lasse) · Marte Aunemo (Lotte) · Mads Sjøgård Pettersen (Ulrik) · Lars Olsen (Ailo)
Länge
78 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Road Movie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Alamode (16:9, 2.35:1, DD5.1 norw./dt.)
Verleih Blu-ray
Alamode (16:9, 2.35:1, dts-HD norw/dt.)
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Bewegungslos steht er auf dem Gerüst seiner streikenden Skilift-Anlage, starrt den Stecker in der Hand an, unschlüssig, ihn in die Dose zu schieben, während sich die jungen Snowboarder am Bügel fest klammern. Pistenwart Jomar hat keine Lust – auf gar nichts. Tagsüber sollte er eigentlich Liftpässe verkaufen, stattdessen liegt er apathisch auf dem heruntergekommenen Sofa seiner kleinen Skihütte, den hochprozentigen Alkohol und die Zigaretten immer griffbereit; im Fernseher läuft auf BBC „Tunnel Desaster Week“. Jomar ist ein Depressiver, wie er sich nicht trefflicher in die norwegische Schneelandschaft einfügen könnte. Innerlich und äußerlich unterkühlt, möchte er wieder in das wohl geordnete Leben der psychiatrischen Anstalt zurück. Doch dann steht eines schneestürmischen Nachmittags plötzlich der Ex-Freund der gemeinsamen Ex-Geliebten vor der Tür. Jomar erfährt, dass er seit vier Jahren Vater ist. 890 Kilometer weiter nördlich hat sich Linnea mit dem gemeinsamen Sohn niedergelassen. So schnallt sich der ehemalige Alpin-Ski-Profi einen Fünf-Liter-Kanister Schnaps um, steigt aufs Schneemobil und fährt los. Als „anti-depressives Off-RoadMovie“ will sich „Nord“ verstanden wissen – und das trifft es ganz gut. Die Reise, die Regisseur Rune Denstad Langlo verspricht, vermittelt gute Laune, nicht zuletzt auch bei Jomar; und Straßen lässt dieser ohnehin aus. Gleich zu Beginn steht er vor einem Tunnel; vor Angst erstarrt, zündet er sich erstmal eine Zigarette an und nimmt einen Schluck aus dem Kanister, dann besteigt er sein Mobil und lässt beim Durchfahren die Funken stieben. Das ist die Quintessenz, um die es in „Nord“ geht: um die Überwindung tiefsitzender Ängste, um den Slalomlauf namens Leben, bei dem man unter Umständen ewig oben auf dem Startblock hängen bleiben könnte. „Nord“ ist die erste Spielfilmarbeit des Dokumentarfilmers Langlo. Jomar darf durch die Berg-Einöde Norwegens, durch verschneite Wälder und Täler kurven und in Einsiedler-Hütten seltsam einsilbige Begegnungen mit noch abstruseren, noch wortkargeren Bewohnern absolvieren. Der Alkohol fließt in die Münder, aus denen Dialoge hinausgestoßen werden, die so trocken sind, dass man den drohenden Gefrierbrand herauszuhören vermeint. In solch einer Konstellation können auch mal mit Schmirgelpapier aufgeraute Kopfhäute und in Alkohol getränkte Tampons zum Vollrausch oder ans Bein gekettete Schneemobile zur letzten, eiskalten Ruhestätte führen. Langlos Interpretation dieser frostigen Reise ans Licht ist dabei melancholisch und zugleich so abgedreht schräg, dass der Witz nie in den Hintergrund gerät oder seinem Hauptträger Jomar in den Rücken fällt. Langlo ließ sich durch seine eigene depressive Lebensphase und durch die Erinnerung an die brummigen Liftwärter seiner Kindheit inspirieren. Filmgeschichtlich nimmt die kleine Winterreise auf absonderlichem Gefährt Anleihen bei vielen Vorbildern: David Lynchs „Straight Story“ (fd 33 981) oder „About Schmidt“ (fd 35 843) mit Jack Nicholson kommen in den Sinn, aber auch Bent Hamers lakonisches Norweger-Porträt „O’Horten“ (fd 30 049) oder das gelb-sonnige Road Movie „Eldorado“ (fd 39 270) des Belgiers Bouli Lanners. Was diese Filme vereint, ist der höchst subjektive, mit Befremden und doch zugleich mit Zuneigung geworfene Blick auf das eigene Heimatland und die absonderlichen (Mit-)Bewohner. „Nord“ unternimmt eine von Landschafts-Totalen und Country-Klängen unterlegte Leinwand-Reise, die wieder eine innere ist und den Weg erneut zum Ziel erklärt – das mag nicht sonderlich neu sein, wird als Variation eines uralten Genres aber einfallsreich abgesteckt und vergnüglich hinunter gewedelt.
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