Die unwahrscheinliche Aufsteigergeschichte, die dieser Sportfilm erzählt, erscheint vordergründig als müder Abklatsch: „Unbesiegbar“ teilt mit „Rocky“
(fd 20 250) nicht nur die Zeichnung des Protagonisten als perspektivlosen Grübler und „ehrliche Haut“, sondern auch das italoamerikanische Arbeitermilieu, den Handlungsort Philadelphia und die Handlungszeit Mitte der 1970er-Jahre. Wenn hier einem Aushilfslehrer und Gelegenheitsbarmann jenseits der 30, der nach Feierabend gelegentlich Football spielt, plötzlich eine Profisportkarriere winkt, basiert der Plot allerdings auf einer wahren Geschichte. 1976 waren die traditionsreichen „Philadelphia Eagles“ nämlich so abgehalftert, dass der junge Trainer, der die Mannschaftsleitung übernahm, kurzerhand lokale Football-Fans zum Probetraining einlud. Einem dieser Hobbysportler, Vince Papale, gelang tatsächlich der Sprung ins Team, dem er danach drei Jahre angehörte.
Die ärmlichen Verhältnisse, in denen die Handlung angesiedelt ist, illustriert bereits der Vorspann, der Impressionen urbanen Niedergangs aneinander reiht. Dabei fällt ein Braunstich auf, der in dem Film kontinuierlich alle Farben dämpft – außer in jenen Szenen, die im Trainingslager oder im Stadion spielen. Durch diesen einfachen Kontrast suggeriert Regisseur Ericson Core, dass Sport in doppelter Hinsicht einen seltenen Lichtblick im Leben seiner Figuren darstellt. Abgesehen davon, dass Vince dem Football den sozialen Aufstieg verdankt, benennt ein lakonischer Dialog zwischen ihm und seinem Vater einen weniger greifbaren Eskapismus: dass nämlich manchen Menschen ein historischer Sieg der Heimmannschaft irgendwie über Jahre voller Kümmernisse und stupider Maloche hinwegzuhelfen vermag. „Unbesiegbar“ ist über weite Strecken in einer muffigen Kneipe und in den engen Gassen eines Arbeiterviertels angesiedelt, und dem Film gelingt in jenen Szenen etwas, was man von einer Disney-Produktion nicht unbedingt erwartet: die sympathische und durchaus glaubhafte Zeichnung einer untergegangenen proletarischen Lebenswelt. Dazu tragen wenig bekannte, aber treffend besetzte Nebendarsteller bei, während Mark Wahlberg, der zurzeit wohl unterschätzteste Hollywood-Star, die Hauptrolle des einfach gestrickten, sensiblen Kerls ideal ausfüllt.
Vince ist wortkarg und wehrt Fragen nach seiner gescheiterten Ehe oder seiner erfolglosen Arbeitssuche ebenso ab wie den gutgemeinten Rat, es mit dem Probetraining zu versuchen. Dazu passt, dass Core diskrete Distanz gegenüber seiner Hauptfigur wahrt; selten wählt er Großaufnahmen und tut das auch nicht, als Vince kurz aus sich heraus geht, nachdem ihn seine Frau verlassen hat. Schon gar nicht lässt er Vince erklären, warum er sich für das Probetrainings entscheidet. So bleibt es im Trainingslager weitgehend Wahlbergs reduziertem Mienenspiel überlassen, das Schwanken seiner Figur zwischen Skepsis und leiser Hoffnung auszudrücken. Nur in zwei kurzen Dialogen mit Trainer Vermeil äußert sich die innere Spannung in überraschend schnippischen Repliken. Doch jene beiden Wortwechsel reichen Core und Autor Brad Gann aus, um zwischen dem hemdsärmeligen Pessimisten und dem in Pastell gekleideten, kalifornischen Sonnyboy dezent eine Parallele anzudeuten, die erklären mag, warum der unerfahrene Coach dem Amateur einen Platz im Aufgebot einräumt. Im Gegensatz dazu betont Core zwei andere Momente etwas zu auffällig, indem er aus Anlass von Vermeils erster Mannschaftsansprache die Kamera schwindelerregende Kreise ziehen und ein Match von Vince’ Thekenmannschaft durch sintflutartigen Regen und Zeitlupen epische Dimensionen annehmen lässt. Subjektive Einstellungen und digital erzeugte Sprünge im Bildfluss suggerieren indes überzeugend die angespannte Nervosität von Vince’ erstem Profieinsatz. Core ist klug genug einzusehen, dass die eindrucksvollsten Bilder zum Thema ohnehin schon vor Jahren gedreht wurden, denn er lässt „Unbesiegbar“ mit 16mm-Aufnahmen enden, die den „echten“ Vince Papale im Einsatz zeigen. Dabei wird zwar klar, dass die Filmemacher die Schlussszene etwas dramatischer gestaltet haben, als sie sich einst abspielte, doch die authentischen Bilder, die Papale nach einem Touchdown wie ein ausgelassenes Kind hüpfend und strahlend zeigen, bestätigen die Rührung, die Cores Nachinszenierung erzeugt hat.