Voodoo - Mounted by the Gods
- | Deutschland 2003 | 90 Minuten
Regie: Alberto Venzago
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Traumwerk
- Regie
- Alberto Venzago
- Buch
- Kit Hopkins
- Kamera
- Alberto Venzago
- Musik
- Jochen Schmidt-Hambrock
- Schnitt
- Jean-Claude Piroué
Der Film erzählt von der Suche des alternden Voodoopriesters Mahounon nach einem Nachfolger. Zahlreiche Kinder mit der „besonderen Gabe“ werden als Novizen einer schweren einjährigen Prüfung unterzogen, bis schließlich das Voodoo-Orakel Fa über ihre Eignung entscheidet. Nach jahrelanger vergeblicher Ausschau weist das Orakel schließlich auf den zwölfjährigen Gounon. Fortan kümmert sich Mahounon um die sechs Jahre dauernde Unterweisung in den verborgenen Praktiken des Mawu-Lissa-Voodoo- Kultes. Um vor Missbrauch zu schützen, gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Im Kloster selbst kommuniziert man mit zwei Geheimsprachen. Nach der bis dato geradlinig aufgebauten Erzählstruktur zersplittert die Dramaturgie. Der Film sammelt Mosaiksteine. Dafür springt er von verschiedenen Kultpraktiken zu weihevollen Zeremonien, zeigt Opferrituale, Leichenbeschauung und Landschaftsbilder oder begleitet seinen Protagonisten auf einem Moped. Erst zum Ende hin führt Regisseur Venzago die Bildenden in der spirituellen Initiationsfeier des Nachfolgers wieder zusammen.
„Mounted by the Gods“ ist kein Dokumentarfilm, sondern ein filmästhetisches Experiment, das tief in die Welt des Voodookultes eintaucht. Venzago möchte zum einen mit den Klischees der Schwindler und Scharlatane aufräumen, gleichzeitig aber auch das Geheimnisvolle und Zauberhafte dieser mündlich tradierten Kultur bewahren. Die Bedeutung des Wortes „Voodoo“ gibt das Stichwort vor: „das, was sich nicht ergründen lässt“. Informationen werden daher nicht sachlich, sondern emotional vermittelt. Der Regisseur zeigt kein Interesse daran, die Wirkungsweisen, religiösen Ursprünge oder Querverbindungen zu anderen Kulten auszuleuchten. Stattdessen entzieht er seinen Bildern die Farbe, reduziert sie auf kontrastreiches Schwarz-weiß; hier und da schleichen sich Orangetöne oder blaue Farbpigmente wie Zeichen der Götter in die Landschaftsaufnahmen ein. Die Kamera ist verliebt in Gesichter. Immer wieder schweift sie von einem Porträt zum anderen, zeigt Großaufnahmen der Sinnesorgane, liest die vernarbten Hautpartien wie Schriftrollen. Sie tanzt mit den von den Göttern Besessenen, bis sie selbst außer Kontrolle gerät, mit Kamerarissen Kamerarissen die Szenerie zum wilden Schattenspiel stilisiert. Dieser Ansatz spiegelt sich auch akustisch wieder. In der tranceartigen Initiationsfeier tanzen die Einwohner nicht zu den Klängen ihrer Trommeln, sondern zu denen des Filmorchesters Babelsberg. Der Komponist Jochen Schmidt-Hambrock hat zusammen mit Peter Scherer und Boris Blank eine Mischung aus sphärischen Klängen, Technobeats und Eingeborenengesängen geschaffen, die bewusst die dokumentarische Ebene hinter sich lässt. Authentische Aufnahmen von Schlagwerk oder Kinderchören aus Benin tauchen als Computersamples im zeitgemäßen Soundmix wieder auf. So entsteht ein audiovisueller Strudel, der die Ekstase nicht mit kühler Sachlichkeit entzaubert, sondern die geheimnisvolle Energie der Rituale zu bewahren sucht. Der Film läuft damit aber auch Gefahr, sein Anliegen und Potenzial einer von Klischees befreiten Perspektive auf den Voodookult zu verspielen. Eine extrem niedrig angesetzte Kamerafahrt über einen Friedhof mit Grabsteinen pflegt unfreiwillig die stereotypen Darstellungen im Horrorfilm. James Bond begann damals nach einer ähnlichen Einstellung seine Nachforschungen in einem Souvenir- Shop, und Sir George Martin arrangierte die Musik für die Voodoo-Tänze.