Musikfilm | Kanada 1992 | 78 Minuten

Regie: Ron Mann

Ein ebenso kurzweiliger wie lehrreicher Film über die Geschichte des Twists als Modetanz der frühen 60er Jahre und seine vergnüglichen Auswüchse. In rhythmischen, aber nie hektischen Schnittfolgen werden historische Dokumente und liebevoll nachinszenierte Passagen überzeugend verbunden. (O.m.d.U.) - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
TWIST
Produktionsland
Kanada
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Sphinx/Telefilm Canada/Ontario Film Development/Canada Council Film Board
Regie
Ron Mann
Buch
Ron Mann
Kamera
Robert Fresco
Musik
Keith Elliot · Nicholas Stirling
Schnitt
Robert Kennedy
Darsteller
Chubby Checker · Hank Ballard · Joan "Buck" Kiene · Jimmy Peatross · Cholly Atkins
Länge
78 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Musikfilm | Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
"Let's Twist Again": Chubby Checkers Evergreen aus dem Jahr 1961 läutete damals das Ende einer zwar seinerzeit kurzlebigen, aber bis heute ungemein einflußreichen Tanzbewegung ein. Der Twist war der erste Tanz der Pop-Geschichte, bei dem sich die Partner nicht mehr anfaßten. Das war sensationell. Und noch eine weitere Eigenschaft dieses Tanzes hat sich bis in heutige Discos erhalten: der Tanz war einfach, erlaubte es erstmals jedermann, ob jung oder alt, mitzutanzen, ohne dazu einen Tanzkursus absolviert haben zu müssen. Ron Mann hat sich dieser Tanzkultur angenommen, die Protagonisten jener Zeit befragt, Fernseh- und Filmaufnahmen zusammengetragen und durch neues Material ergänzt, in dem die betagten und doch meist junggebliebenen Stars und Sternchen noch manch flotte Sohle aufs Parkett legen. Es ist ein ebenso kurzweiliger wie lehrreicher Film, der sein Sujet ernst nimmt, ohne in jenes Spezialistentum zu verfallen, das manche Pop-Dokumentation nur noch für Fans interessant macht.

Der Twist war ein Modetanz, dem unzählige weitere folgten, die oft nur wenige Wochen "in" waren und heute nur noch in Gestalt mancher Oldie-Platte ein Begriff sind: "The Locomotion", bei dem sich die Tanzenden wie bei einer Polonaise anfaßten, "The Fly", bei dem der Tänzer eine imaginäre Fliege jagte, "The Hucklebuck" oder der schrille "Elephant Walk", bei dem man mit dem Arm einen Rüssel nachahmen sollte. Das war den meisten dann doch zu dumm, und die Zeit der auf Originalität getrimmten Modetänze war vorbei. Auch diesen Folgeerscheinungen widmet sich der Film ausführlich und vergnüglich. Zur Geschichte des Twists erfährt man manch historisch interessantes Detail. So machte Chubby Checker, berühmt als Vater des Twists, den Tanz zwar populär, hatte jedoch als Stimmenimitator bei seiner Aufnahme exakt eine B-Seite des Komponisten Hank Ballard nachgesungen, eines schwarzen Singer-Songwriters, der bei den Rundfunkstationen und Plattenfirmen berüchtigt war für die obszönen Zweideutigkeiten seiner Songs. Ballard erzählt, wie er die Platte Checkers im Radio hörte, die unterdessen Nummer l der Charts geworden war, und für seine eigene hielt - so perfekt hatte Checker sie nachgesungen. Formal überzeugt der Film durch rhythmische, aber keineswegs hektische Schnittfolgen, liebevoll-zeittypisches Design der Schrifttitel und dekorative Inszenierung der neugedrehten Passagen. Lediglich ein technischer Punkt macht "Twist" für Archivare zu einem Ärgernis: die zahlreichen wertvollen historischen Dokumente wurden so auf Breitwandfilm kopiert, daß schwarze Balken mitunter den Kopf von Elvis oder die Füße von Carole Scaldeferri verdecken. Dabei hätte man den Film, wie bei vielen Spielfilmen üblich, in den Kinos ebenso auf Breitwand vorführen können, wenn die dann bei der Projektion abzudeckenden Passagen nicht geschwärzt worden wären.
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