Fiktive, aber auf realen Fakten gründende Geschichte eines überraschenden Besuches, den Paul McCartney dem zurückgezogenen in New York lebenden John Lennon im Jahr 1976 abgestattet haben soll. Der in den Hauptrollen brillant gespielte Film ist als intensives Kammerspiel inszeniert, das sich ganz auf die Konflikte der Protagonisten konzentriert, die nach vorsichtigem Abtasten zu Momenten der intensiven Kommunikation und Auseinandersetzung finden. Über den konkreten historischen Hintergrund hinaus wird die melancholische Geschichte einer ehemals sehr intensiven Freundschaft erzählt, die unter veränderten Lebensbedingungen und neuen Prioritäten auf der Probe steht.
- Sehenswert ab 14.
Two of us
Biopic | USA 2000 | 86 Minuten
Regie: Michael Lindsay-Hogg
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Filmdaten
- Originaltitel
- TWO OF US
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2000
- Produktionsfirma
- Viacom
- Regie
- Michael Lindsay-Hogg
- Buch
- Mark Stanfield
- Kamera
- Miroslaw Baszak
- Musik
- David Schwartz
- Schnitt
- Norman Buckley
- Darsteller
- Aidan Quinn (Paul McCartney) · Jared Harris (John Lennon) · Ric Reid (Talkmaster) · Martin Marinuzzi (Chauffeur) · Neil Foster (Portier)
- Länge
- 86 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Biopic
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
New York 1976. Während sich John Lennon gerade aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hat, um sich einem Dasein als Hausmann und Familienvater zu widmen, steht Paul McCartney am Beginn einer großen Welttournee, die nicht unwesentlich dazu beitragen wird, seine neue Band „Wings“ zur erfolgreichsten Popgruppe der 70er-Jahre zu machen. Vor diesem Hintergrund stattet McCartney seinem alten Freund/Kollegen/Rivalen einen gewagten Überraschungsbesuch ab. Sechs Jahre nach dem disharmonischen Ende der Beatles und den anschließenden gerichtlichen Auseinandersetzungen und öffentlichen Beschimpfungen liegt die Beziehung der beiden auf Eis, und der Empfang fällt entsprechend frostig aus. Im Januar 1969 hatte der junge Filmemacher Michael Lindsay-Hogg die Beatles ins Aufnahmestudio begleitet, um Material für seinen Dokumentarfilm „Let it be“ (fd 16 932) aufzunehmen. Entgegen den ursprünglichen Absichten der Beteiligten wurde er Zeuge eines zermürbenden Gruppenprozesses, der vor allem vom Auseinanderleben der Protagonisten zeugte und nur wenige „magischen Momenten“ gemeinsamer kreativer Höhenflüge zuließ. Vor diesem Hintergrund war Lindsay-Hogg wohl die natürliche Wahl, um das brillante Drehbuch als ungemein dichtes Kammerspiel zu inszenieren. Die erste Hälfte spielt ausschließlich in Lennons luxuriösem Apartment am Central Park, wo sich die beiden Hauptfiguren vorsichtig umkreisen, Lennon von offensichtlichem Misstrauen gegenüber den vermeintlichen Hintergedanken des unangemeldeten Besuchs geprägt, McCartney immer wieder gebremst durch dessen sarkastische Bemerkungen über seinen Lebensstil, sein Bedürfnis nach Bestätigung durch das Publikum, seine Musik. Der „magische Moment“, durch den das Eis gebrochen wird, ist auch hier das gemeinsame Musikmachen, das die Tür öffnet für tiefer gehende Gespräche über Verbindendes wie die gemeinsam verbrachte Jugend, frühe familiäre Verluste und die alltäglichen Herausforderungen eines Daseins als Familienväter. Wie ein roter Faden ziehen sich auch die seinerzeit unvermeidlichen Spekulationen über eine mögliche Wiedervereinigung der Beatles durch die Handlung, die sich wohl tuender Weise auf die zwischenmenschlichen Konflikte und Brüche in den Figuren zu konzentriert (etwa Lennons offenkundige Irritation, als McCartney mit dessen kleinem Sohn am Telefon ganz unbefangen herumalbert). Auch wenn die Handlung offen als Spekulation ausgewiesen wird, gründen nicht nur der überraschende Besuch, sondern auch die meisten der geschilderten Details auf Fakten, wie sie in Biografien und Interviews überliefert sind. Zudem liefern Aidan Quinn und Jared Harris Glanzvorstellungen, die der Körpersprache ihrer Vorbilder verblüffend nahe kommen. Unabhängig von der Frage nach der „Historizität“ funktioniert „Two of us“ als intensive, im Grundton melancholische, von Abschiedsgefühlen durchzogene Studie einer ungewöhnlich engen Jugendfreundschaft, die nicht nur wegen gegenseitiger Verletzungen, sondern schlicht unter den Bedingungen des Erwachsenenlebens auf der Probe steht. Am Ende sieht man beide Protagonisten mit ihren jeweiligen Ehefrauen telefonieren, und beide scheinen zufrieden.
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