Wie ihre Vorfahren steigen junge Schweizer im Muotatal am 1. August, dem Nationalfeiertag, in die steilen Berghänge, um Heu zu machen. Ausgerüstet sind sie mit traditionellen Werkzeugen: Sensen, Heugabeln und Griff-Holzschuhen. Es ist ein besonderes Erlebnis, ihre Arbeit im Detail mitzuverfolgen und in den Rhythmus der Natur einzutauchen. Der ethnografisch präzise Dokumentarfilm zeugt von einer großen Liebe zum Detail, wobei er stimmig über die Bedeutung von Traditionen in der modernen Welt reflektiert.
- Sehenswert ab 8.
Das Erbe der Bergler
Dokumentarfilm | Schweiz 2006 | 97 Minuten
Regie: Erich Langjahr
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Filmdaten
- Originaltitel
- DAS ERBE DER BERGLER
- Produktionsland
- Schweiz
- Produktionsjahr
- 2006
- Produktionsfirma
- Langjahr-Film
- Regie
- Erich Langjahr
- Buch
- Erich Langjahr
- Kamera
- Erich Langjahr
- Musik
- Hans Kennel
- Schnitt
- Erich Langjahr
- Länge
- 97 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 8.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Im präzisen ethnografischen Stil nähert sich Erich Langjahr den Wildheuern im Muotatal. Jährlich am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, steigen die Männer aus den alteingesessenen Familien in die steilen Berghänge des Hinteren Heubrig im Kanton Schwyz. Ausgerüstet sind sie mit traditionellen Werkzeugen: Sensen, Heugabeln und Griff-Holzschuhen. Sie nehmen die Herausforderung der Natur an und bearbeiten mit großer Sorgfalt und Beharrlichkeit die steilen Hänge. Es ist ein besonderes Erlebnis, diese Arbeit im Detail mitzuverfolgen und in den Rhythmus der Natur einzutauchen. Langjahrs Dokumentarfilm zeigt die Herstellung der Holzschuhe, die mit speziellen Eisenpieken bestückt, für festen Stand im äußerst steilen Gelände sorgen. Darauf wird der Aufstieg in die unwirtlichen Höhen inszeniert. In der Alphütte kommt es am ersten Morgen zur Auslosung der Arbeitsaufträge und zum „Schwarzenen“, dem Trinken von schwarzem Kaffee mit hochprozentigem Schnaps aus Eigenproduktion. Die wettergegerbten Männer machen sich darauf mit ihren Sensen an die Arbeit und mähen die wilden „Planggen“. Das Heu wird in Netzen und Seilen eingepackt und auf den Schultern zur Winde getragen. Auf fest installierten Seilvorrichtungen verfrachtet man die schweren Heuballen den Hang hinab, wo sie in einer Scheune eingelagert werden. Im Winter fährt man diese Vorräte dann nach Bedarf auf großen Holzschlitten ins Tal. Auch der Fabrikation der Holzschlitten widmet sich der Film.
„Das Erbe der Bergler“ schließt an Erich Langjahrs Bauern-Trilogie an, die 1996 mit „Sennen-Ballade“ (fd 34091) begann, deren Mittelteil „Bauernkrieg“ (fd 34092) sich mit der Industrialisierung der Landwirtschaft auseinandersetzte und die 2002 mit „Hirtenreise ins dritte Jahrtausend“ ihren Höhepunkt erreichte. Der neue Dokumentarfilm zeichnet sich einmal mehr durch eine große Liebe zum Detail aus. Da ist einer am Werk, der sich von der alpinen Kulturlandschaft und ihren widerborstig-sympathischen Menschen faszinieren lässt. Großartig ist die teilnehmende Beobachtung, die nach dem einfachen Leben in einer beschleunigten Gesellschaft sucht. So werden die Bergler und Wildheuer zu einer „Guerilla des existentiellen Lebens“. Sie führen den Überlebenskampf ihrer Eltern weiter, aus freien Stücken und aus Überzeugung. Mit dieser Einstellung – und durch den Blick von Langjahr auf diese Menschen – mutieren sie zu Botschaftern einer entschleunigten Lebensform. Dieses Widerstandspotenzial interessiert den Dokumentarfilmer besonders. In Langjahrs gesamtem Schaffen bleibt zwar die „Hirtenreise“ das zunächst herausragende Werk, doch auch „Das Erbe der Bergler“ verströmt durch die Reduktion der filmästhetischen Mittel – besonders durch die stringente Kameraarbeit – eine suggestive Kraft. Dazu gehört auch der clevere Umgang mit Musik. Hans Kennels moderne Adaptionen von alten Volksweisen bestechen durch ihre Eingängigkeit, setzen aber auch immer Zeichen einer hintergründigen Ambivalenz. Denn Langjahr ist sich bewusst, dass die Muotataler in Widersprüchen leben. Nach der Arbeit setzen sie sich selbstverständlich aufs Motorrad oder gehen Inline-Skaten. Gerade diese Ehrlichkeit gibt dem Film eine besondere Note. Er reflektiert in Bildern über die Bedeutung von Traditionen in der modernen Welt und ist gleichzeitig eine überzeugende Hommage an die Innerschweizer Mentalität.
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