Cast Away - Verschollen

Drama | USA 2000 | 144 Minuten

Regie: Robert Zemeckis

Nach einem Flugzeugabsturz strandet ein Manager auf einer einsamen Insel, wo er fernab aller Zivilisation ums nackte Überleben kämpfen muss. Erst nach vier Jahren kann er sich retten, doch die Heimkehr ist mit schmerzlichen Veränderungen verbunden. Ein über weite Strecken als ambitioniertes Ein-Personen-Drama konzipierter Film mit einem vielfältigen Konfliktpotenzial, das jedoch zugunsten der actionbetonten Handlung an den Rand gedrängt wird. Auch der überzeugende Hauptdarsteller kann die Schwächen des dem Mainstream-Kino geschuldeten Konzepts nicht vergessen machen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
CAST AWAY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Twentieth Century Fox/DreamWorks/Image Movers/Playtone
Regie
Robert Zemeckis
Buch
William Broyles jr.
Kamera
Don Burgess
Musik
Alan Silvestri
Schnitt
Arthur Schmidt
Darsteller
Tom Hanks (Chuck Noland) · Helen Hunt (Kelly Frears) · Chris Noth (Jerry Lovett) · Nick Searcy (Stan) · Lari White (Bettina Peterson)
Länge
144 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Abenteuer
Externe Links
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Heimkino

Die umfangreiche Special Edition (2 DVDs) enthält u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und der Filmcrew (Special Effects-Supervisor, Sound-Designer), mehrere informative Making Of’s sowie ein ausführliches Interview mit dem Hauptdarsteller.

Verleih DVD
Universal (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Nach einem Flugzeugabsturz strandet ein Manager (Tom Hanks) auf einer einsamen Insel, wo er fernab aller Zivilisation ums nackte Überleben kämpfen muss. Erst nach vier Jahren kann er sich retten, doch die Heimkehr ist mit schmerzlichen Veränderungen verbunden.

Diskussion
Zeit ist für Chuck Noland, den leitenden Manager eines Kurierdienstes, mehr als Geld: Zeit ist Reputation, weshalb er bei Störungen höchstpersönlich nach den Ursachen forscht. Ob in Moskau oder Nairobi: wenn es um Pakete geht, ist der charismatische Workaholic stets bereit, die Firmeninteressen über die eigenen zu stellen. So ist er auch am Weihnachtsabend wieder einmal gezwungen, die Geschenke mit seiner Verlobten Kelly auf dem Weg zum Flughafen auszutauschen. Doch der Flug über den Ozean enthüllt Nolands Versprechen, Silvester wieder zu Hause zu sein, als frommen Wunsch. Ein Unwetter lässt die Maschine im Meer zerschellen und den Manager als einzigen Überlebenden auf einer kleinen Insel stranden. Bis hierhin ist Robert Zemeckis’ neuer Versuch, mit seinem „Leading Man“ Tom Hanks imposantes Abenteuerkino zu inszenieren, eine perfekte Ouvertüre für einen Film, der ähnlich wie „Forrest Gump“ (fd 30 995) dem Publikum unbeschwertes Gefühlskino bereiten soll. Doch mit der Ankunft auf der Insel wandelt sich das stormlinienförmige Unterhaltungskino (inklusive eines Katastrophenintermezzos à la „Titanic“) radikal: In den folgenden 90 Minuten kämpft Hanks auf einer nur von ein paar Kokospalmen und Schlingpflanzen bewachsenen und mit einem schroffen Höhlenfelsen bedachten Insel um seine physische und psychische Existenz. Der Dialog reduziert sich auf ein Minimum an Selbstgesprächen, die opulente Musik von Alan Silvestri tendiert gegen Null und der Zuschauer sieht sich damit konfrontiert, weniger einem Abenteuerfilm denn einem Kammerspiel beizuwohnen. In einer Mischung aus Fürsorge und Verzweiflung sammelt Chuck Noland die wenigen angespülten Kurierpakete ein - weniger um in der Einöde von ihren Inhalten zu profitieren, als sie im Falle einer baldigen Rettung dem Empfänger übergeben zu können. Selbstverständliche Dinge wie Regenschutz, Nahrungsbeschaffung und das wärmende Feuer stellen den zivilisationsverwöhnten Mann vor kaum lösbare Probleme. Dennoch schafft es Noland, vier Jahre lang zu überleben, bevor er sich ein Herz fasst und versucht, die Insel mit seinem Floß zu verlassen. Als ihm dies gelingt, setzt Silvestris Musik erstmals wieder hoffnungsvolle Akzente. Man weiß, dass das Schlimmste überstanden ist: Rettung und Heimkehr nahen; den von der Zivilisation entfremdeten Helden erwartet eine triumphale Rückkehr, aber auch ein schmerzliches Wiedersehen mit seiner (Ex-)Verlobten. Unerwartet gleitet „Verschollen“ nach 120 Minuten wieder ins Fahrwasser des üblichen Hollywood-Melodrams. Zemeckis hat es gewagt, ein wenig gegen die Konvention zu inszenieren, doch das Ergebnis ist zweifelhaft. Lässt man die Rahmenhandlung beiseite und konzentriert sich auf den „radikalen“ Kern der Handlung, lassen sich deutliche Schwächen nicht übersehen. Zwar verfügt Zemeckis mit Tom Hanks über einen begabten Schauspieler und Publikumsmagneten, ohne den die Realisierung dieses Filmes nicht denkbar gewesen wäre. Dennoch ist auch Hanks nicht in der Lage, dieses Einpersonen-Drama über die komplette Distanz zu retten. Wut, Verzweiflung und Kampfeswille verkörpert er glaubhaft, doch regt er kaum zur Anteilnahme an. Hinzu kommt, dass Hanks sich an einem nicht sonderlich einfallsreichen Drehbuch abarbeiten muss, das die Höhepunkte weniger aus dem Kampf mit der Natur als aus diversen unappetitlichen Verletzungsszenarien schöpft. Die Auseinandersetzung mit der psychischen Befindlichkeit des Gestrandeten bleibt marginales Beiwerk. Dazu ist Zemeckis, der immer dann seine Stärken ausspielen kann, wenn es um Action, Abenteuer und Sentiment geht, doch zu sehr dem Mainstream-Kino verbunden. Der Wahnsinn der Einsamkeit, der aus der Abwesenheit von Kultur wächst, wie es beispielsweise Goldings „Herr der Fliegen“ thematisierte, stellt sich eher beiläufig ein, hat mehr amüsante als tragische Töne. Nolands aus einem Volleyball gebastelter Selbstgesprächs-Gefährte „Wilson“ hat denn auch eher etwas von einer „Muppet“-Figur als von einem Götzen, der für den psychischen Verfall des Ausgesetzten stehen könnte. Für ein eingeschworenes Mainstream-Publikum dürfte der Film über weite Strecken zu langatmig sein, während er für jene, die sich mehr erhoffen, zu inkonsequent inszeniert ist. Was bleibt, ist die beachtliche Tour de Force des Hauptdarstellers, der sich während der 18-monatigen Drehzeit 30 Kilo abhungerte. Für eine „Oscar“-Nominierung dürfte das allemal reichen.
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