Der Sohn der Braut

- | Argentinien/Spanien 2001 | 125 Minuten

Regie: Juan José Campanella

Das Leben eines 43-jährigen argentinischen Geschäftsmannes gerät aus den Fugen, als sein Vater den Wunsch äußert, die an Alzheimer erkrankte Mutter nach 40-jähriger Ehe auch kirchlich heiraten zu wollen. Eine einfühlsame, überzeugend gespielte Komödie mit dramatischen Zügen, die grundsätzliche Sinnfragen stellt und eine Menschlichkeit propagiert, die nur durch solidarisches Handeln erreicht werden kann. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
EL HIJO DE LA NOVIA
Produktionsland
Argentinien/Spanien
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
Pol-ka/Patagonik/Jempsa/Tornasol
Regie
Juan José Campanella
Buch
Fernando Castets · Juan José Campanella
Kamera
Daniel Shulman
Musik
Angel Illaramendi
Schnitt
Camilo Antolini
Darsteller
Ricardo Darín (Rafael Belvedere) · Héctor Alterio (Nino Belvedere) · Norma Aleandro (Norma Belvedere) · Eduardo Blanco (Juan Carlos) · Natalia Verbeke (Naty)
Länge
125 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Movienet/Lighthouse Home Entertainment
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Diskussion
Angewidert schaut das kleine Mädchen den Vater an, als er zum wiederholten Mal das gemeinsame Essen unterbricht, um mit hektischer Stimme Anweisungen am Telefon zu geben. Nur einmal in der Woche sehen sie sich, und selbst dann hängt Rafael fast nur am Telefon. Mit seinen 43 Jahren glaubt er, dass das Leben für ihn in vielen Punkten besser laufen könnte. Seine ganze Zeit und Energie steckt er in das italienische Luxusrestaurant, das seine Eltern vor Jahrzehnten in Buenos Aires eröffnet haben; seine Ehe ist schon seit Jahren geschieden, für die gemeinsame Tochter bleibt kaum Zeit. „Auswandern, in Mexiko Pferde züchten oder einfach meine Ruhe haben“, sagt Rafael und wünscht sich ein Leben ohne Probleme und besonders ohne anstrengende Bindungen – auch die Beziehung zu seiner Geliebten Naty möchte er eigentlich auf einem unbelastenden Minimum halten. Kurzum, Rafael ist der Prototyp des gestressten Erfolgsmenschen. Er hat keine Freunde, und selbst seine an Alzheimer erkrankte Mutter Norma besucht er nur einmal im Jahr. Deshalb kann er auch mit der sonderbaren Idee seines Vaters Nino wenig anfangen, der nach 40 Jahren Ehe Norma plötzlich einen Herzenswunsch erfüllen will: ihr da Ja-Wort in der Kirche zu geben, wofür er sogar seine letzten Ersparnisse opfern und seine atheistischen Prinzipien über Bord werfen will. Rafael bleibt skeptisch – kann sich seine Mutter bisweilen doch gar nicht mehr daran erinnern, überhaupt verheiratet zu sein. „Der Sohn der Braut“ ist der zweite Spielfilm des argentinischen Regisseurs Juan José Campanella, der in Spanien zum überwältigenden Kinoerfolg avancierte. Dies verdankt der Film wohl besonders den Leistungen der Schauspieler, die zu den Besten des argentinischen Films gehören: Wenn Norma Aleandro mit ebenso leerem wie zärtlichem Blick zum Teddybären greift und ihren Sohn noch für einen kleinen Jungen hält, Hector Alterio in seiner Mischung aus heiterem Fatalismus und Entschlossenheit die Eheschließung vorantreibt oder Ricardo Darín als Geschäftsmann am Wendepunkt steht, dann sind diese Charaktere mit besonderem Leben erfüllt. Der Film lebt von einer feinen Balance zwischen Humor und rührenden Momenten, wobei er eine immer präsente Situationskomik mit Grundfragen der menschlichen Existenz zwischen Midlife-Crisis, italienischen Delikatessen und komplizierten Beziehungen verbindet. So hat Rafael sein Verhältnis zur Mutter beispielsweise nie ins Reine bringen können. Aus der Beschützerin, die den Sprössling im Zorro-Gewand vor den Übergriffen der Spielkameraden rettete, aus der Mutter, die über den Abbruch seines Studiums bitter enttäuscht war, ist eine hilflose Frau geworden, die für die Lebensbeichten des Sohns nicht mehr empfänglich ist. Doch gerade in solchen hoffnungslosen Situation entwickelt der Film einen sehr eigenen Humor, wenn etwa der Priester die Kosten der Eheschließung teilnahmslos kalkuliert oder die Mutter ihre Enkelin zum zehnten Mal nach dem Namen fragt. Obwohl die argentinische Gegenwart im Mittelpunkt steht, wird die aktuelle Krise des Landes nicht erwähnt; die Geschichte ist universell, ließe sich auch in Athen, Madrid oder New York erzählen. Rafael zahlt seinen Preis für seine Unfähigkeit, glücklich zu sein. Erst nach einem Herzinfarkt wird ihm klar, dass er sein Leben radikal ändern, das Restaurant verkaufen und alle Bindungen abstreifen muss; bis ihm dämmert, dass erst das verlässliche Miteinander Menschlichkeit schafft und eine Mischung aus Wille und Improvisation alle Hemmnisse überwindt - selbst die Unmöglichkeiten für Norma und Nino, sich nach kirchlichem Recht trauen zu lassen. In seinen komischen und grotesken, aber auch tragischen Momenten zeichnet Campanellas Film eine Gegensätzlichkeit zwischen der kalten Perfektion des geschäftlichen Erfolgs und einer liebenswerter Hilflosigkeit, die das Leben lebenswert macht, und stellt dies ohne Zynismus den Standardformeln kalkulierter Selbstverwirklichung gegenüber. In seiner leichten, aber anrührenden Form gelingt es dem Film, grundsätzliche Sinnfragen aufzuwerfen, wobei er in der liebenswerten Charakterisierung seiner Protagonisten an die besten Filme Frank Capras erinnert und eine Menschlichkeit propagiert, die sich nicht nur zur Weihnachtszeit entfalten sollte.
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