Matrix Reloaded

Science-Fiction | USA 2003 | 136 Minuten

Regie: Andy Wachowski

Fortsetzung des apokalyptischen Science-Fiction- und Actiondramas "Matrix": Der von der Menschheit, die von intelligenten Maschinen kontrolliert und gezüchtet wird, als "Erlöser" gefeierte junge Programmierer durchdringt nunmehr mühelos die von der Matrix geschaffene Scheinwelt, wobei er auf der Suche nach dem Schlüsselmacher von zahllosen Gegnern, aber auch seinen Angstträumen attackiert wird. Setzte der erste Teil neue gestalterische Standards, werden nun die Muster lediglich neu geordnet und ins Bombastische übersteigert. Der spielerisch-philosophische Hintergrund leidet vor allem unter der Atemlosigkeit der Effekte, wobei überlange Dialoge uninspiriert mit lärmenden Action- und Kampfsequenzen wechseln. Die Abgründigkeit des gedanklichen Entwurfs geht dabei ebenso verloren wie der Sinn fürs Timing. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE MATRIX RELOADED
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2003
Produktionsfirma
NPV/Silver Pic./Village Roadshow/Warner
Regie
Andy Wachowski · Larry Wachowski
Buch
Andy Wachowski · Larry Wachowski
Kamera
Bill Pope
Musik
Don Davis · Rob Dougan · Ben Watkins
Schnitt
Zach Staenberg
Darsteller
Keanu Reeves (Thomas Anderson/Neo) · Laurence Fishburne (Morpheus) · Carrie-Anne Moss (Trinity) · Hugo Weaving (Agent Smith) · Gloria Foster (Oracle)
Länge
136 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Science-Fiction
Externe Links
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Heimkino

Die Extras der Doppel-DVD enthalten u.a. eine sehr informative Dokumentation ("Freeway Chase", 31 Min.), die sich einzig mit einer aufwendigen Autoverfolgungssequenz beschäftigt. Nachdem vor allem die DVD-Ausgaben zu Teil 2 und 3 der monumentalen SF-Saga hinter den Erwartungen zurückblieben, hat Warner die gesamte Trilogie sowie die dazugehörige Trickfilmanthologie "Animatrix" zu einer Box zusammengefasst und mit sechs Bonus-DVDs ergänzt. Die "Ultimate Collection" präsentiert dabei auch die Filme selbst in einem neuen, von den Regisseuren abgesegneten Transfer, der für eine mitunter noch brillantere Bildqualität verantwortlich zeichnet als in den bisherigen Veröffentlichungen. Der an sich schon annähernd mustergültigen Edition des ersten Teils wurden noch zwei weitere Audiokommentare hinzugefügt: Auf dem ersten sind die Philosophen Dr. Cornel West und Ken Wilber zu hören, die sich mit den metaphysischen und existenzialistischen Implikationen des Films beschäftigen. Der zweite Audiokommentar mit den Filmkritikern John Powers (Vogue), Todd McCarthy (Variety) und David Thomson (Autor des "New Biographical Dictionary of Film") betrachtet hingegen die Rezeptionsgeschichte sowie die filmischen Aspekte des Werks. Der Audiokommentar der Hauptdarstellerin Carrie-Anne Moss, des Cutters und des Komponisten sind weiterhin nur auf der amerikanischen Einzel-DVD erhältlich (siehe auch DVD-Eintrag unter "Matrix"). Die ebenfalls als Bonus-DVD beigegebene, bereits separat käufliche "Matrix - Rückblicke, Einblicke, Ausblicke" komplettiert mit seinen Analysen und Dokumentationen den erschöpfenden Blick auf das Original von 1999. Zum zweiten und dritten Teil sind ebenfalls die Audiokommentare der Philosophen und der kritisch argumentierenden Kritiker zuschaltbar. Die umfangreichen Extras der bereits veröffentlichten Doppel-DVD von "Matrix Reloaded" wurden neu konzipiert und sind ausführlicher. So bietet die Analyse der "Autoverfolgungssequenz" noch weiteres Hintergrundmaterial und geht genauer auf die Macher (Hintergrundfeatures zur Stuntmencrew) ein. Auf der achten Bonus-DVDs beschäftigen sich weitere Kritiker, Philosophen und Filmhistoriker mit dem "Matrix"-Universum und unterbreiten dem Interessierten mannigfaltige Deutungen in dem abendfüllenden Feature "Die Wurzeln der Matrix". DVD neun betrachtet in "Die Burly Man Chroniken" die Produktion des Computerspiels "Enter the Matrix"; DVD zehn rundet mit "Die Archive Zions", die eine Fülle von Storyboards, Trailern, Musikvideos und Konzept-Animationen enthalten, die referenzwürdige Edition ab. Die am 7.12.2004 erschienene referenzwürdige Ultimate Collection mit der Trilogie sowie der Animations-Anthologie "Animatrix" ist mit dem Silberling 2004 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD6.1 engl./dt.)
