Die musikalisch wie visuell stimmige Musikdokumentation stellt Formen und Interpreten isländischer Pop-Musik vor, beschreibt Eigenheiten und Einflüsse dieser ungewöhnlichen Musik und nimmt eine Standortbestimmung der Künstler vor. Höchst eindrucksvoll vermittelt der Film dabei die mitreißende Energie, die nur Bilder erzeugen können, die nach der Musik geschnitten wurden und nicht umgekehrt, wobei er selbst Sogwirkung eines Videoclips erzeugt.
- Sehenswert ab 12.
Screaming Masterpiece
Musikfilm | Island/Dänemark/Niederlande 2005 | 87 Minuten
Regie: Ari Alexander Ergis Magnússon
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Filmdaten
- Originaltitel
- GARGANDI SNILLD | SCREAMING MASTERPIECE
- Produktionsland
- Island/Dänemark/Niederlande
- Produktionsjahr
- 2005
- Produktionsfirma
- Palomar Pic./Ergis Filmprod./Zik Zak Kvikmyndir
- Regie
- Ari Alexander Ergis Magnússon
- Buch
- Ari Alexander Ergis Magnússon
- Kamera
- Lance Bangs · Bergsteinn Björgúlfsson
- Musik
- Thór Eldon
- Schnitt
- Jón Yngvi Gylfason
- Länge
- 87 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Genre
- Musikfilm | Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Aus den dichten Klängen der isländischen Band Sigur Rós erhebt sich so etwas wie ein Motiv oder eine Harmonie, die sich durch die anderen, düster-verwobenen Harmonien durchschlägt, sich von ihnen löst und so tut, als wäre sie eine Melodie. Schon die Eröffnungstitel der Musikdokumentation gehen unter die Haut. Die Bilder der eisigen, zerklüfteten Landschaft Islands ordnen sich der atmosphärischen Musik unter und erzeugen jene einzigartige, mitreißende Energie, die nur Bilder erzeugen können, die nach der Musik geschnitten sind. Ari Alexander Ergis Magnússon gelingt das Kunststück, seinem Dokumentarfilm die Sogwirkung eines Videoclips zu verleihen. Interviews, Konzertausschnitte und raue Naturbilder wechseln stimmig miteinander ab. Ob inhaltlich oder musikalisch: Die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen sind exzellent montiert und vermitteln nicht nur einen faszinierenden sowie informativen Einblick in die Musikszene Islands, sondern lassen dem Film die Möglichkeit, aus sich selbst heraus zu wirken, nicht nur als Bebilderung bekannter und unbekannter Musiker. Sigur Rós sind (wie auch Björk) so etwas wie Aushängeschilder der isländischen Musikszene: düster, vieldeutig, mit normalen musikalischen Termini oft nicht zu greifen. Was für Musik macht Sigur Rós? Rock, Pop, Alternative oder gar eine Form von Folk – nichts will so richtig passen. Dieses Sich-nicht-greifen-lassen, die Verweigerung, sich einem bestimmten Schema unterzuordnen, trifft nicht nur auf die bekannte Ausnahmeband zu, sondern auch auf viele andere musikalische Künstler aus Island. Mittlerweile werden daher ganz andere Begriffe für die Beschreibung bemüht: Post Rock, Ambient, Progressive Pop, Shoegaze, Elektronische Musik oder Trip Hop. Natürlich gibt es hörbare Einflüsse. Der britische Punk hat die junge Björk nicht unbeeinflusst gelassen. Auch Kraftwerk dürfte bleibende Eindrücke hinterlassen haben. Bardi Jóhannson, Kopf der Band Bang Gang, hat auf die Frage, warum isländische Musik so außergewöhnlich ist, eine profane, aber einleuchtende Antwort parat: Die guten isländischen Bands wüssten, dass sie es sowieso nie ins Radio schaffen und nie mehr als 200 Alben verkaufen würden; deshalb machen sie einfach Musik, die ihnen gefällt. Vielleicht gibt es noch einen anderen Grund für die musikalische Besonderheit: Island ist wie eine Stadt, wie Manchester oder Detroit. Hier regnet es ständig, ist oft düster und trist. Also zieht man sich in Räume zurück und macht Musik. Richtig gute Musik.
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