Anime | Japan 2006 | 116 Minuten

Regie: Kôichi Chigira

Ein Junge möchte das Schicksal ändern, nachdem sein Vater die Familie verlassen hat, woraufhin seine Mutter zusammengebrochen ist. Dafür begibt er sich als „Heldenlehrling“ auf eine abenteuerliche Reise in die fantastische Welt "Vision". Visuell bezauberndes Anime nach einem japanischen Fantasy-Roman, das fantasievoll und bewegend vom Umgang mit schweren Schicksalsschlägen erzählt. Dabei vermittelt der Film seine humanistische Botschaft in unterhaltsamer Form. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
BRAVE STORY
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Dentsu Prod./Gonzo/Warner Ent. Japan/Fuji TV Network/SKY PerfecTV!
Regie
Kôichi Chigira
Buch
Ichiro Okouchi
Kamera
Yoshio Hirooka
Musik
Ben Watkins
Schnitt
Takeshi Seyama
Länge
116 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Anime | Fantasy
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe hat keine erwähnenswerten Extras. Die schön aufgemachte Deluxe Edition (2 DVDs) enthält indes u.a. ein ausführliches Booklet (28 Seiten) sowie die zwei informativen Dokumentationen zum Film "Die 5 Edelsteine" (42 Min.) und "Hinter den Kulissen" (24 Min.). Die Deluxe Edition ist mit dem Silberling 2008 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Anime Virtual (16:9, 1.78:1, DD5.1 jap./dt.)
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Eigentlich ist Wataru ein ganz normaler Junge, der mit Mutter und Vater in einem großen Wohnblock ein ganz normales Leben führt. Doch als er eines Tages von der Schule heimkommt, bricht dieses friedliche Dasein wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Vor der Haustür trifft er seinen Vater, der gerade im Begriff ist zu gehen – für immer! Er sagt seinem Sohn mitleidlos, dass er seine Mutter und ihn verlasse, um mit einer anderen Frau zusammenzuleben. Kurz darauf findet Wataru die Mutter ohnmächtig in der Küche. Sie muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Wataru kann den Schmerz um dieses gleich doppelte Leid kaum ertragen. Doch er weiß einen Ausweg: Durch Zufall hat er ihn bei der Erkundung eines baufälligen Hauses entdeckt, in dem sein mysteriöser neuer Mitschüler Mitsuru Geister gesehen haben soll. Geister gibt es in dieser Bauruine nicht, dafür aber ein Tor in die fantastische Welt Vision. Dorthin ist Mitsuru, den ein unnennbarer Kummer zu plagen scheint und der über magische Fähigkeiten verfügt, entschwunden, weil er die Schicksalsgöttin aufsuchen und sein Los verändern will, und dorthin geht auch Wataru mit demselben Ziel. Doch das Durchschreiten des Tores erweist sich nur als erster Schritt auf einer abenteuerlichen Reise, bei der der Junge neue Freunde gewinnt, in Mitsuru aber auch auf einen unerwarteten Feind trifft. Schließlich erfährt er, dass die Vollendung seiner und Mitsurus Mission den Untergang für Vision bedeuten könnte. Er muss also zwischen dem Wunsch, seine Mutter zu retten und seine Familie wieder zu vereinen, und dem Wohl der mannigfaltigen Bewohner Visions eine Entscheidung treffen. Ähnlich wie Goro Miyazakis Adaption von Ursula K. LeGuins „Erdsee“ (fd 38 415) ist „Brave Story“ die Adaption eines erfolgreichen Fantasy-Romans, diesmal eines Werks der japanischen Autorin Miyuki Miyabe. Allerdings ist hier nicht das renommierte Studio Ghibli federführend, sondern eine Produktionsallianz aus Studio Gonzo, Fuji TV und dem japanischen Ableger von Warner Bros.. Dass dieses Team, wie die Website des deutschen Verleihs informiert, in Konkurrenz zu Ghibli die Anime-Szene „mit einer ganz eigenen Bild- und Erzählsprache“ bereichern würde, ist zwar recht übertrieben – sowohl der Look als auch die philosophische Botschaft des Films erinnern stark an die Miyazaki-Werkstatt –, was aber nicht stört, da „Brave Story“ sich gerade die Stärken dieser Anime-Schule abgeschaut hat. Die Bilder sind denn auch wahre Augenweiden, sowohl wenn es darum geht, die nächtliche Stadtszenerie, in der Wataru und Mitsuru Bekanntschaft schließen, mit Licht-und-Schatten-Effekten auszumalen, als auch wenn es ans Entwerfen „heroischer“, aber auch irgendwie schrulliger Land- und Ortschaften in Vision und ans Kreieren von Kreaturen wie Schraubenwölfen, Feuerdrachen und einer Katzenfrau-Akrobatin geht. Ohne jüngere Zuschauer zu überfordern, werden dabei durchaus schmerzhafte, existenzielle Themen behandelt, wird ein Stück Lebensweisheit vermittelt, das im Vergleich zu den „Heldenreisen“ mancher westlicher Fantasy-Ableger mehr auf die Einsicht in menschliche Grenzen denn auf Superhelden-Ambitionen setzt: Die schwersten Kämpfe sind die, die man mit sich selbst auszufechten hat, und manche Schicksalsschläge kann auch ein Heldenlehrling nicht ändern, sondern nur ertragen. Dabei vermittelt der zauberhafte Film seine Botschaft über liebenswerte, auch in 2-D vielschichtige Figuren – allen voran einen kleinen Helden, der bei seiner ersten Prüfung zwar keinerlei besondere Talente und einen Mangel an Mut und Kraft bescheinigt bekommt, aber mit seinem Mitgefühl für alle Kreaturen, auch für den zum bösen Zauberer mutierenden, tragischen Mitsuru, den richtigen Weg findet.
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