Outsourced - Auf Umwegen zum Glück

Drama | USA 2006 | 101 Minuten

Regie: John Jeffcoat

Als sein Call Center aus finanziellen Erwägungen nach Indien verlagert wird, übernimmt dessen ehemaliger Leiter das Training der neuen indischen Angestellten. Dabei kann seine Ignoranz gegenüber dem ihm fremden Land und seiner Lebensart nur mit Mühe durch zwei einheimische Angestellte und eine erwachende Liebe ausgeglichen werden. Der Film löst den durchaus kritischen Blick auf Ausbeutung und Globalisierung in einem romantischen "Bildungsroman" auf, in dem der Protagonist lernt, sich für eine andere Kultur zu öffnen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
OUTSOURCED
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
ShadowCatcher Ent./Mosaic Films
Regie
John Jeffcoat
Buch
George Wing · John Jeffcoat
Kamera
Teodoro Maniaci
Musik
BC Smith
Schnitt
Brian Berdan
Darsteller
Josh Hamilton (Todd Anderson) · Ayesha Dharker (Asha) · Larry Pine (Bob) · Asif Basra (Purohit N. Virajnarianan) · Matt Smith (Dave)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Concorde/Eurovideo (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
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Diskussion
Globalisierung als Chance auf einen guten, alten Bildungsroman, verpackt in die Klischees einer farbenprächtigen romantischen Komödie. Ist das Zynismus? Oder Chuzpe? Todd Anderson, die Hauptfigur von John Jeffcoats Film, lebt in Seattle als Leiter eines Call Centers und verhökert patriotischen Ramsch. Leider ist Andersons Arbeit aber mittlerweile viel zu teuer, weshalb das Call Center komplett ins indische Gharapuri „outgesourced“ werden soll. Todd bleibt die Wahl zwischen Arbeitslosigkeit inklusive Verlust seiner mühsam erarbeiteten Aktienoptionen oder aber die Aufgabe, seine indischen Nachfolger als Trainee auf US-Niveau zu bringen. Viel erfährt man nicht über diesen Todd Anderson, aber seine Ausbildung, seine Weltläufigkeit und auch seine private Situation verschaffen ihm noch reichlich Luft nach oben. So gerät die Reise nach Indien zu einem fast schon absurd zugespitzten Culture Clash, wenn Anderson vergeblich mit den landestypischen Gebräuchen und Mentalitäten zu kämpfen hat, die er eigentlich aus dem Fernsehen längst kennen sollte. Indien wird als mega-pragmatisches Boom-Land präsentiert, in dem willige Arbeitskräfte mit einem akzeptablen Rest an kultureller Identität und Eigensinn am ökonomischen Aufschwung arbeiten. Anderson geht es zunächst ganz borniert nur darum, seine Auszubildenden zeitökonomisch auf US-Niveau zu drillen, und zwar nicht nur ohne die geringsten landeskundlichen Kenntnisse, sondern auch ohne jegliche Neugier auf die fremde Kultur. Wer sich in Indien auf die Suche nach einem Cheeseburger macht, hat irgend etwas nicht verstanden. So hangelt sich Anderson von einem Fettnäpfchen zum nächsten und „überlebt“ diese Krisenerfahrungen nur dank der liebenswerten Geduld seiner einheimischen Mitarbeiter Puro und Asha, die sich letztlich als die begabteren, freundlich-toleranteren Ausbilder erweisen. Tatsächlich muss Anderson mühsam lernen, sich der ihm fremden Kultur zu öffnen, um seinen Job erfolgreich zu erledigen. Die Inszenierung lässt zwar kein Klischee aus – sie zeigt Rinder, die in Call Centern herumstehen, erzählt vom farbenprächtigen Holi-Fest und von den Segnungen des Kamasutra –, tut dies aber auf sehr charmante Weise. Außerdem lernt man fast schon in Form einer Parabel, wie als Kehrseite von Ausbeutung ein neuer Markt entdeckt wird, wenn man denn versucht, sich einer fremden Kultur zu nähern. Dass dabei die Liebe zusätzlich ein Tor öffnet, versteht sich von selbst. So positiv sich das „Outsourcing“ für Anderson und seine charakterliche Weiterbildung entwickelt, so wenig macht der Film einen Hehl daraus, dass Indien nur eine Zwischenstation für die Kapitalismus-Karawane ist. Mittlerweile wurde Andersons Firma nämlich vom Weltmarktführer in Sachen Direct Marketing geschluckt; die nächste Station heißt China, wo die Ausbeutung von Arbeitskräften noch problemloser funktioniert. Aus dem Rechner werden schnell noch ein paar Daten kopiert, bevor die Hardware komplett verschenkt wird. Sinn macht das kaum, aber die Maschine muss in Bewegung bleiben. Anderson jedoch steigt aus, kann es sich wohl leisten, auf hohem Niveau zu privatisieren, und schickt in einer letzten Amtshandlung Puro nach Shanghai. Ob das als Happy End verstanden werden soll?
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