Komödie | Frankreich 2008 | 130 Minuten

Regie: Cédric Klapisch

Ein episodisch angelegter Bilderbogen über die kleinen Überlebenskämpfe in Paris. Ausschnitte aus dem Alltag einer Reihe von Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten vereinen sich dabei zu einem losen Reigen. Der von der Liebe zu Paris und seine diversen Stadtviertel getragene Ensemblefilm wird im Stile von "Short Cuts" erzählt und entwirft durch seine reizvolle Mischung aus amüsanten und nachdenklich stimmenden Szenen ein vielschichtiges Bild der Stadt und ihrer Bewohner. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
PARIS
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Ce Qui Me Meut Motion Pic./Les Films Terre Africaine/France 2 Cinéma/Canal +/Studio Canal/TPS Star
Regie
Cédric Klapisch
Buch
Cédric Klapisch
Kamera
Christophe Beaucarne
Musik
Loïk Dury · Robert "Chicken" Burke
Schnitt
Francine Sandberg
Darsteller
Juliette Binoche (Élise) · Romain Duris (Pierre) · Fabrice Luchini (Roland Verneuil) · Albert Dupontel (Jean) · François Cluzet (Philippe Verneuil)
Länge
130 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Prokino/Universal (16:9, 1.85:1, DD5.1 frz./dt.)
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Diskussion
Paris, der Stadt der Liebe, wurde schon oft ein filmisches Denkmal gesetzt. An ultimative Paris-Filme wie „Die fabelhafte Welt der Amélie“ (fd 34 999), „Subway“ (fd 25 452) oder die Kompilationsfilme „Paris vu par…“ (1965) und „Paris, je t’aime“ (fd 37 988) schließt Cédric Klapisch mit einem Kaleidoskop aus Emotionen und Chaos an. In seiner Lebens- und Liebeskomödie mit melancholischen Untertönen folgt er dem Herzschlag der Metropole und erzählt dabei zärtliche „petites histoires“. Nicht die Schönen und Reichen stehen im Mittelpunkt oder die Intellektuellen, sondern Normalbürger aus verschiedenen sozialen Milieus. Im trivialen Alltag kreuzen sich die Wege völlig unterschiedlicher Menschen: Im Zentrum der Handlungsstränge um zehn Personen stehen der Tänzer Pierre, den nur eine komplizierte Herztransplantation vor dem sicheren Tod retten kann, und seine Schwester Élise, eine Sozialarbeiterin, die sich um ihn kümmert und mit ihren Kindern zu ihm zieht. Außerdem sind da Roland, ein Universitätsprofessor in der Midlife-Crisis, der um des schnöden Mammons willen eine populärwissenschaftliche Fernsehsendung moderiert und eine junge Studentin mit Liebesschwüren nervt, und sein Architektenbruder. Dazu kommen eine schnoddrige, leicht rassistische Bäckerin, ein Gemüsehändler zwischen vergangener und neuer Liebe sowie ein illegal eingewanderter Kameruner. „Und jeder sucht sein Kätzchen“ (fd 32 231) hieß 1996 Klapischs Ode an ein von Zerstörung bedrohtes Pariser Viertel, zwölf Jahre später nimmt er die Zuschauer mit auf eine Reise durch ein Paris der Postkartenbilder: ein bewusster Kontrast zu den Protagonisten und ihren kleinen Überlebenskämpfen. Vom Montparnasse und Montmartre, der Place de la Concorde und den großen Boulevards geht es hin zu den pittoresken Märkten und nach Rungis, zum „Bauch von Paris“. An den verstreuten Schauplätzen begegnen sich die rastlosen Suchenden, teilen Augenblicke der Gemeinsamkeit und verlieren sich wieder aus den Augen – ein loser Figurenreigen im musikalischen Rhythmus. Bei der Kontrastmontage von dem durch prachtvolle Schlösser flanierenden Roland und einem armen Schwimmlehrer in Afrika, der nach Frankreich will, ist die politische Botschaft leider allzu deutlich zu spüren. Die Verknüpfung der einzelnen Personen und Schicksale (auf einige Handlungsstränge hätte man verzichten können) wirkt zufällig und bruchstückhaft, manche der nicht immer ganz ausgearbeiteten Charaktere treffen sich nie; man sucht vergeblich nach Querverbindungen. Gemeinsam ist den Protagonisten indes das mangelnde Talent zum Glück, das Taumeln zwischen tiefem Schmerz und kurzer Seligkeit, das Zappeln im Netz unspektakulärer Banalität. Statt auf unbekümmerte Studenten wie in „L‘auberge espagnole“ (fd 36 212), konzentriert sich Klapisch hier auf weit über 30- und 40-Jährige und ihre seelische Versehrtheit in der Tradition von Robert Altmans „Short Cuts“ (fd 30 588). Dabei legt er biografische Fährten aus, belässt die Einzelnen aber in ihren Widersprüchen und Schwächen. Die Pariser – von Fabrice Luchini als nörgelndem, frustriertem und Baudelaire zitierenden Hochschullehrer abgesehen – sind nicht die üblichen Snobs oder eingebildeten Bourgeois, nicht die sich im Eigenglanz sonnenden Großstädter, sondern von der Existenz gebeutelte und in ihrer Eigenheit unverwechselbare Individuen, die den Zuschauer ein Stück weit an ihrem Durchschnittsleben beteiligen. Romain Duris überrascht als verführerischer Moulin Rouge-Tänzer, der durch seine Krankheit die kleinen Dinge des Lebens schätzen lernt, die Arroganz der Schönheit abwirft und in seiner Verletzbarkeit rührt. Juliette Binoche ist eine sanfte Mutter Courage in ungeschminkter Strahlkraft, die für alle da ist und fast zu spät lernt, den eigenen Bedürfnissen zu folgen (und eine Striptease-Szene ohne jede Peinlichkeit hinlegt). „So ist Paris“ für jeden anders, fremd und nah, manchmal schwer zu ertragen: ein amüsantes und trauriges Potpourri, aber doch faszinierend im Glanz des nächtlichen Eiffelturms, der in dieser Liebeserklärung an die Stadt immer wieder kitschig-schön mit den Sternen um die Wette glitzert.
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