Hellboy - Die goldene Armee

4K UHD | USA/Deutschland 2008 | 120 Minuten

Regie: Guillermo del Toro

Als ein machtgieriger Elfen-Prinz versucht, den Waffenstillstand zwischen seinem Volk und den Menschen zu brechen und die Herrschaft an sich zu reißen, entbrennt im New York der Gegenwart ein unerbittlicher Kampf, in dem Hellboy mit etlichen Kampfgefährten für die Interessen der Guten ficht. Sequel des Fantasy-Abenteuers "Hellboy" (2003), das durch seine originell gestalteten Figuren in Bann schlägt, allerdings erzählerisch einige Wünsche offen lässt. Der Regisseur bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
HELLBOY II: THE GOLDEN ARMY
Produktionsland
USA/Deutschland
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Universal Pic./Relativity Media/Dark Horse Ent./Mid Atlantic Films/Lawrence Gordon Prod./Internationale Filmproduktion Eagle
Regie
Guillermo del Toro
Buch
Guillermo del Toro
Kamera
Guillermo Navarro
Musik
Danny Elfman
Schnitt
Bernat Vilaplana
Darsteller
Ron Perlman (Hellboy) · Selma Blair (Liz Sherman) · Doug Jones (Abe Sapien) · John Alexander (Johann Krauss) · James Dodd (Johann Krauss)
Länge
120 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
4K UHD | Fantasy
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Standardausgabe enthält u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs. Die Special Edition (2 DVDs) umfasst zudem ein erschöpfend informatives "Making Of" ("Hellboy: Im Dienste des Dämons", 155 Min.) sowie ein kommentiertes Feature mit sechs im Film nicht verwendeten Szenen (5 Min.). Die BD 2 Disk Edition (BD + DVD) enthält zudem ein "Bild-im-Bild"-Feature, mit denen zusätzliche Informationen in den laufenden Film eingeblendet werden können. Special Edition und BD sind mit dem "Silberling" 2009 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Universal (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Universal (16:9, 1.85:1, dts-HD7.1 engl., dts-HD dt.)
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Diskussion
Grundsätzlich gehört dieser Film ins weiterhin nachgefragte Genre der Comicbuch-Superhelden-Verfilmungen. Basierend auf den vergleichsweise jungen Charakteren der Comic-Reihe von Mike Mignola – der erste Band erschien 1993 – steht ein Held im Zentrum, der eine Mischung aus teuflischem Dämon und „John Smith“ ist, dem biederen (weißen) Normalamerikaner. Dass Hellboy im Film zumeist „Red“ genannt wird, ist nicht allein seiner knallroten Hautfarbe geschuldet oder Ausdruck seines leicht erregbaren Temperaments, sondern auch verstecktes politisches Zeichen: „Hellboy“ ist sozusagen der Gewerkschaftsführer und Proletarier unter den Superhelden. Ein Charakter, der in Wesen, Gemüt und Benehmen der klassischen, fordschen Epoche des Industriezeitalters entstammt: Er kämpft lieber mit der Faust oder mit Handwaffen statt mit avancierter Technik; er liebt seine Freundin und wurde bisher noch von keinem zweiten weiblichen Wesen ernsthaft in Versuchung geführt oder von anderen Aspekten der „dunklen Seite“ korrumpiert; er hat proletarische Manieren, einen einfachen Geschmack und weniger Selbstzweifel und Identitätsprobleme als andere Superhelden. Er ist mitunter ruppig, aber sein Herz sitzt am rechten Fleck. Folgerichtig findet der Showdown des zweiten „Hellboy“-Abenteuers daher auch unter der Erde in einer Art Riesenmaschinenraum statt. In Anspielung auf Chaplins „Modern Times“ (fd 4891) gerät