Die Legende von Bagger Vance

Drama | USA 2000 | 128 Minuten

Regie: Robert Redford

Ein junger Golf-Profi gerät durch seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg aus dem Tritt und findet bei einem Turnier in seiner Heimatstadt Savannah nur mühsam zu seiner alten sportlichen Form und zu einem Neubeginn seines Lebens zurück. Ein mit hintergründigen spirituellen Motivationen angereicherter Film, dessen überaus bedächtige Erzählweise und nachdrückliche Doppeldeutigkeit vielen Zuschauern den Zugang erschweren mögen. Die autobiografisch beeinflusste Geschichte ist bemerkenswert gut gespielt und schwelgt in sinnbildhaft schöner Fotografie. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE LEGEND OF BAGGER VANCE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Wildwood/Allied Produktion
Regie
Robert Redford
Buch
Jeremy Leven
Kamera
Michael Ballhaus
Musik
Rachel Portman
Schnitt
Hank Corwin
Darsteller
Will Smith (Bagger Vance) · Matt Damon (Rannulph Junuh) · Charlize Theron (Adele Invergordon) · Bruce McGill (Walter Hagen) · Joel Gretsch (Bobby Jones)
Länge
128 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Fox (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
„Die Story hat alle Elemente einer mythologischen Geschichte“, sagte Robert Redford in einem Interview. „Es ist die Erzählung einer Heldenlegende. Der Held fällt nach einem dramatischen Ereignis in die Finsternis, und es geht um seine Rückkehr zum Licht mit der Hilfe eines spirituellen Beistands. Es ist eine Art Seelenreise.“ Ja, das sind die Geschichten, die Robert Redford interessieren. Gegen jeden herrschenden Trend gelingt es ihm immer wieder, ihre Verfilmung in Hollywood durchzusetzen, obwohl die Studiochefs inzwischen wissen, dass er zu kommerziellen Zugeständnissen nicht bereit ist. Neben Martin Scorsese und Barry Levinson ist Redford der am wenigsten angepasste Regisseur seiner Generation, allerdings wohl auch der „altmodischste“. Letzteres zeigt sich besonders an seinem jüngsten Film, dessen Erzählduktus und dessen Charakterbilder nicht nur wegen der Datierung der Story aus einer längst vergangenen Epoche zu stammen scheinen und mit dessen Bedächtigkeit sich das heutige Kinopublikum wahrscheinlich schwer tun wird. Redford hat stets eine Affinität für den Sport gehabt: Nicht für Sport als kompetitive Disziplin, sondern für Sport als Metapher. Das reicht von seiner Rolle in Levinsons „Der Unbeugsame“ (fd 24 808) bis zu seinen eigenen Filmen „Aus der Mitte entspringt ein Fluß“ (fd 30 198) und „Der Pferdeflüsterer (fd 33 324). So wie das Fliegenfischen und die Heilung eines schwer verletzten Reitpferdes nichts als Metaphern für den Lebenskampf und den Weg zur eigenen Vollendung gewesen sind, so dient auch das Golfspiel in „Bagger Vance“ weniger dem Vergnügen am sportlichen Wettbewerb als der seelischen Befreiung des Helden von den Verstrickungen des Lebens. Junuh war vor dem Ersten Weltkrieg ein nahezu unschlagbarer Golfspieler. Dann kam der Krieg und zerstörte sein Welt- und Menschenbild. In seine Heimatstadt Savannah im Süden der Vereinigten Staaten zurückgekehrt, dämmert Junuh jahrelang zwischen Alkohol und Pokerspiel dahin. Adele, seine Jugendliebe, hat einen traumhaft schönen, aber verschuldeten Golfplatz von ihrem Vater geerbt. Den will sie mit einem spektakulären Wettbewerb zwischen den beiden berühmtesten Golfern des Landes vor dem Konkurs retten. Als die Honoratioren der Stadt darauf bestehen, dass auch ein einheimischer Konkurrent an dem Wettkampf teilzunehmen habe, fällt die Wahl auf Junuh. Es ist der Hartnäckigkeit eines kleinen Jungen und dem Auftauchen eines mysteriösen Fremden zu verdanken, dass Junuh seinen Dämmerzustand überwindet und sich zur Teilnahme bereit erklärt. Das Turnier selber, das die ganze zweite Hälfte des Films beherrscht, ist ein unverkennbar symbolisches Ereignis von weit ausschwingender dramatischer und poetischer Dimensionierung. Wie bereits in seinem vielleicht besten Film „Aus der Mitte entspringt ein Fluß“ verlässt sich Redford bei der filmischen Beschreibung ganz auf die transzendierende Kraft des Wortes und der Bilder. Die „Handlung“ steht scheinbar still, während jede Bewegung des Helden und jede Phase des Spiels durchsichtig werden für die allmähliche innere Wandlung und Selbstfindung Junuhs. In dem bereits zu Anfang zitierten Interview reflektiert Redford über die veränderten Erwartungen des Kinopublikums, das nur noch nach einem „quick fix“ oder einem „good ride“ verlangt. Im selben Atemzug setzt er sich davon ab: „Ich wollte etwas anderes machen, etwas, das ein bisschen gegen die Saat des Zynismus ankämpft, die den Markt erobert zu haben scheint. Ich dachte, es wäre schön, etwas Aufbauendes zu machen, etwas mit Stil, das damit zu tun hat, wer wir sind, und das gleichzeitig einbezieht, woran ich immer geglaubt habe: die Wichtigkeit einer guten Story.