Zeichentrickfilm nach den erfolgreichen Kinderbüchern von Sven Nordqvist um den einzelgängerischen Herrn Pettersson, der mit seinem Kater Findus in einem Bauernhaus lebt. In fünf Episoden und einer bündelnden Rahmenhandlung wird ein ganzer Jahreszeitenzyklus erzählt. Die Abenteuer entwickeln sich aus harmlosen Alltagssituationen zu einer Verkettung von Verhinderungen und Missgeschicken. Überschaubar von den Schauplätzen und Figuren her, findet der Film eine angenehme, auch erzählerisch reizvolle Struktur und wartet mit Liebe und Einfühlungsvermögen auf, wobei er unaufdringlich seine Botschaft von Toleranz vermittelt.
- Sehenswert ab 8.
Pettersson und Findus
Kinderfilm | Schweden/Deutschland 1999 | 74 Minuten
Regie: Albert Hanan Kaminski
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Filmdaten
- Originaltitel
- PETTSON OCH FINDUS - KATTEN OCH GUBBENS AR
- Produktionsland
- Schweden/Deutschland
- Produktionsjahr
- 1999
- Produktionsfirma
- TV-Loonland AG/Happy Life Animation
- Regie
- Albert Hanan Kaminski
- Buch
- Torbjörn Jansson
- Musik
- Jochen Schmidt-Hambrock
- Schnitt
- Uwe Fritz
- Länge
- 74 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 8.
- Genre
- Kinderfilm | Zeichentrick
- Externe Links
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Heimkino
Diskussion
Die Kinderbücher des schwedischen Autors und Zeichners Sven Nordqvist (geb. 1946) um den alten, etwas zauseligen Herrn Pettersson und seinen quirligen Kater Findus erfreuen sich nicht nur in seiner schwedischen Heimat größter Beliebtheit. Ausgehend von den mittlerweile acht, üppig illustrierten Bänden mit jeweils knapp 30 Seiten, gibt es inzwischen mehrere Hörspielkassetten, zwei CD-Roms sowie eine Fernsehserie - und nun auch einen abendfüllenden Zeichentrickfilm. Fünf Episoden aus den Büchern wurden zu diesem Zweck von Regisseur Albert Hanan Kaminski („Die Schelme von Schelm“, fd 31 580) durch eine Rahmenhandlung verbunden.
Silvesterabend, Pettersson und Findus versuchen sich im Eisangeln, dies sogar recht erfolgreich. Während der Heimfahrt werden sie von einem Unwetter überrascht und verkriechen sich in einem improvisierten Iglu. Um nicht einzuschlafen und zu erfrieren, erzählen sie sich gemeinsam erlebte Abenteuer. Da gab es die Sache mit der Geburtstagstorte: Findus hatte wieder einmal Geburtstag (er hat sehr oft Geburtstag), ihm zur Freude will Pettersson seine Lieblingstorte backen. Leider ist das Mehl ausgegangen, muss also aus dem Dorf besorgt werden. Doch ein Reifen seines Fahrrads ist löchrig. Die Versuche, den Schlauch zu flicken, schlagen zunächst fehl, weil Pettersson die Schlüssel zum Geräteschuppen nicht findet. Nach einer ganzen Reihe weiterer Pannen gelingt es wie durch ein Wunder doch noch, die Geburtstagstorte zu backen und aufzutischen. Oder die Fuchsjagd: Ein Hühnerdieb machte einst die Runde im Dorf - Pettersson und Findus entwickelten eine komplizierte Falle, mit ineinander greifenden, mechanischen Elementen und einem Feuerwerk als krönenden Abschluss. Leider tappte nicht der Fuchs hinein, sondern der ewig misslaunige Nachbar Gustavsson samt seinem grimmigen Hund. Die im Iglu frierenden Freunde halten sich noch mit weiteren Geschichten wach, geben sich aber schließlich doch der gefährlichen Schläfrigkeit hin. Im Dorf macht sich indes Unruhe breit, weil die Abwesenheit des Einzelgängers und seines Katers bemerkt worden ist. Ausgerechnet der ewige Feind von Findus, der Hund des Nachbars Gustavsson, wittert sie in ihrer Schneehütte und rettet damit ihr Leben.
„Pettersson und Findus“ stellt eine sinnvolle Alternative zu den lauten, effektüberladenen und/oder verkitschten Produkten Hollywoods dar, wie sie gerade um den Jahreswechsel herum wieder den Kindern angeboten werden; es ist ein vergleichsweise billiger Film, der mit umso mehr Liebe und Einfühlungsvermögen aufwartet und dabei unaufdringlich seine Botschaft von Toleranz vermittelt. Sicher, auch er entwirft eine Idylle, wie sie so im „richtigen Leben“ nicht anzutreffen ist: Es gibt in der Pettersson-Findus-Welt nicht einen einzigen wirklichen Bösewicht, mithin ist das Böse selbst nicht existent, und man zweifelt natürlich keinen Augenblick daran, dass die Beiden rechtzeitig aus der Schneehöhle gerettet werden. Konflikte und Notlagen resultieren ausschließlich aus der Ungeschicklichkeit der Helden bzw. aus einer eigendynamischen Verschwörung der Dinge. Hier liegt auch der Grund für die Nachvollziehbarkeit der Geschichten: Die erlebten Abenteuer entwickeln sich aus harmlosen Alltagssituationen zu einer Verkettung von Verhinderungen und Missgeschicken. Überschaubar von den Schauplätzen und Figuren her, findet der Film auch eine akzeptable erzählerische Struktur; die in die Rahmenhandlung eingebetteten Einzelepisoden stellen ja eigentlich Kurzfilme dar, die chronologisch einen ganzen Jahreszeitenzyklus beschreiben und folgerichtig in die Silvesternacht, die sechste Episode münden.
Die Beliebtheit der Kinderbücher Sven Nordqvists erklärt sich auch aus ihrer Detailliebe. Selbst nach mehrmaligem Durchblättern finden sich immer wieder vorher übersehene Einzelheiten, kleine Andeutungen am Rande, witzige Merkwürdigkeiten, die ganz neue, nicht erzählte Geschichten anreißen. Im Film sind dies die winzigen Gnome (oder besser: Trolle), emsig am Bildrand agierend, teilweise sogar ins Geschehen eingreifend, doch nur vom Zuschauer wahrnehmbar. Pettersson und Findus bekommen von deren unermüdlichen Treiben nichts mit - für die hoffentlich zahlreichen Kinobesucher eine Magie des Kinos.
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