- | Deutschland 2002 | 90 Minuten

Regie: Karsten Laske

Vier ehemalige Grenzsoldaten der NVA begegnen sich nach 14 Jahren für einen gemeinsamen Job als Minensucher in der ostdeutschen Provinz wieder und müssen sich der lange Zeit verdrängten Frage stellen, ob sie damals am Tod eines Kameraden schuldig geworden sind. Inszenatorisch und erzählerisch umständlich entwickeltes Drama mit Schwächen in der Schauspielerführung und den allzu papiernen Dialogen. Dank einiger sehr grundsätzlich und ernsthaft formulierter Fragen nach Lebenslügen und Verdrängungsmechanismen ist der Film dennoch diskussionswert. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Propeller 7 Koppfilm/Ostwind (ORB/ZDF)
Regie
Karsten Laske
Buch
Karsten Laske
Kamera
Ngo The Chau
Musik
Paul Wuthe · Jens Müller
Schnitt
Colestine Brandt
Darsteller
Esther Esche (Sylvia) · Arnd Klawitter (Christoph) · Simon Werner (Stefan) · Axel Prahl (Konrad "Bussi") · Marko Bräutigam (Mirko "Schneewittchen")
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
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Diskussion
Am Ende liest ein Kind aus dem Off laut den offiziellen Text des Feierlichen Fahneneids der NVA vor und scheint selbst über die pathetischen Drohungen zu staunen, die dort für den Fall ausgestoßen werden, dass man der Armee und der DDR die Treue bräche und Verrat übe; dann nämlich würde einen nicht nur die ganze Härte des Gesetzes der sozialistischen Republik treffen, sondern ebenso „die Verachtung des werktätigen Volkes“. Eigentlich müsste dieser pointierte Schlusskommentar bereits am Anfang der Geschichte auftauchen, vermittelt er doch eindrücklich ein Gespür dafür, welch großer seelische und moralische Druck auf manchem Soldat der NVA gelastet haben mag, vor allem dann, wenn er in einen extremen Entscheidungs- und Gewissenskonflikt geriet. In „Hundsköpfe“ geht es genau um diese moralische Not einiger Grenzsoldaten, die sich 14 Jahre nach Beendigung ihrer Dienstzeit noch einmal begegnen. Um sich etwas Geld dazu zu verdienen, sind sie in die ostdeutsche Provinz gereist, um ein Stück Bauland, das zu einem Golfplatz ausgebaut werden soll, nach „Blindgängern“ abzusuchen. Sie hausen derweil in heruntergekommenen, notdürftig wieder hergerichteten Datschen im Wald und schaffen sich ein Ambiente, das sie schnell in alte DDR-Zeiten zurückversetzt. Bald schon wird klar, dass es noch einen tieferen Grund dafür gibt, dass man wieder zusammenkam: Während der gemeinsamen Dienstzeit kam ein Kamerad zu Tode, der über den Grenzfluss in den Westen fliehen wollte; die Tragödie wurde für die Akten offensichtlich geschönt, die Wahrheit bei allen Beteiligten bis heute verdrängt. Christoph, einer der vier Männer, ist inzwischen mit Sylvia verheiratet, die die Freundin des Toten war; und auch Sylvia macht sich zeitgleich auf, sowohl in Stasi-Akten als auch in Gesprächen nach der Wahrheit zu suchen. So sind es zwei Handlungsstränge, die Karsten Laske in seinem dritten Spielfilm parallel entwickelt, um sie allmählich immer deutlicher zu verzahnen. Schnell wird sichtbar, dass es um ein Stück Vergangenheitsbewältigung geht, das durchaus von existenzieller Bedeutung für die Gegenwart ist: Es geht nicht allein um Schuld im Angesicht eines repressiven Militärapparates, der junge Männer mit Gewalt und überzogener Autorität Untertanen-Geist „eintrichterte“, es geht vielmehr auch um die lange unverarbeiteten Nachwirkungen solcher „Erziehung“, die in Ängsten, Verdrängung und tiefer Verunsicherung mündeten. So ist es für Sylvia vor allem eine Frage des Vertrauens: Kann sie zukünftig noch mit Christoph leben, ganz gleich, ob er oder ein anderer der Männer Schuld auf sich lud? Es sind brisante, diskussionswerte Fragen, die Laske anspricht in einem Film, der nicht ungeschickt die „historischen“ wie aktuellen Ereignisse verrätselt und dabei auch nicht griffige Erzählmuster scheut. Da gibt es Krimi- und Western-Anklänge, sogar Anleihen bei Gruselsujets, wenn es darum geht, einen nicht erklärbaren und deshalb um so bedrohlicheren Schwebezustand zu schaffen. Intensiv vermittelt sich eine seltsame „Provinz-Stimmung“ voller Menschen in ungeklärten Lebenszuständen, die alle irgendwie „in der Luft“ zu hängen scheinen. Doch wenn die Geschichte aus dieser nebulösen Stimmung heraustritt und konkret werden muss, offenbaren sich eklatante dramaturgische Mängel, die Wirkung und Aussagekraft schwächen: Nicht nur, dass sich die viel zu zahlreichen Personen- und Ortswechsel kaum zu einem flüssigen Rhythmus verdichten, werden die entscheidenden Gespräche dermaßen lieb- und leidenschaftslos „aufgesagt“, ja regelrecht deklamiert, dass man glaubt, es eher mit einer hölzernen Amateuraufführung als einem überzeugenden Drama zu tun zu haben. Gerade in der Schauspielführung und der Ausarbeitung der Dialoge offenbart sich ein Ausmaß an Defiziten, das die respektablen hohen Ansprüche der Geschichte nachhaltig untergräbt.
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