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Dokumentarfilm | Deutschland 2002 | 106 Minuten
Regie: Benjamin Geißler
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- Benjamin Geissler Filmprod.
- Regie
- Benjamin Geißler
- Buch
- Benjamin Geißler
- Kamera
- Benjamin Geißler
- Schnitt
- Benjamin Geißler
- Länge
- 106 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Vordergründig dokumentiert der Film lediglich die Suche nach jenen Bildern: ein investigatives Projekt mit Anklängen an klassische Detektivgeschichten, das schon als solches ein spannendes Dokument über eine Reise in die (dunkle NS-)Vergangenheit ergeben hätte. Da tritt eine Fülle von betagten Zeitzeugen auf, die konkrete oder auch nur gänzlich vage Erinnerungen an jene Jahre zu Protokoll geben. Christian Geissler wird bei unzähligen Telefonaten „belauscht“ oder auch nur rauchend auf einer Straße im verschneiten Drohobycz ins Bild gesetzt. Dabei entsteht nach und nach ein vielschichtiges Mosaik von Figuren, gespeist aus ihren Erzählungen über ihre damaligen, aber auch heutigen Lebensumstände. Parallel zu diesen beklemmenden Berichten laufen die Bemühungen, von den beiden Söhnen Felix Landaus Näheres über die ominösen Bilder des Bruno Schulz zu erfahren. Von denen zeigt sich der eine durchaus kooperativ, während sich der andere, der heute in Australien lebt, partout an nichts erinnern will. Eine aufwändige Spurensuche, die ein Happy End hat: Die Geisslers machen die gesuchte Villa ausfindig und entdecken darin in einer winzigen Speisekammer die verschollenen Fresken. Polnische und ukrainische Kunstexperten und Restauratoren werden hinzugezogen, die die Funde examinieren und für echt befinden. Eine kleine Sensation, mit der dieser – bis dahin schon sehenswerte – Film ein durchaus schlüssiges Ende hätte finden können. Doch dann nahm das Projekt eine unerwartete Wendung. In einer Nacht-und-Nebel- Aktion entfernten Angestellte des Jerusalemer Holocaust-Dokumentationszentrums Jad Vashem die Fresken und brachten sie nach Israel. Ein spektakulärer Kunstraub, der weltweit für Aufsehen sorgte und eine Diskussion über die Frage entfachte, wer die rechtmäßigen Erben der künstlerischen Werke von Holocaust-Opfern sind.
So ist der schlichte Titel „Bilder suchen“ ein glattes Understatement für einen facettenreichen Dokumentarfilm, der der Komplexität seiner Thematik auch formal in jeder Hinsicht gerecht wird. Benjamin Geissler erzählt die Geschichte(n) keineswegs linear, sondern lässt sie ohne jeden Off-Kommentar nach und nach aus einer Fülle von heterogenen Elementen entstehen. Da wird mit (Mehrfach-)Überblendungen und einander überlappenden Bild- und Tonspuren gearbeitet, wird im Off aus Werken des Bruno Schulz rezitiert, werden Sequenzen sparsam, aber effizient mit stimmigen Sounds unterlegt. Ein gigantischer Montage-Aufwand, der ein Höchstmaß an Konzentration verlangt, aber nie ins Kunstgewerblich-Artifizielle abgleitet. Dennoch „lebt“ der Film letztlich von all den Menschen, die hier keineswegs nur als Zeitzeugen auftreten. Geissler gelingt das Kunststück, sie in kurzen Skizzen auch in ihren aktuellen Lebenssituationen zu porträtieren. So steckt in diesem Dokumentarfilm einen ganze Fülle von Sujets, von denen jedes für sich schon einen eigenen Film gelohnt hätte.