Genesis (2004)

Dokumentarfilm | Frankreich 2004 | 80 Minuten

Regie: Claude Nuridsany

Dokumentarfilm über die Entstehung des Weltalls, der Erde und des Lebens. Anhand von digitaler Technik sowie faszinierender Landschafts- und Tieraufnahmen gelingen eindrucksvolle Einblicke ins Werden, Existieren und Vergehen von Materie und Leben. Dass beide zusammen hängen und im ständigen Fluss begriffen sind, gehört zu den buddhistischen bis naturreligiösen Einsichten, die ein Schamane in teils erhellenden, teils banaleren Sätzen vorträgt. Der Film öffnet Augen und Ohren für fremde Welten, wobei er besonderes Augenmerk auf selten gesehene Kreaturen lenkt. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
GENESIS
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
Les Films Alain Sarde/Les Films de la Véranda
Regie
Claude Nuridsany · Marie Pérennou
Buch
Claude Nuridsany · Marie Pérennou
Kamera
Claude Nuridsany · Marie Pérennou · Patrice Aubertel · William Lubtchansky · Cyril Tricot
Musik
Bruno Coulais
Schnitt
Marie-Josèphe Yoyotte · Pauline Casalis
Darsteller
Sotigui Kouaté (Der Schamane)
Länge
80 Minuten
Kinostart
14.10.2004
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Eurovideo (16:9, 1.85:1, DD5.1 frz./dt.)
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Diskussion
Augen tauchen aus dem Meerwasser auf. Der Fisch, der sich an den Strand verirrt zu haben scheint, verwendet plötzlich seine Vorderflossen als Beine und zieht sich damit, ähnlich einer Robbe, munter übers Land. Das eigentümliche Wesen soll den evolutionären Schritt der Tierwelt aus dem Wasser auf die Landmasse illustrieren, und es ist keine Trickfigur – das amphibische Tier ist echt, und es gehört zu den vielen seltsamen Geschöpfen, die der Film in so entlegenen Biotopen wie Madagaskar und den Galapagos-Inseln aufgespürt hat, wo es eine besondere Fülle endemischer Arten gibt, die nur dort und nirgends anders existieren. Aber nicht um seltene Tiere geht es in dem Dokumentarfilm der französischen Biologen Claude Nuridsany und Marie Pérennou, sondern um das Entstehen der Welt wie wir sie kennen, die Genese eben. Hatten sie sich für „Mikrokosmos“ (fd 32 194) noch jahrelang auf eine südfranzösische Wiese gelegt, um Insekten beim Leben zuzuschauen, ging es den Filmemachern jetzt um die Illustration einer Idee: der Einheit von Leben und Materie, dem gemeinsamen Ursprung aller aus einer Erbse im Weltall, kurz: um höchst philosophische und religiöse Betrachtungen der letzten Dinge.

In der Tradition afrikanischer und orientalischer Geschichtenerzähler sitzt ein Schamane in erdfarbener Kleidung vor erdigem Hintergrund, vor sich einen Kessel mit der Urmasse Wasser, und erklärt die Welt; nicht mit geologischen oder biologischen Begriffen, sondern in einer blumigen metaphorischen Sprache, die etwa den Fortpflanzungsinstinkt und die Entwicklung der Zweigeschlechtlichkeit mit der Entdeckung der Liebe umschreibt. Überhaupt unterteilt der Schamane die Genese in Themenfelder, die sich zunächst strikt an die Chronologie halten. Die Entstehung von Raum und Zeit aus dem Urknall wird nicht anhand von Bildern aus Naturparadiesen verbildlicht, sondern mit Hilfe von viel digitaler Technik. Bilder von Lavaströmen und Sturm gepeitschter See stehen dann für die langsame Herausbildung des Planeten Erde, anschließend bilden Einzeller und Quallen, hell erleuchtet vor schwarzem Grund, eindrucksvoll die Entstehung des Lebens. Danach verharren die Filmemacher wie schon im vorherigen Film am liebsten bei den kleineren Lebensformen, die nicht unbedingt zu den ansehnlichsten, dafür aber zu den eigenartigsten und eindrucksvollsten gehören: bei heimtückischen Anglerfischen, kämpfenden Winkerkrabben, einer Eier verschlingenden Schlange, balzenden Weberknechten, schwimmfähigen Riesenechsen. Beeindruckend sind dabei nicht nur die Bilder, die ein größtmögliches Maß an Purismus und farblicher Kohärenz anstreben, sondern auch die Tonspuren, die sich ebenfalls in den Makrobereich begeben und Dinge hören lassen, die es normalerweise nicht zu hören gibt – inwieweit dabei nachgeholfen wurde, sei dahingestellt.

Bis zu den Säugetieren arbeiten sich die Filmemacher nicht vor, wohl im Bewusstsein, dass diese Gattung schon hundertfach im Fernsehen präsentiert worden ist. Auch erhält man keine spezifischen Informationen zu den einzelnen Tierarten – es ist reines Sehen und Staunen, das der Film dem Zuschauer abverlangt, ohne den oft überfrachteten Ballast an Detailwissen, den Tierdokus gerne liefern. Vorrangig ist der Film ein Plädoyer für den Wert allen Lebens in allen Größen, für die fließenden Übergänge zwischen Leben und Materie, die auch die Wiedergeburt in anderen Formen beinhaltet – buddhistische und naturreligiöse Ansichten gebären hier, Ursuppen gleich, ein fruchtbares Gebräu. Einige Einsichten sind interessant, etwa die, dass auch der Mensch als Organismus im ständigen Fließen begriffen sei, andere wirken ein wenig banal. Aber der Film öffnet, ähnlich wie „Mikrokosmos“, Augen und Ohren für fremde Welten, die, mehr oder weniger, vor der Haustür liegen.

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