Die engagierte Pfarrerin Judith Ehrmann (Claudia Michelsen) ist in ihrer kleinen Gemeinde allseits beliebt. Mit ihrem Mann Christoph (Henning Baum) führt sie eine glückliche Ehe. Auch das Verhältnis zu ihrem 16-jährigen Sohn Paul (Jordan Dwyer) ist gut, auch wenn der pubertierende Teenager darunter leidet, als „Sohn der Pfarrerin“ etwas kritischer als andere betrachtet zu werden.
Neben ihrer alltäglichen Arbeit leistet Judith als Notfallseelsorgerin Unfallopfern und deren Angehörigen Beistand. Dabei gerät ihr eigenes Leben aus dem Gleichgewicht. Denn ein 16-jähriges Mädchen, eine Mitschülerin ihres Sohnes, stirbt noch am Unfallort; der junge Mann am Steuer wird schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Nicht nur die Eltern des getöteten Mädchens sind zutiefst erschüttert; auch an der Seelsorgerin gehen die Nachwirkungen nicht spurlos vorüber. Am Unfallsort wurde ein schwarzer Kombi gesehen. Genau so einen Wagen fährt ihr Mann Christoph. Sollte er etwas mit dem Unfall zu tun haben? Oder gar Paul, der sich seit der Unglücksnacht so eigentümlich verhält?
Die Unsicherheit lässt Judith nicht mehr los. Aber auch die Entscheidung, ob sie als Bischöfin ins ferne Berlin ziehen will, stellt den familiären Zusammenhalt auf die Probe. Zudem bringt sie der ermittelnde Kommissar (Thomas Loibl) mehr und mehr aus dem Konzept. Die sonst so besonnene Frau beginnt zu zweifeln: an sich selbst, an ihrem Glauben, an ihrem Beruf - aber auch an ihrer Ehe. Erst allmählich scheint es ihr zu gelingen, aus diesen Zweifeln eine Kraft zu ziehen, die sie ihrer Familie und ihren Überzeugungen wieder näherbringt.
Das vielschichtige Drama von Aelrun Goette erzählt von einer Frau, deren Vertrauen in ihre Familie, aber auch in ihre eigenen Werte, durch die Saat eines bösen Zweifels zunehmend ins Wanken gerät. Dabei wirft der gleichermaßen anspruchsvolle wie bewegende Film grundlegende Fragen über Vertrauen, Verantwortung und Moral auf, ohne leichte Antworten zu geben - so etwa, ob man einen geliebten Menschen durch eine Lüge schützen darf. Die am Kino orientierte Ästhetik zeichnet es dabei ebenso aus wie seine Weigerung, sich auf einfache Lösungen zu verlassen. - Sehenswert ab 16.