Ganz gleich, auf welche Zeitrechnung sich der Filmtitel bezieht, die ihm zugrunde liegende Mathematik erscheint in jedem Fall fehlerhaft: „Year One“ datiert sowohl die Vertreibung aus dem Paradies als auch die Ermordung Abels durch seinen Bruder Kain und die im letzten Moment abgewendete Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham auf dasselbe ominöse „Jahr Eins“. Freilich nimmt es die Urzeit-Klamotte mit der biblischen Überlieferung generell nicht genau, denn statt Adam und Eva sind es hier zwei vertrottelte Mitglieder einer frühgeschichtlichen Jäger-und-Sammler-Horde, die einen Apfel vom Baum der Erkenntnis kosten. Als Zed wegen dieses Tabubruchs aus der Stammesgemeinschaft verstoßen wird, schließt sich ihm sein bester Freund Oh nur widerwillig an, um das vermeintliche Ende der Welt, den Bergkamm am nahe gelegenen Horizont, zu erkunden. Auf der anderen Seite der Berge finden sich die beiden zu ihrer Überraschung prompt im Heiligen Land wieder, wo sie Zeugen der erwähnten alttestamentarischen Ereignisse werden und nach zwischenzeitlicher römischer Gefangenschaft in Sodom landen.
Um die Stationen dieser episodischen Handlung zu identifizieren, braucht man nicht bibelfest zu sein, aber der schlichte Wiedererkennungseffekt bleibt die einzige Wirkung, die diese Paraphrasen haben, denn Komödienspezialist Harold Ramis verfolgt bei seiner elften Spielfilmregie keine erkennbare satirische Absicht. Darin liegt der grundsätzliche Unterschied zu „Das Leben des Brian“
(fd 22 602), an den „Year One“ unweigerlich erinnert: Bei Monty Python wurde das biblische Personal durch die karikierende Zeichnung auf ein menschliches Normalmaß gestutzt, wobei Analogien zur politischen Situation der Gegenwart zugleich den Gedanken nahe legten, dass die Menschheit sich in knapp 2000 Jahren kaum weiter entwickelt hat. Im Gegensatz dazu basiert der Humor dieses leidlich amüsanten Films schlicht darauf, dass seine Figuren allesamt wie Neandertaler wirken – also primitiver, naiver und in jeder Hinsicht idiotischer als man selbst. Wenn „Year One“ Anstoß erregt, dann – abgesehen vielleicht von einem milden pro-zionistischen Witz, den die Autoren Abraham in den Mund legen – vor allem wegen der auffällig perfiden Homophobie, mit der die Filmemacher einen verweiblichten Sodomiten behandeln.
Die Akzente, die Ramis’ Regie setzt, beschränken sich darauf, unangenehme Situationen provozierend lange auszudehnen, sei es, dass Zed mit Genießermiene in einen Haufen Kot beißt oder Kain immer und immer wieder auf Abel einprügelt. Im Fall einer Flucht per Ochsenkarren muss man sich hingegen wundern, warum Ramis die nahe liegende Gelegenheit ausließ, die Regiekonventionen gängiger Verfolgungsjagden konsequent zu parodieren. Bei anderer Gelegenheit ist seine Inszenierung schließlich so salopp, dass eine Szene, in der Zed in die Fänge einer Würgeschlange geraten ist, ohne Pointe einfach abbricht. Dass das Ganze trotzdem einigermaßen kurzweilig geraten ist, verdankt Ramis vor allem seinen Hauptdarstellern. Jack Black verkörpert den in seinem naiven Tatendrang unerschütterlichen Zed ebenso überzeugend wie Michael Cera den übervorsichtigen, schüchtern murmelnden Oh. Dabei wird einem aber unweigerlich bewusst, dass beide solche Rollen schon so oft gespielt haben, dass ihren Karrieren etwas Abwechslung gut täte. Eben deshalb gehen die Sequel-Spekulationen, die man hinter der Wahl des Filmtitels vermuten könnte, vielleicht doch nicht auf, und es wird womöglich nie ein „Year Two“ geben.