Komödie um die multikulturelle Freundschaft zwischen einem libanesischen Emigranten und einem jungen Schweden, die durch eine originelle Mixtur unterschiedlichster Probleme und Problemchen miteinander verbunden sind. Während der eine mit einer entfernten Verwandten verheiratet werden soll, bekommt der andere Potenzprobleme. Freundschaft, Liebe und die Konflikte der Kulturen und Generationen werden leicht, temporeich und mit viel Sinn für Situationskomik inszeniert, wobei der Film vor allem durch präzises Timing, witzige Dialoge und vielfältige filmische Ausdrucksmittel besticht.
- Sehenswert ab 14.
Jalla! Jalla! Wer zu spät kommt...
- | Schweden 2000 | 88 Minuten
Regie: Josef Fares
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Filmdaten
- Originaltitel
- JALLA! JALLA!
- Produktionsland
- Schweden
- Produktionsjahr
- 2000
- Produktionsfirma
- Memfis Film/Film i Väst/Schwedisches Filminstitut
- Regie
- Josef Fares
- Buch
- Josef Fares
- Kamera
- Aril Wretblad
- Musik
- Daniel Lemma
- Schnitt
- Michael Leszczylowski · Andreas Jonsson
- Darsteller
- Fares Fares (Roro) · Torkel Petersson (Mans) · Tuva Novotny (Lisa) · Laleh Pourkarim (Yasmin) · Sofi Ahlström Helleday (Jenny)
- Länge
- 88 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Roro, ein Libanese, und Mans, ein Schwede, sind befreundet. Sie arbeiten beim städtischen Gartenamt und sammeln in den öffentlichen Parks die Hundehaufen auf. Roro liebt die Schwedin Lisa, doch er soll, so will es seine Familie, mit seiner Cousine verheiratet werden. Mans Freundin heißt Jenny, und plötzlich hat der sonst so coole Typ Potenzprobleme. Das ist, auf den kleinsten Nenner gebracht, die Ausgangskonstellation der erfrischend verspielten Low-Budget-Produktion, mit der das libanesische Naturtalent Josef Fares ein gelungenes Regiedebüt abliefert. Fares (vgl. Porträt in dieser Ausgabe, S. 11), 1977 im Libanon geboren, kam 1987 mit seinen Eltern nach Schweden und hat dort rund 50 Kurzfilme gedreht. Junge Talente wie Fares, verbesserte europäischen Förderungsnetze und die neue Digitaltechnologie geben dem skandinavischen Film wieder ein attraktives Gesicht. „Jalla! Jalla!“ ist arabisch und heißt soviel wie „Los, vorwärts!“ Ein Filmtitel, den das junge Talent offenbar als Motto für das Tempo seines Erstlings gewählt hat.
Die Rolle des libanesischen Emigranten im Film überlässt Fares seinem Bruder, wobei bemerkenswert ist, dass Fares’ Physiognomie entfernt an die des jungen Ernst Lubitsch erinnert. Da nimmt es denn auch kaum Wunder, dass die kleine, leichte Komödie tatsächlich Erinnerungen an den „Lubitsch Touch“ wach ruft. Fares ersinnt sprudelnde Situationskomik, die sicher in Timing, Dialog und den filmischen Ausdrucksmitteln daherkommt. Gleich am Anfang sorgen einige Slapstick-Einlagen für die richtige Einstimmung, wenn beispielsweise Roro und Mans in den Parkanlagen der Stadt mit ihrem schmutzigen Geschäft beschäftigt sind. Dass Roro und Lisa fest durch die Liebe verbandelt sind, macht ein Zoom, weg von Roro, hin zu Lisa, deutlich, so als säße die Kamera auf Amors Pfeil. Dynamik kommt ins Spiel, wenn die Kamera die Perspektive wechselt, etwa bei einer Verfolgungsjagd mit einem Hund, wenn die Optik sich auf das niedrige Level des Vierbeiners herablässt. Roro und Yasmin tun so, als ob sie auf den Vorschlag ihrer Familien eingehen, denn wenn Yasmin nicht bald einen Libanesen heiratet, will ihre Familie sie zurück schicken. So gerät das unfreiwillige Paar zwischen die Fronten der Familienpolitik, in der Yasmins Bruder Paul die treibende Rolle spielt, während Mans es im Zuge seiner Potenzstörung mit Sexshop-Artikeln, Zaubermitteln und Voodoo-Beschwörungen zu tun bekommt und sich schließlich für Yasmin zu interessieren beginnt. Im Tohuwabohu der sich überstürzenden Ereignisse werden viele kleine Nebengeschichten angefangen, zwar nicht immer konsequent zu Ende erzählt, aber schließlich mündet alles in einen hinreißenden Tumult auf der geplatzten Hochzeitsfeier, bei der Roros Vater endlich Erbarmen mit der wahren Liebe seines Sprösslings hat.
Freundschaft, Liebe und die Konflikte der Kulturen und Generationen sind die Themen, die Fares mehr mit leichter Hand als mit unbedingtem Willen zu Tiefgang umsetzt. Die Freundschaft zwischen Roro und Mans bildet allerdings so vollkommen natürlich den Hintergrund, dass man gerne vergisst, dass ihre Freundschaft der Anlass für die Geschichte ist. Dem Multikulti Aspekt wird „Jalla! Jalla!“ auch noch durch den Filmkomponisten Daniel Lemma gerecht. Lemma wurde in Äthiopien geboren und wuchs in Schweden auf. Seine Musik ist so beschaffen, dass man sie kaum wahrnimmt und doch mit einem Ohrwurm im Kopf nach Hause geht. Der an Elementen aus Jazz, Rock und Blues orientierte Soundtrack landete mit „If I used to love you“ einen Hit in den schwedischen Charts.
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