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Diskussion
Seit 1999 haben sich Heerscharen von Philosophen, Theologen, Psychoanalytikern und anderen Intellektuellen über die „Matrix“ (fd 33 720) hergemacht und sie als willkommene Plattform für ihre gehobenen Deutungsversuche genutzt. Plötzlich ließen sich wieder ganze Hörsäle mit unverständlichem Gebrabbel und verquasten Theorien füllen. Derweil sich die gelehrten Kreise am Hauch des Populären berauschten, beruhte die Begeisterung des einfachen Mannes wie des Kritikers darauf, endlich wieder einen „coolen“ Actionfilm mit noch nie dagewesenen Kampfszenen serviert zu bekommen. Wo liegt die Wahrheit? Ist die „Matrix“-Trilogie Studenten- oder Pöbelfutter? Oder am Ende gar beides? Und wird man der Antwort näher gekommen sein, nachdem „Matrix Reloaded“ appliziert wurde? Was die Handlung betrifft, geht es 136 Minuten lang voran: Neo hat inzwischen an seinen Fähigkeiten Gefallen gefunden. Kraft seiner Durchdringung der Matrix stellt er sich jedem Kampf, und sei dieser noch so aussichtslos. Selbst in dutzendfacher Ausführung kann ihn sein alter Gegenspieler Agent Smith nicht mehr schrecken. Auszeiten vom harten Erlöserdasein gewähren ihm – wie einst Peter Pan – unbeschwerte Flugstunden. Doch kein Held ohne Zweifel: Neo wird von Träumen verfolgt, in denen seiner Geliebten Trinity der Tod widerfährt. Die bange Frage stellt sich: Sind das nur die Angstträume eines fürsorglich liebenden Supermannes oder doch die sich selbst erfüllenden Visionen eines Weltenretters? Während sich Neo und Trinity im altarmäßig beleuchteten Felsalkoven mystischem Sex hingeben, droht Zion, der unterirdischen Fluchtburg widerständischer Menschen, die Zerstörung. Von einer übermächtigen Maschinenarmee angegriffen, trennen die Rebellenkolonie lediglich ein paar Stunden vom Untergang. Nur Morpheus glaubt weiterhin unerschütterlich an das siegreiche Ende des Kampfes. Er vertraut auf Neo und die Prophezeihung des Orakels. Was aber wäre, wenn auch das Orakel auf der Seite des Feindes stünde? Oder sich Agent Smith plötzlich zu den Menschen hingezogen fühlte? Immer noch ist die Frage offen, was die Matrix im Innersten zusammenhält, und wer ihr oberster Designer ist. Um die Matrix zu knacken, braucht die aufständische Menschheit deshalb dringend den Schlüsselmacher. Aber der Hüter sämtlicher Türen wird von Merowinger, einem bösen, französisch fluchenden Programm gefangen gehalten. Welch ein Glück, dass Persephone, die Monica Bellucci gewordene Göttin der Unterwelt, bereit ist, für einen menschlichen Zungenkuss Geheimwissen zu verraten. Und Neo inzwischen auch diese Kräfte beherrscht. Ist das der Stoff, aus dem Tiefsinn gemacht ist? Larry und Andy Wachowski stehen ganz offensichtlich mehr in der Tradition von Georg Lucas als in der Platons und Schopenhauers. Sie verbreiten allerhöchstens Aphorismen-Philosophie ohne jeden Sinn für Zusammenhänge und Plausibilität. Unbeschwert mixen sie alles, was tiefsinnig scheint. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn sie selbst nicht an das glauben würden, was sie erzählen. Es scheint, als ob die Verzückung der Philosophen bei ihnen selbst am meisten Schaden angerichtet hat. Mit „Matrix Reloaded“ enthüllen die Brüder treuherzig, was sie sich bei all dem gedacht haben und verheddern sich heillos in Plattitüden und Nonsense. „Glaubt, wie ich glaube!