Alles wegen Benjamin!

Drama | Frankreich 2002 | 86 Minuten

Regie: Fabrice Cazeneuve

Ein 17-jähriger Junge in einer Kleinstadt bei Paris, bester Schwimmer seiner Schule, wird von allen geschnitten, als bekannt wird, dass er homosexuell ist. Er leidet unter seinem Außenseiterdasein, ist zugleich aber froh, dass die Lügen ein Ende haben. Durch die Förderung seines Vaters und des Schwimmlehrers kann er die Krise überwinden. Die Geschichte wird aus einer Fülle unterschiedlicher Blickwinkel erzählt, wobei manches klischeehaft und gekünstelt wirkt. Die behutsame, ganz auf die Charaktere gestützte Inszenierung und das überzeugende Spiel der Darsteller machen die unterschiedlichen Gefühlswelten dennoch glaubhaft und den Problemfilm zu einem sympathischen Plädoyer für Toleranz. (O.m.d.U.) - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
A CAUSE D'UN GARCON | CARNETS D'ADO - A CAUDE D'UN GARCON
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Capa Drama/M6 Métropole
Regie
Fabrice Cazeneuve
Buch
Vincent Molina
Kamera
Stephan Massis
Musik
Michel Portal
Schnitt
Jean-Pierre Bloc
Darsteller
Julien Baumgartner (Vincent) · Julia Maraval (Noémie) · François Comar (Stéphane) · Jérémie Elkaïm (Benjamin) · Patrick Bonnel (Vater Bernard)
Länge
86 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Salzgeber (FF; DD2.0 frz.)
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Diskussion
Die Eltern reagieren verständnisvoll, der Bruder anfangs auch, die Freundin ist sauer, und die Mitschüler und Lehrer wollen am liebsten nichts mehr mit dem 17-jährigen Vincent zu tun haben. Dabei war der sanfte Junge, der beste Schwimmer der Schule, überall beliebt. Bis ausgerechnet Benjamin, der Junge, in den Vincent verliebt ist, an die Schultür schrieb, dass Vincent schwul sei. Bisher wusste das keiner, selbst Vincent war sich seiner Gefühle nicht sicher, er hatte auch Sex mit seiner Freundin Noémie. Warum Benjamin, der Neue an der Schule, der ihn immer anlächelte und mit seinen Blicken bedrängte, sich sofort zurückzieht, als Vincent ihn küsst, und das alles verändernde Graffiti schreibt, weiß Vincent nicht. Doch nun, da alle sein Geheimnis kennen, leidet der in einer Kleinstadt bei Paris lebende Junge darunter, ein Außenseiter zu sein. Zugleich freut er sich, dass die Lügen ein Ende haben und er endlich er selbst sein kann. Zwar weint er sich gelegentlich bei Noémie aus, die ihn immer noch liebt und wohl eher aus Verzweiflung mit seinem bestem nichtschwulen Freund Stéphane ins Bett geht, aber allmählich wird Vincent stärker und findet in seinem Vater und seinem Schwimmlehrer Freunde und Förderer. Er schwimmt im Wettkampf so gut, dass er das ersehnte Sportstipendium erhält und die Mitschüler ihn wieder respektieren, außerdem kommt es zum Happy End der Verliebten. Benjamin, der unter den Blessuren seiner vorherigen Beziehung litt, hat Vincent nicht aus Bosheit „geoutet“, sondern aus Unsicherheit, weil er sich noch nicht auf eine neue Liebe einlassen wollte.

Fabrice Cazeneuve inszenierte das schwule Coming-Out und die Reaktionen darauf aus einer Fülle von Blickwinkeln. Dabei wirkt manches klischeehaft (die Hänseleien der Mitschüler), manches lächerlich (ein Lehrer gesteht Benjamin, dass er ebenfalls homosexuell ist und bietet Hilfe an), manches überflüssig (die Eifersucht von Vincents Bruder, der sich vernachlässigt fühlt) und anderes künstlich (das mehrfache Happy End). Aber Cazeneuve konzentriert sich nicht nur auf seine Hauptfigur, sondern zeigt, dass sich die Gefühlswelt auch bei seinen Mitschülern und bei den Erwachsenen in Unruhe befindet, in der jeder erst einmal zu sich selbst finden und seine Vorurteile überwinden muss. Auch wird das Schwulsein nicht verherrlicht, wie es in anderen Filmen des Genres üblich ist. So ist Vincent abgestoßen vom Verhalten der nur wenige Jahre älteren Männer im Pariser Homosexuellen- Viertel. Die behutsame, ganz auf die Charaktere gestützte Inszenierung und das überzeugende Spiel der Darsteller lassen die Gefühle glaubwürdig erscheinen und machen den in erster Linie für Jugendliche gedachten Problemfilm mit seinem Plädoyer für Toleranz durchaus sympathisch.

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