Eine junge Radiologin erlebt nach dem Zerbrechen eines Spiegels und einem Autounfall, den sie nur knapp überlebt, dass sich ihre Realität und die Menschen um sie herum auf unheimliche Weise verändern. Der in Bildsprache und Sounddesign suggestive Psycho-Horrorfilm entwickelt metaphorisch ein beklemmend düsteres Szenario großstädtischer Entfremdung, wobei er sein Grauen nicht zuletzt der tiefen Verunsicherung verdankt, die er seiner Figur wie auch dem Zuschauer zumutet.
The Broken
Psychothriller | Frankreich/Großbritannien 2008 | 84 Minuten
Regie: Sean Ellis
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Filmdaten
- Originaltitel
- THE BROKEN | THE BRØKEN
- Produktionsland
- Frankreich/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Gaumont/Left Turn/Thriller/Ugly Duckling
- Regie
- Sean Ellis
- Buch
- Sean Ellis
- Kamera
- Angus Hudson
- Musik
- Guy Farley
- Schnitt
- Scott Thomas
- Darsteller
- Lena Headey (Gina McVey) · Richard Jenkins (John McVey) · Asier Newman (Daniel McVey) · Michelle Duncan (Kate Coleman) · Melvil Poupaud (Stefan Chambers)
- Länge
- 84 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Genre
- Psychothriller | Horror
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Manchmal wird die Befürchtung wahr, dass sich das eigentliche Kino nur noch auf dem heimischen Bildschirm abspielt. Sean Ellis’ zweites Werk nach der romantischen Komödie „Cashback“ (2007) ist ein solcher Fall: „The Broken“ ist ein visionärer Psycho-Horrortrip mit atemberaubender Optik, einnehmender Klangkulisse und einer aufregenden Hauptdarstellerin (Lena Headey), der nie den Weg ins Kino fand. Wie im Psychothriller üblich, beginnt es ganz alltäglich: Als auf der Geburtstagsfeier ihres Vaters ein Spiegel von der Wand fällt und zerbricht, scherzt Gina über sieben Jahre Unglück. Doch trotz Gelächter bleibt eine Warnung im Raum. Am nächsten Tag glaubt Gina, sich selbst an sich vorbeifahren zu sehen. Sie folgt der Doppelgängerin in ihre Wohnung und entdeckt ein unbekanntes Bild von sich und ihrem Vater. Zutiefst verstört, verursacht die junge Radiologin auf dem Rückweg einen Unfall, den sie wie durch ein Wunder überlebt. Während sie versucht, sich von dem brutalen Crash zu erholen, scheint etwas Bedrohliches von ihrem Umfeld Besitz zu ergreifen – selbst ihr eigener Freund beunruhigt Gina durch emotionale Kälte. Alle nahestehenden Personen erscheinen nach und nach wie ausgetauscht.
„The Broken“ ist ein Rätsel. Am ehesten könnte man den Film als groß angelegte Metapher großstädtischer Entfremdung beschreiben, die horrible Züge annimmt – das verbindet ihn mit dem Horrorklassiker „Jacob’s Ladder – In der Gewalt des Jenseits“ (fd 28 842) von Adrian Lyne. In vielen Szenen werden aber auch Bezüge zu den Paranoia-Thrillern von David Lynch und Roman Polanski deutlich. „The Broken“ hält sich nicht schlecht in diesem Kontext. Es ist die Kompromisslosigkeit, mit der sich Ellis mit Andeutungen begnügt, die Erklärung bis zuletzt verweigert. Dabei gibt es Anknüpfungspunkte zu Don Siegels „Die Dämonischen“ (fd 5915), auch zu dessen Remakes, jedoch nie Gewissheit. Zugleich steht „The Broken“ neben Alexandre Ajas „Mirrors“ (fd 38 968), in dem das Grauen ebenfalls aus den Spiegeln kommt. Doch „The Broken“ ist anders: kälter, finsterer, zurückhaltender. Große Schattenzonen dominieren die Bildkompositionen von Beginn an, grollendes Dröhnen verleiht den alltäglichsten Handlungen etwas Beängstigendes. Dieses Konzept geht auf und wird von sorgfältig geschilderten Charakteren getragen. Dass „The Broken“ am Ende mit allen Konventionen bricht und den Zuschauer verunsichert zurück lässt, vervollständigt dieses Konzept nur. Sean Ellis ist zweifellos eine Hoffnung, und seine Handschrift wird bereits in zwei höchst unterschiedlichen Werken deutlich. „The Broken“ hat das Zeug zum Genre-Klassiker und sollte auf keinen Fall als simple DVD-Premiere übersehen werden.
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