“ Nun, Redfords Vorstellung von einer guten Story ist - wie er selbst vermutet - weit entfernt von dem, was die Mehrzahl der heutigen Zuschauer im Kino sehen will. Zwar finden Filme, die sich ähnlicher spiritueller Doppelbödigkeiten bedienen, guten Zuspruch, solange sie sich an traditionellen, vornehmlich sentimentalen Klischeevorstellungen orientieren, wie es zum Beispiel Frank Darabonts „The Green Mile“ (fd 34 093) tut; doch Redford entzieht dem an eine unaufhörlich vorwärts drängende Entwicklung gewöhnten Publikum gleichsam den Boden unter den Füßen, indem er ausgerechnet eine der filmisch unspektakulärsten Sportarten zum Spielfeld seelischer Orientierungskämpfe macht. „Bagger Vance“ setzt sich über solche Rezeptionshindernisse mit bemerkenswerter optischer Eloquenz hinweg. Man muss allerdings bereit sein, mit Redford und seinem hervorragenden Kameramann Michael Ballhaus einzutauchen in die geheimnisvolle Welt zwischen gleißendem Tageslicht und hereinbrechender Nacht, zwischen selbstbestätigendem Wettbewerb und selbstentäußernder Hingabe an das Spiel, mit dem ja nichts anderes als das Leben schlechthin gemeint ist. Weniger Glück hat Redford diesmal mit dem gesprochenen Wort. In „Aus der Mitte entspringt ein Fluß“ konnte er sich auf eine Vorlage von einzigartiger Sprachkunst, den Roman von Norman MacLean verlassen. Auch „Bagger Vance“ geht auf eine Romanvorlage zurück, allerdings ein weitaus konventionelleres Buch. Das merkt man vor allem an der wichtigen Figur des Fremden, eben jenes unerklärbar auftauchenden und zum Schluss des Films ebenso verschwindenden Bagger Vance, dem eine Fülle tiefsinnig gemeinter, aber oft banal klingender Sätze in den Mund gelegt werden. Will Smith gelingt es, die schutzengelhafte Figur in einer eleganten Balance aus übersinnlichem Ratgeber und cleverer Weltgewandtheit zu halten; aber die angestrengte Repetition spiritueller Gebrauchsanweisungen, die offensichtlich ebenso an den golfspielenden Junuh wie an das Publikum gerichtet sind, steht der Sensibilität des Films oft eher im Wege, als dass sie befördernd wirken würde. Jeder von Redfords Filmen enthält ein deutliches Quantum an autobiografischer Reflexion. So wie „Der Pferdeflüsterer“ in seiner Hauptfigur Redfords reifere Jahre spiegelt, so finden sich in Junuh unübersehbare Züge des jungen Redford, der dem System der amerikanischen „test tube athletes“ zu entfliehen suchte, ohne ein neues Zentrum seines Lebens zu finden: „Ich fühlte mich wie ein alter Mann. Niemand konnte verstehen, was ich durchgemacht hatte, und so zog ich mich in mich selbst zurück und begann, stärker zu trinken als jemals zuvor. (...) Ich starb jeden Tag ein bisschen mehr.“ Die geistige Verwandtschaft des Regisseurs mit seinen Hauptfiguren befähigt ihn, die Rollen mit einem spürbaren Ausdruck von Authentizität zu erfüllen - gleichgültig, ob er sie selbst darstellt oder von anderen spielen lässt. In „Bager Vance“ ist es aber nicht bloß Junuh, in dem etwas von Redfords eigenem Ich aufscheint, sondern auch der mysteriöse Fremde, dessen nähere Definition der Film dem Publikum überlässt. Redford hat angedeutet, dass er die Figur bewusst anders angelegt habe als in dem zugrunde liegenden Roman, dass er ihr Bestandteile der indianischen Mythologie beimischen wollte, um sie interessanter und komplexer zu machen. Weniger leicht tut sich Redford mit den Frauenfiguren. Einige seiner Filme haben gar keine zentrale weibliche Rolle, andere konstruieren komplizierte Geschöpfe auf einer schwankenden Grenzlinie zwischen Emotionalität und Emanzipation. Adele macht da keine Ausnahme. Sie soll - nach Redfords eigenem Geständnis - eine Art Athene, Aphrodite und Persephone in ein und derselben Person sein. Ähnlich wie Frauen in Redfords eigenem Leben, gibt sie für Junuh die entscheidenden Anstöße, ohne dass es zu einer dauerhaften Beziehung zwischen den beiden kommt. Junuh muss lernen, das Leben wieder aus eigener Kraft und eigenem Antrieb zu meistern. Wenn „Aus der Mitte entspringt ein Fluß“ illustriert, „dass man jemandem, den man liebt, nicht helfen kann, bis es zu spät ist“ (Redford), so lässt sich „Bagger Vance“ als Plädoyer verstehen, die Kraft zur Erneuerung in sich selbst zu finden. Ein junger Golf-Profi gerät durch seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg aus dem Tritt und findet bei einem Turnier in seiner Heimatstadt Savannah nur mühsam zu seiner alten sportlichen Form und zu einem Neubeginn seines Lebens zurück. Mit hintergründigen spirituellen Motivationen angereicherter Film von Robert Redford, dessen überaus bedächtige Erzählweise und nachdrückliche Doppeldeutigkeit vielen Zuschauern den Zugang erschweren mögen. Die autobiografisch beeinflusste Geschichte ist bemerkenswert gut gespielt und schwelgt in sinnbildhaft schöner Fotografie. - Ab 16.
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