B-Happy
Drama | Chile/Spanien/Venezuela 2003 | 90 Minuten
Regie: Gonzalo Justiniano
Filmdaten
- Originaltitel
- B-HAPPY
- Produktionsland
- Chile/Spanien/Venezuela
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Sahara/Cinecorp/Igeldo/Joel Films
- Regie
- Gonzalo Justiniano
- Buch
- Fernando Aragón · Sergio Gómez · Gonzalo Justiniano · Daniela Lillo
- Kamera
- Andrés Garretón
- Musik
- Cuti Aste
- Schnitt
- Danielle Fillios
- Darsteller
- Manuela Martelli (Kathy) · Ricardo Fernández (Chermo) · Felipe Rios (Danilo) · Juan Pablo Sáez (Nina) · Eduardo Barril (Radomir, Kathys Vater)
- Länge
- 90 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Kathy lebt mit ihrer Mutter und dem älteren Bruder Danilo in einem abgelegenen Haus in einer kleinen chilenischen Küstenstadt. Die Mutter hilft dem Gemüsehändler im Laden und ist ihm gelegentlich auch sexuell zu Diensten. Danilo ist arbeitslos, schwul und sehnt sich mit seinen Freunden nach einem anderen Leben. Das Familienleben schildert Gonzalo Justiniano als routinierten Kampf ums Überleben. Kein Wunder, dass Radomir nach seiner Entlassung schnell in alte Fahrwasser gerät und untertaucht. In der Schule lernt Kathy Chermo kennen, einen netten Jungen, der ihr Bücher schenkt. Als die Mutter stirbt und Danilo in die Großstadt zieht, bleibt Kathy zurück, und das Erwachsenwerden erscheint wie ein Zwang. „Hast du keine Angst hier, so ganz allein?“, fragt Chermo, als er Kathy besuchen kommt. „Man lernt mit der Angst zu leben!“, antwortet sie, die ihrem Freund in einer hinreißenden Verführungsszene befiehlt, sich auszuziehen. „Deinen Vater oder das Land, in dem du geboren wirst, kannst du dir nicht aussuchen, aber den ersten Freund kannst du wählen“, erklärt sie später stolz einer Freundin. So beschreibt „B-Happy“ das Lebensgefühl einer jungen Chilenin, deren Leben sich dramaturgisch auf einer schiefen Ebene entwickelt. Es gibt Lichtblicke, doch durch eine Folge von Schicksalsschlägen verstärkt sich Kathys Isolation. Im zweiten Drittel beschleunigt Justiniano das Tempo, dem Lebensrhythmus der Großstadt entsprechend, in die es Kathy zieht. Atemlos wird man Zeuge ernüchternder Erlebnisse zwischen Besserungsanstalt und Prostitution. Das alles wird unsentimental und fast beiläufig zu Kathys Suche nach ihrem Vater erzählt.
Der 1955 in Santiago de Chile geborene Gonzalo Justiniano („Gedächtnisschwund“, 1994) ist Absolvent der Pariser „Ecole du Cinéma Louis Lumière“ und arbeitet seit 1985 als Filmemacher. Hatte er sich in „Kopf oder Zahl“ (1990) dem Alltag eines chilenischen Straßenjungen gewidmet und ein Milieu ohne Zukunft beschrieben, so inspirierte ihn zu „B-Happy“ die Begegnung mit einer jungen Kellnerin, die Chile von Süd nach Nord durchquert hatte, um „von vorne anzufangen“. Fasziniert war er vor allem von ihrer Stärke und inneren Kraft: „Sie war für mich der lebende Beweis für jenen starken Instinkt von jungen Frauen und Männern, die das lateinamerikanische Kino normalerweise nicht zeigt.“ Konsequent hält der Regisseur an der Perspektive des Mädchens fest und macht „B-Happy“ zum eindringlichen Porträt einer 14-Jährigen, für die die Phase der Ablösung von der Familie mit deren Verlust zusammenfällt. Trotz ihrer fortschreitenden Vereinsamung entwickelt die Protagonistin innere Reife, weshalb sie die Zügel ihres Lebens immer wieder selbst in die Hand nehmen kann. Justiniano erzählt chronologisch und gradlinig, was dem unbeugsamen Charakter der Protagonistin entspricht, für den er nachdrückliche Bilder findet; so bei der Beerdigungsszene der Mutter: Angetrieben vom Heulen des Windes, der Begräbnismusik und den Worten des Predigers von der Verdammnis, wendet sich Kathy von der kleinen Beerdigungsgesellschaft ab, klettert über Grabsteine und scheint der Bewegung der Kamera in die Baumkronen zu folgen. Am Schluss sitzt sie allein in einem Überlandbus und bricht zu einem Neuanfang auf. Ihr Gesicht zeigt den mürrisch-selbstbewussten Ausdruck einer Kämpfernatur.