- | USA 2001 | 88 Minuten

Regie: Robert Rodriguez

Zwei Top-Agenten, ein Mann und eine Frau, die sich inmitten ihrer gefahrvollen Aufträge ineinander verliebt und geheiratet haben, haben sich zwecks Erziehung ihrer beiden Kinder vom aktiven Dienst zurückgezogen. Als sie reaktiviert werden und einem die Weltherrschaft anstrebenden Schurken in die Hände fallen, sind sie ganz auf den Einfallsreichtum ihrer zunächst ahnungslosen, bald aber tapfer und klug agierenden Kinder angewiesen. Turbulente, ebenso überdrehte wie intelligente Agentenparodie, die mit den Versatzstücken des Genres jongliert und zugleich die moderne Spaßgesellschaft ironisch hinterfragt. Reizvoll fließt zudem das Thema der Annäherung von Kinder- und Erwachsenenwelt ein. (Fortsetzung: "Spy Kids 2 - Die Rückkehr der Superspione") - Ab 10 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
SPY KIDS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2001
Produktionsfirma
Dimension Films/Troublemaker
Regie
Robert Rodriguez
Buch
Robert Rodriguez
Kamera
Guillermo Navarro
Musik
Chris Boardman · John Debney · Danny Elfman · Gavin Greenaway · Harry Gregson-Williams
Schnitt
Robert Rodriguez
Darsteller
Antonio Banderas (Gregorio Cortez) · Carla Gugino (Ingrid Cortez) · Alexa Vega (Carmen Cortez) · Daryl Sabara (Juni Cortez) · Alan Cumming (Fegan Floop)
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10 möglich.
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Verleih DVD
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Wenn der Agenten-Nachwuchs kommt, müssen sich die Superschurken warm anziehen: Eine turbulente Genre-Parodie von Roberto Rodriguez

Diskussion
Weniges verunsichert die Gesellschaft tiefer als ihre eigenen Kinder. Gerade hat „A.I. – Künstliche Intelligenz“ (fd 35 041) es vorgeführt: die Angst der Erwachsenen vor dem Kind, der geheimnisvollen Welt, in der es sich bewegt, und zu der ihnen kein Zugang möglich scheint. Und den Horror, der in der widernatürlichen Perfektion liegt, ohne Erwachsene auszukommen. Zugleich birgt das Motiv des auf sich allein gestellten Kindes immer auch einen versteckten Traum der Erwachsenenwelt: die klammheimliche Hoffnung, aller Verantwortung ledig zu sein, die Rolle des Beschützers und Ernährers abstreifen zu können und wieder ungebunden als Individuum „sich selbst verwirklichen“ zu dürfen, die Freiheitsversprechen unserer Zeit tatsächlich zu leben. Filme wie „Kevin – Allein zu Haus“ (fd 28 708) dürfen als unbewusster Ausdruck solcher Träume verstanden werden, als Spiel einer Gesellschaft, die immer weniger Zeit für ihre Kinder hat und dies durch immer mehr Geld zu kompensieren sucht. Weil sich die Defizite nicht leugnen und verdrängen lassen, konstruiert sich die Erwachsenenwelt im Kino die Gestalt des selbstbewusst-wehrhaften Kindes als immer optimistischer, nie wirklich ängstlicher, überkluger kleiner Erwachsener. „Spy Kids“ knüpft genau an solche Fantasien an. Die Helden sind die neunjährige Carmen und der siebenjährige Juni, Kinder eines Paares ehemaliger Top-Spione, das sich mit der Familiengründung zur Ruhe gesetzt hat. Zu Beginn erzählt Mutter Ingrid das eigene Leben den Kindern in Form einer Gute-Nacht-Geschichte. Während die Kinder nichts über die wahre Identität ihrer Eltern ahnen, ist das Märchen für den Zuschauer bebildert – ein rasanter, gut erzählter Auftakt, der bereits viele Stereotypen des Agentenfilms parodiert und den Takt für eine furiose Komödie vorgibt, die sich selbst keinen Augenblick ernst nimmt und der es doch nicht an tieferer Bedeutung fehlt. Kino heißt, dass alles möglich und erlaubt ist. Rodriguez zelebriert diesen Freiraum seit jeher. Dies galt in seinen früheren Filmen, vor allem jenen, die er innerhalb der US-Filmindustrie drehte – „From Dusk till Dawn“ (fd 31 986) und „The Faculty“ (fd 33 635) – , die vom hochreflexiven Spiel mit Genres und der Verweigerung gegenüber Hollywood-Zwängen geprägt sind. Diesmal geht es um den Agentenfilm. Nach neun Jahren werden Ingrid und Gregorio Cortez vom Geheimdienst reaktiviert. Doch offenbar sind ihre alten Fähigkeiten etwas eingerostet, denn schnell werden sie vom Glam-Pop-Schurken Fegan Floop gefangen genommen. Dieser bringt Agenten reihenweise zum Verschwinden und hält sie in überdimensionalen Kinderpuppen gefangen; die Kinder des Landes manipuliert er per TV-Show, sein Ziel ist, natürlich, die Weltherrschaft. Erringen möchte er sie mit Hilfe einer Armee aus Roboterkindern, das Einzige, das ihm dafür noch fehlt, ist das „dritte Gehirn“, eine Superwaffe, in deren Besitz sich Gregorio befindet. Das alles hört sich höchst albern an, und es ist es auch. Aber es handelt sich um eine unbeschwerte, unaufdringliche Albernheit, die niemanden für dumm verkauft. Der Humor von „Spy Kids“ ist eine präzise Mischung aus Subtilität und Scherzen der gröberen Sorte, aus Filmzitaten, Witzen, die nur Erwachsene verstehen, und Spässen, bei denen die Kinder vor Vergnügen glucksen werden. Dabei ist das rasante Spiel mit – vor allem – James-Bond-Klischees auch noch intelligent, dreht sich doch, ungeachtet anderer Aspekte, letztlich alles in sensibler Weise um das Verhältnis von Erwachsenen- und Kinderwelt. So verrät „Spy Kids“ in Komödienform etwas über die Träume von Eltern, die gern in ihren Beruf zurückwollen, den sie für die Familie geopfert haben. Ebenso geht es um Kinder, die über die Ratschläge ihrer Eltern längst hinaus sind – oder manchmal nur glauben, es zu sein. Und die Idee, Erwachsene in Kinderpuppen einzusperren, ist mehr als nur ein Gag, ebenso Rodriguez’ Kinderroboter – ein auch ohne „A.I.“-Erfahrung beklemmendes Bild. Nie verrät Rodriguez das Niveau seines Stoffes: Wenn sich die Erwachsenen in der Realität vor den Zwängen des Alltags mehr und mehr in die künstlichen Paradiese der Spaßgesellschaft, also in bunt-fröhliche Kinderwelten flüchten, dann müssen die Kinder zwangsläufig in die Rollen der Erwachsenen schlüpfen. Eine Annährung der Welten, die viel Komödienstoff bietet und darüber hinaus ein Stück Wirklichkeit zum Thema macht: das Wieder-Verschwinden der Kindheit. Am Ende steht gegenseitig erhöhte Achtung zwischen Kindern und Eltern, „family values“, die nie von oben herab oder per erhobenem Zeigefinger gepredigt, sondern sozusagen durch die Hintertür vermittelt wird. Jenseits von all dem ist „Spy Kids“ eine höchst erfrischende Komödie, ein bunter Spaß und Kinoabenteuer pur.
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