“, sagt Morpheus – und man mag gar nicht glauben, dass alles tatsächlich so inhaltsleer ist, wie man schon bei „Matrix“ befürchtet hatte. Um den bedeutungsschwangeren Nimbus wahren zu können, wird in „Matrix Reloaded“ eindeutig zu viel geredet. „Du bist nicht hier, um Dich zu entscheiden. Die Entscheidung hast Du bereits getroffen. Du bist hier, um zu begreifen, warum Du diese Wahl getroffen hast.“ Das ist einer von zahllosen Schlüsselsätzen, die sich selbst entlarven und jedes bereits geplante Symposium im Keime ersticken. Vollends erdrückt wird „Matrix Reloaded“ von der Hypothek an Pseudoreligiosität, die man sich im ersten Teil aufgehalst hat. Neo kämpft doch tatsächlich im Priesterlook, und die „Zionisten“ werden zum Gebet in den Tempel geladen, wo sie brav die Schuhe ausziehen. Zu wem gebetet wird, was all die Rituale sollen, und welche Religion der Hohepriester Neo verkörpert, das wissen nicht einmal die Götter. „Matrix Reloaded“ ist die Umkehrung des Märchens von des Kaisers neuen Kleidern: bombastische Hülle – kein Inhalt. Das alles ficht den Kritiker jedoch noch lange nicht an, wenn wenigstens die Action stimmen würde. Aber der Film leidet – allerdings unverschuldet – am eigenen Erfolg. Seit 1999 hat jeder zweite Actionfilm den „Matrix“-Stil kopiert. Damit ist das, was damals an den Kinosessel fesselte, zum Standard geworden. „Matrix Reloaded“ wirkt visuell nicht mehr innovativ, sondern lediglich wie solides Mittelmaß. Nur während einer halsbrecherischen Autoverfolgungsjagd werden neue Register gezogen. Hier funktioniert für einige Minuten, was den ersten Teil zum Vergnügen werden ließ: Altbekannte Muster werden neu angeordnet und erzeugen dadurch auch neuen Reiz. Das Spiel mit Türen, von denen man nie wissen kann, ob sie hinaus oder hinein führen, ist ebenfalls reizvoll. Ansonsten wird reproduziert und dupliziert – „reloaded“ halt. Durch die überlangen Dialoge geht zudem auch noch der Sinn fürs Timing verloren. Solange man in Atem gehalten wird, kann die Story noch so hirnrissig und inkonsistent sein: Das Vergnügen wird nicht geschmälert. Aber wenn den Zuschauern zu viel Zeit bleibt, geraten selbst Popcorn-Cineasten ins Grübeln und bleiben schließlich außen vor. Am Überraschendsten nach der langen Produktionszeit aber ist, dass „Matrix Reloaded“ bereits jetzt verstaubt wirkt, obwohl Schmutz und Dreck in der Unterwelt sorgfältig herausgeputzt wurden. Schuld am Retro-Look ist nicht nur, dass offenkundig „Superman“ (fd 21 065) mit „Metropolis“ (fd 35 434) gekreuzt wurden. Wenn der Rat in Zion zusammensitzt, wird man so unvermittelt an „Raumschiff Enterprise“ erinnert, dass man sich mühelos vorstellen kann, wie man in ein paar Jahren über den biederen Look des Films schmunzeln wird. Wenn es in „Matrix Reloaded“ einen Gott gibt, dann ist es der Designer – und dem ist nicht erst beim genieteten Councillor-Amt die Schöpferkraft ausgegangen. Wäre es bei „Matrix“ geblieben, könnte man auch in Zukunft lustvoll darüber spekulieren, was denn die Matrix sei, wozu Neo berufen wurde und wie das Ganze ausgeht. Vielleicht hätte dieser Film, wäre er ein Unikat geblieben, sogar das Zeug zum Klassiker gehabt. Aber mit „Matrix Reloaded“ reichen die Wachowski-Brothers selbst den Hammer zur Demontage. Ob in dieser Situation die philippinische Operationsmethode noch hilft, mit der Neo bei Trinity Hand anlegt? Man wird es in „Matrix Revolutions“ erfahren. Allein, bei Morpheus, der Glaube daran fällt immer schwerer.
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