Wenn in Unternehmen neue Computersysteme eingeführt werden, dann geht es darum, Arbeitsprozesse zu optimieren, effizienter und präziser zu gestalten. Manchmal kann dabei aber mächtig Murks entstehen – wie beim sogenannten „Post Office Scandal“ in Großbritannien, der seinen Lauf nahm, als die britische Postbehörde das neue Softwaresystem Horizon vom japanischen Tech-Konzern Fujitsu einführte. Das Problem waren indes nicht nur Fehlfunktionen dieser neuen Software, die zu Unregelmäßigkeiten in den Kassen von Postämtern führten. Das eigentlich Skandalöse an der Affäre, die sich zwischen 1999 und 2015 entspann, war, dass die dadurch entstandenen finanziellen Verluste Unschuldigen in die Schuhe geschoben wurden, nämlich den Postbeamten: Mehr als 900 von ihnen wurden im Lauf der Jahre beschuldigt, fehlerhaft gearbeitet oder die Post bestohlen zu haben.
Der Mehrteiler „Unschuldig – Mr. Bates“ gegen die Post“, entstanden 2023, rollt den Skandal auf und stellt dabei mehrere Betroffene ins Zentrum. Eine Schlüsselrolle spielt Unterpostmeister Alan Bates, der zu den Leidtragenden gehört, die wegen der finanziellen Schäden schikaniert und strafrechtlich verfolgt werden. Doch Bates, verkörpert vom bewährten Schauspieler Toby Jones, nimmt das nicht kampflos hin und tut sich mit anderen Unterpostmeistern zusammen, um sich juristisch zur Wehr zu setzen – ein sich über lange Jahre hinziehender Kampf David gegen Goliath, denn der Konzern, der hinter Horizon steht, vertuscht jede Verantwortung.
Der von James Strong inszenierte Mehrteiler legt nicht zuletzt Wert darauf, die verheerende Wirkung, die die Anklagen für die betroffenen Postler und ihre Familien hatten, deutlich zu machen. Und es geht darum, den Mut, die Solidarität und die Hartnäckigkeit zu feiern, die dazu führten, dass die Opfer der Affäre sich in einer Sammelklage letztlich erfolgreich gegen die Ungerechtigkeit wehren konnten. Ein Plädoyer dafür, angesichts scheinbarer Machtlosigkeit gegenüber Behörden, Konzernen und anderen Institutionen nicht zu resignieren.