Die Axt (2005)

Komödie | Frankreich/Belgien/Spanien 2005 | 118 Minuten

Regie: Costa-Gavras

Ein Angestellter im mittleren Management einer Papiermühle verliert seinen Job und muss tatenlos zusehen, wie sein Leben und seine Familie auseinander driften. Da beginnt er, potenzielle Konkurrenten um einen Job aus dem Weg zu räumen. Rabenschwarzer Thriller, der die Abgründe aufzeigt, die sich auftun, wenn Menschen um ihre Würde und das Recht auf Arbeit kämpfen. Dabei rücken die politischen Statements nicht so ausgeprägt in den Vordergrund wie bei anderen Filmen von Costa-Gavras, dennoch lässt der Regisseur auf mutige und pointierte Weise erahnen, wozu frustrierte Menschen im Globalisierungszeitalter fähig sind. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
LE COUPERET
Produktionsland
Frankreich/Belgien/Spanien
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
K.G. Prod./Studio Canal/France 2 Cinéma/Les Films du Fleuce/RTBF/SCOPE Invest/Wanda Visión
Regie
Costa-Gavras
Buch
Costa-Gavras · Jean-Claude Grumberg
Kamera
Patrick Blossier
Musik
Armand Amar
Schnitt
Yannick Kergoat
Darsteller
José Garcia (Bruno Davert) · Karin Viard (Marlène Davert) · Geordy Monfils (Maxime Davert) · Christa Théret (Betty Davert) · Ulrich Tukur (Gerard Hutchinson)
Länge
118 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Thriller

Heimkino

Verleih DVD
Alamode (16:9, 1.85:1, DD2.0 frz., DD5.1 dt.)
DVD kaufen

Diskussion

Gerade noch ist Bruno Davert für seine Verdienste um die Firma ein digitales Diktiergerät überreicht worden, dem er seine genialen Ideen anvertrauten könne; wenig später schon steht der Manager auf der Straße, weil Teile der Papierproduktion nach Osteuropa verlagert werden. Im Vertrauen auf seine Fähigkeiten stellt er sich der Arbeitslosigkeit, muss aber erkennen, dass niemand ihn zu brauchen scheint. Der Haussegen und das Eheleben lassen bald zu wünschen übrig, das Abzahlung des Hauses gerät in Gefahr, und auch die Tatsache, dass Ehefrau Marlène die Familie mit zwei Jobs über Wasser hält, stärkt nicht das Selbstwertgefühl des erfolgsverwöhnten leitenden Angestellten. Nach drei Jahren in der Arbeitslosigkeit ersinnt Bruno einen ebenso teuflischen wie genialen Plan: Er gibt eine fingierte Stellenausschreibung auf, die genau seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten entspricht und hofft auf Bewerber, die diese Kriterien erfüllen, folglich seine schärfsten Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt sein müssen. Aus zahlreichen Zuschriften filtert er jene fünf heraus, die besser sind als er und für ihn die größte Gefahr darstellen. Ihnen und Monsieur Hutchinson, der Brunos Traumstelle innehat, wird es bald an den Kragen gehen – mit Hilfe der Armee-Pistole von Brunos Vater. Zunächst stellt sich Bruno alles andere als geschickt und cool an, doch bereits beim ersten Mord flackert mehr als eine nur klammheimliche Freude auf. Im Zeichen von Massenarbeitslosigkeit, Chancenlosigkeit und Globalisierungsdruck drehte Costa-Gavras nach einem Roman Donald E. Westlake eine rabenschwarze Farce, die die Gegenwart nicht gerade in freundliches Licht taucht, und bei der das Lachen mehr als einmal ihm Halse stecken bleibt. Erschreckend an dieser Moritat auf der Folie einer durch und durch sexistisch aufgeladenen Gesellschaft ist vor allem, dass hier ein wohlsituierter Kleinbürger unter dem Druck der Umstände nicht nur zum Verbrecher und Mörder wird, sondern unter dem scheinbaren Zwang, seine Familie schützen zu müssen, ohne weiteres faschistoides Gedankengut produziert. Damit hat Costa-Gavras zwar das Sujet gewechselt, ist aber dem Metier seiner meisterlichen Politthriller („Z“, fd 16 579; „Der unsichtbare Aufstand“, fd 18 264) durchaus treu geblieben. Dabei gelingt es dem überzeugenden Hauptdarsteller José Garcia, durch kleinste Nuancen den Wandel seines Charakters glaubhaft zu gestalten. Er will nicht wahr haben, dass er das Monster ist, zu dem er geworden ist, sucht immer wieder Ausflüchte und Entschuldigungen: „Die Gesellschaft zerstört sich selbst“ und „Krieg ist eben Krieg“, redet er sich ein, bis ihm dämmert, dass der Zweck nicht alle Mittel heiligen darf, alle Angst und das Gleiche fühlen. Zu Ende gedacht, heißt dies aber auch, dass Bruno selbst auf der Abschussliste eines Leidensgenosse stehen könnte – ein beunruhigender Gedanke, als das Ziel endlich erreicht ist, er selbst angreifbar ist und dazu noch jeder Zeit von der jüngsten Vergangenheit eingeholt werden kann. In dieser Umkehrung zeigt sich auch die große Qualität dieses tragikomischen Films, der erreicht, dass der Zuschauer sogar Sympathie für die Hauptfigur empfindet, vielleicht, weil sein Verhalten so unverständlich und schändlich ist – letztlich aber eben auch so menschlich.

Kommentar verfassen

Kommentieren