der Held dort mehr als einmal zwischen die Zahnräder, läuft aber nie auch nur annähernd Gefahr, zerquetscht zu werden, sondern fügt sich geradezu organisch in die anorganische Maschinerie. Bis es dazu kommt, hat er allerdings einiges hinter sich. Nachdem das „Hellboy“-Franchise mit dazugehörigem Universum in Teil I (fd 36682) etabliert wurde, weiß der kundige Zuschauer um Hellboys Vorgeschichte: ein durch den Pakt von Nazis und Satan entstandenes Teufelsgeschöpf, das, als Baby von der Hölle ausgespuckt, unter die besseren Menschen geriet – im Hollywood-Kino also die Amerikaner –, durch Erziehung und liberales Denken seine genetische Identität hinter sich ließ und zum anständigen Erdenbürger wurde; der es ob dieser genetischen Identität allerdings auch vermag, im richtigen Moment übermenschlich auf den Putz zu hauen und das übermenschliche Böse angemessen zu bekämpfen. Eine erfolgreiche Sozialisation des Teufels also, sozusagen katholische Aufklärung. Jetzt arbeitet Hellboy gemeinsam mit anderen Superwesen mit anständiger Moral in New Jersey beim FBI-„Bureau for Paranormal Research and Defense“ und jagt übernatürliche Bedrohungen der Menschheit – eine Art Verschnitt aus „Men in Black“- (fd 32733) und „Ghostbusters“-Motiven (fd 24905) mit „X-Men“ (fd 34429), denn die Alien-Jäger sind individuell sehr verschiedene Kreaturen und Mutationen, faszinierend-schöne Freaks, wie sie der in solchen Dingen immer höchst subtil erzählende Del Toro mit Hilfe des Songs „Beautiful Freak“ charakterisiert. Das Böse im zweiten Teil scheint dagegen eher aus nicht verwendeten Schnipseln der „Herr der Ringe“-Trilogie und „Transformers“ (fd 38259) zu stammen: Eine mythische, unbesiegbare „goldene Armee“ aus Kampfmaschinen, ein Elfen-König, sein machtversessener Prinz, eine gutmütige Prinzessin und eine Krone, deren Teile verstreut sind, zusammengefügt aber eine enorme Zauberkraft entfalten. Dieser Plot, dessen überraschungslosen Verlauf man sich an Hand der Grundkomponenten leicht ausmalen kann, ist die Schwäche von „Hellboy – Die goldene Armee“. Die Stärke liegt in Del Toros übersprudelnder Fantasie: Film und Figuren gehören eindeutig der Entertainment-Seite seines Schaffen an (im Gegensatz zu den unter die Haut gehenden politischen Horrorthrillern wie „Devil’s Backbone“, fd 35745 oder „Pans Labyrinth“, fd 38028): Kino als Jahrmarkt, als dauernde Bewegung, als Kosmos immer neuer Fantasiefiguren, manche furchterregend, manche charmant, alle originell, aber nicht den Rahmen des Üblichen sprengend. Was enttäuscht, ist weniger, dass Del Toro nicht dort weitermacht, wo er mit „Pans Labyrinth“ aufhörte, und auch nicht, dass er sich mit dem neuen „Hellboy“ einen persönlichen Kindheitstraum erfüllt. Sondern dass dieser Film am Ende recht banal bleibt – und Del Toro eindeutig hinter seinen Möglichkeiten zurück. Zu wenig entfaltet sich jene Poesie, zu der Del Toro fähig ist. Man vergleiche nur den Showdown zwischen den Riesenzahnrädern mit Chaplins „Modern Times“: Was dort in seiner Botschaft so glasklar wie poetisch in der Ausführung ist, gerät hier zu einem recht sinnlosen Gag. Das „Hellboy“-Sequel ist zwar liebevoll gemacht, aber weithin vorhersehbar: eine Wiederholung des ersten Teils, keine Weiterführung. Bleibt zu hoffen, dass das kein Vorgriff auf Del Toros geplante zweiteilige Verfilmung von Tolkiens „The Hobbit“ ist.
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