Der letzte Komödiant - Mr. Saturday Night

Tragikomödie | USA 1992 | 119 Minuten

Regie: Billy Crystal

Die "Kündigung" seines Managers und Bruders stürzt einen 73jährigen Entertainer in eine schwere Krise und den verzweifelten Kampf um ein Comeback. In zahlreichen Rückblenden schildert der Film Höhe- und Tiefpunkte einer langen Karriere und der komplexen Beziehung eines ungleichen Brüderpaares. Vom sentimentalen Finale abgesehen, hält der temporeich inszenierte Film sicher die Balance zwischen Komik und versteckter Tragik. Ebenso unterhaltsam wie anrührend. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
MR. SATURDAY NIGHT
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Castle Rock/New Line
Regie
Billy Crystal
Buch
Lowell Ganz · Babaloo Mandel · Billy Crystal
Kamera
Don Peterman
Musik
Marc Shaiman
Schnitt
Kent Beyda
Darsteller
Billy Crystal (Buddy Young jr.) · David Paymer (Stan Yankelman) · Julie Warner (Elaine) · Helen Hunt (Annie) · Mary Mara (Susan)
Länge
119 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Tragikomödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (FF P&S, DD2.0 engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
Ein "netter Kerl" ist Buddy Young jr. nie gewesen. Schon als Junge im heimischen Wohnzimmer, als er noch den jüdischen Namen Yankelman trug, war sein Humor immer aggressiv. Die fetten Anne der Mutter, der Bauch des Onkels waren bevorzugte Zielscheiben seines schlagfertigen Spotts. Immerhin, die "Opfer" seiner zielsicheren Attacken haben sich köstlich amüsiert. Damals war Buddy noch nicht der gefeierte Alleinunterhalter, sondern Partner seines jüngeren Bruders Stan.

Fast 60 Jahre später. Stan "kündigt" seinem Bruder und will sich zur Ruhe setzen. Partner waren sie bis ins hohe Alter geblieben, wenn auch nicht auf der Bühne. Vor dem allerersten Auftritt schon hatte der scheue Stan das Handtuch geworfen und sich aufs Management verlegt. Fortan arbeitete Stan stets im Schatten des Bruders, treuer Helfer und "Blitzableiter", der Buddys Launen ausbaden, Engagemant organisieren, Mädchen "besorgen" durfte.

Mit Stans Rückzug bricht für Buddy eine Welt zusammen. Hat sich doch gleichzeitig das geplante Engagements für den Winter zerschlagen. Nun ist der einstige Star auf sich gestellt, ein 73jähriger Entertainer, dessen "One-Liner" nur noch auf Seniorenveranstaltungen Anklang finden. Seine Aggressivität richtet sich nun gegen den "Verräter" Stan, gegen seine geduldige Ehefrau Elaine, gegen sich selbst. Zudem führt ihm die komplexbeladene Tochter Susan seine Versäumnisse als Vater vor Augen. Ohne Engagement vegetiert Buddy im Fernsehsessel vor sich hin. Von einem befreundeten Manager fühlt er sich verraten, als dieser sein Comeback in die Hände einer jungen Mitarbeiterin legt, die nie von Buddy gehört hat. Doch die engagierte Annie vermittelt ihren Schützling sogar an einen Starregisseur, der Buddy in seinem Film besetzen möchte. Als es nur eine Nebenrolle sein soll, fühlt sich der alte Mann abermals in seinem Stolz verletzt.

"Der letzte Komödiant" ist zuallererst eine furiose Ein-Mann-Show Billy Crystals, der als Produzent, Regisseur, Autor und Hauptdarsteller fungiert. In zahlreichen Rückblenden schildert der Film die Stationen einer Karriere über mehr als ein halbes Jahrhundert. Dabei gelingt es Crystal, Buddys zahlreiche Auftritte als Mosaiksteine anzulegen, aus denen sich bald das Bild einer schwierigen Persönlichkeit zusammensetzt. Im tiefsten Inneren ein Menschenfeind, verbirgt sich hinter Buddys aggressiver Komik ein sehr widersprüchlicher und verletzlicher Charakter. Auch die für den Film zentrale Beziehung zwischen Buddy und der völlig entgegengesetzten Persönlichkeit Stans offenbart sich erst im Verlauf der Handlung als komplexes Geflecht von Geben und Nehmen.

Der Film bewahrt sich über weite Strecken eine überzeugende Mischung aus Komik und Tragik. Buddys schlimmster Rückschlag, ein völlig unbeachteter Auftritt in der Ed-Sullivan-Show unmittelbar nach den Beatles, ist bezeichnenderweise eine der komischsten Sequenzen des ganzen Films. Erst zum Ende hin verfällt Crystal gelegentlich in überflüssige Hollywood-Sentimentalitäten und verschleppt das lange Zeit beachtliche Tempo. Schwächen, die man einem bis dahin gleichermaßen unterhaltsamen wie anrührenden Film verzeihen kann. Sollte sich "Der letzte Komödiant" hierzulande schwer tun, dann wohl deshalb, weil Crystals Film als Hommage an eine Komikertradition konzipiert ist, die in Deutschland längst keinen den USA vergleichbaren Stellenwert besitzt. Ob die deutsche Synchronisation den Biß und die Hintergrändigkeit von Buddys "One-Linern" bewahren kann, ist eine andere Frage.
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