Eine verheiratete Pharmavertreterin um die 30 mit zwei Kindern und einem bis ins Kleinste geregelten Leben verliebt sich in einen Schauspieler, der aus seiner Komikertruppe auszubrechen versucht. Während eines Tages und einer Nacht kommen sie sich näher, aber um wirklich ihr Leben zu ändern, fehlt ihnen der Mut. Ein reizvoller, einfach konstruierter Liebesfilm mit überzeugenden Darstellern und behutsamem Blick auf Details und Gesten. Letztlich behandelt er die Wünsche und Probleme der Protagonisten etwas zu oberflächlich und unterhält dadurch eher unverbindlich.
- Ab 16.
Mademoiselle (2000)
Liebesfilm | Frankreich 2000 | 85 Minuten
Regie: Philippe Lioret
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Filmdaten
- Originaltitel
- MADEMOISELLE
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 2000
- Produktionsfirma
- Alicélio/France 2 Cinéma/Rhône-Alpes Cinéma/Cofimage 12 et Gimages 4/Canal +
- Regie
- Philippe Lioret
- Buch
- Philippe Lioret · Christian Sinninger
- Kamera
- Bertrand Chatry
- Musik
- Pierre Adenot
- Schnitt
- Mireille Leroy
- Darsteller
- Sandrine Bonnaire (Claire) · Jacques Gamblin (Pierre) · Isabelle Candelier (Alice) · Zinedine Soualem (Karim) · Jacques Boudet (Gilles)
- Länge
- 85 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Liebesfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Der Film ist genau so, wie man sich eine lockere französische Liebesgeschichte schon seit Jahrzehnten vorstellt: von faszinierender Leichtigkeit und Flüchtigkeit. Verglichen mit anderen markanten französischen Liebesfilmen des vergangenen Jahres, in denen ebenfalls Menschen zwischen 30 und 40 im Mittelpunkt standen (den harschen Szenen aus „Intimacy“, fd 34 894; den knalligen aus „Ein Mann sieht rosa“, fd 35 158; den provokanten aus „Das Geheimnis“, fd 35 181), wirkt „Mademoiselle“ eher brav und bieder, obwohl es immerhin um einen Ehebruch geht. Aber es dauert verhältnismäßig lange, bis sich die adrette Pharmavertreterin Claire eingesteht, dass sie sich in einem klassischen Fall von Liebe auf den ersten Blick zu dem schauspielerischen Improvisationsgenie Pierre hingezogen fühlt. Die verheiratete Mutter zweier Kinder lernt ihn bei einer Betriebsfeier kennen, wo er mit seiner dreiköpfigen Truppe die Gäste auf ungewöhnliche Weise unterhält. Die Schauspieler verkleiden sich als Kellner und Serviererinnen, die Streit untereinander provozieren und damit für Gesprächsstoff und Polaritäten unter den Gästen sorgen, denn die ahnen zunächst nicht, dass alles nur Schau ist – und applaudieren hinterher ganz brav, weil sie so schön genarrt worden sind. Claire, die ein streng geordnetes Leben ohne Höhepunkte führt, ist begeistert von dem charmant lächelnden Pierre, der mit seiner Ungebundenheit und Spontaneität das genaue Gegenteil von ihr ist. Man hat den Eindruck, dass sie absichtlich den Zug zurück nach Hause verpasst, und dann auch noch den Kollegen, der sie mit dem Auto mitnehmen könnte. So bleibt nur noch die Schauspieltruppe, um sie zum Bahnhof zu bringen. Wo Claire dann auch den nächsten Zug verpasst. Ohne große Mühe lässt sie sich überreden, die Truppe zu ihrem nächsten Auftritt bei einer Hochzeit zu begleiten. Dabei finden sie und Pierre zueinander, aber sehr schüchtern und keusch, denn auch Pierre fühlt sich in seiner Welt gefangen. Er möchte sich von seiner Truppe lösen, in der viel nach Schema F abläuft, Eifersüchteleien inklusive. Aber am Ende ist es Claire, die nicht den Mut aufbringt, ihre Familie zu verlassen und von heute auf morgen ein neues Leben zu beginnen. So trennen sich Pierre und Claire nach dem zaghaften, genau 24 Stunden dauernden Ausbruch wieder.
In seinem vierten Spielfilm fängt Philippe Lioret (geb. 1955) die kurze Liebesgeschichte eines Sommertages durchaus angemessen ein: Die Dialoge sind nie banal, sondern glaubwürdig; die Kamera folgt nie besonders aufdringlich den Blicken der Liebenden; die gesamte Atmosphäre ist von paradiesischer Freundlichkeit. Nur kurz verschwindet die Heiterkeit aus Claires Gesicht, wenn sie mit ihrem Mann telefoniert, um ihm zu sagen, dass sie gerade mal wieder den Zug verpasst hat. Auch Pierre scheint es nicht zu bekümmern, dass er die ganze Truppe in eine Sinnkrise stürzt. Verliebte nehmen ihre Umwelt eben anders wahr, und Lioret inszeniert das auch so. Dabei verhalten sich seine Überdreißigjährigen wie Teenager bei ihrer ersten Liebe. Sandrine Bonnaire und Jacques Gamblin (die bereits in Chabrols „Die Farbe der Lüge“, fd 33 783, ein Paar spielten) interpretieren überzeugend Verliebte, die sich langsam erst mit Blicken, dann mit Worten und mit wie zufälligen Berührungen in einem Motel näher kommen. Es ist auch nicht so, dass „Mademoiselle“ (so nennt Pierre Claire ganz am Anfang einmal schmeichelnd) langweilig wäre; immer wieder kommen überraschende Details in Spiel. Dennoch plätschert der Film eher vor sich hin, weil die Probleme und Wünsche der Verliebten nur angedeutet und nicht vertieft werden und es keine auffallenden inszenatorischen Stilmittel gibt, die aus der einfachen Geschichte etwas Besonderes machen (wie bei Wong Kar-wais „In the Mood for Love“, fd 34 577). Selbst die Rahmenhandlung ist simpel: Am Anfang steht Claire vor einem Theaterplakat und erinnert sich an die Ein-Tages-Affäre, die einige Jahre zurückliegt, aber am Ende geht sie dann doch nicht ins Theater, wo der Geliebte von damals spielt.
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