Die Liebe zu Büchern unterscheidet den achtjährigen Willie aus dem verschlafenen Yazoo in Mississippi von seinen Mitschülern, die sich traditionell mehr für Sport begeistern. Nur von seiner Klassenkameradin Rivers wird Willie ernst genommen, da sie seine Leidenschaft fürs Lesen teilt. Der zweite Vertraute in Willis Leben ist sein Nachbar Dink Jenkins, eine Sportskanone, der kurz vor einer Karriere als Profi steht. Da man aber das Jahr 1942 schreibt, muss Jenkins in den Krieg ziehen - nicht ohne Willie vorher zu versprechen, ihn nach seiner Rückkehr in die Geheimnisse des Baseballs einzuweihen. Zu Hause fühlt sich Willie unverstanden. Sein Vater, der im Spanischen Bürgerkrieg ein Bein verlor, kommt mit seiner Behinderung nicht klar und gerät ständig mit seinem Sohn zusammen. Willies Mutter versucht, zwischen beiden zu vermitteln, und schenkt ihrem Sohn einen Hund namens Skip, der Willies Leben von Grund auf ändert. Durch ihn lernt er, Verantwortung zu übernehmen, auch für sich selbst. Skip macht ihm Mut, Rivers anzusprechen, und ist auch als Mittler zwischen Willie und einer streitsüchtigen Bande erfolgreich. Dann aber kehrt Dink gebrochen aus dem Krieg zurück und gibt sich dem Alkohol hin. Als er nicht einmal zu Willies erstem Baseballspiel erscheint, lässt der Junge seinen Frust an dem Hund aus, der sich in einer Gruft verkriecht und Schwarzbrennern in die Quere kommt, die ihn misshandeln. In letzter Sekunde tauchen Dink und Willie auf und retten das schwer verletzte Tier.In den USA wird der Begriff des Kinderfilms meistens durch den des Familienfilms ersetzt, um dadurch die Bedürfnisse von Acht- bis 80-Jährigen befriedigen zu können. Eine Independent-Produktion wie „Mein Hund Skip“, die auf solche Erwartungen keine Rücksicht nimmt, ist deshalb von vornherein zum Scheitern verurteilt: Am Startwochenende lief der nach einem autobiografischen Roman entstandene Film gerade mal in fünf (!) Kinos an. Offensichtlich traute man der Geschichte, deren Titel einen Hund als „Hauptdarsteller“ suggeriert, ihn aber weder in den Mittelpunkt stellt noch auf die hollywood-typische Art vermenschlicht, nicht über den Weg. Was an „Mein Hund Skip“ besticht, ist die einfühlsame Art und Weise, mit der Buch und Regie die Entwicklung des kleinen Jungen in schwierigen Zeiten beschreiben. Dabei bezieht der liebevoll und detailgetreu das Ambiente der 40er-Jahre rekonstruierende Film die politischen Hintergründe immer wieder mit in die Handlung ein, ohne sie plakativ auszuschlachten. Wie beiläufig erfährt man etwas über den Rassismus, wenn sich vor dem örtlichen Kino zwei Schlangen bilden: eine mit schwarzen und eine mit weißen Kindern. Aus Jacks Mund tönt es gelegentlich wenig patriotisch, wenn er anstelle der Tapferkeitsmedaillen lieber sein Bein wieder hätte, und auch Dink liegt mit seiner „Angst vor dem Töten“, die ihn zum Feigling stempelt, nicht gerade auf der korrekten politischen Linie. So lässt die Inszenierung immer wieder nachdenkenswerte Momente einfließen, die auch vor dem Familienleben der Morris’ nicht Halt machen, wo traditionelle Erziehungsmuster in Frage gestellt werden. Selbst Skip, dem einige jener wunderbaren Film-Kunststücke antrainiert wurden, ohne die kein Tierfilm auskommt, bleibt nicht auf die Rolle des Pausenclowns beschränkt, sondern wird zur Integrationsfigur zwischen gegensätzlichen Charakteren. Auf deren Glaubwürdigkeit hat Regisseur Jay Russell besonderen Wert gelegt. Mit Frankie Muniz stand ihm ein junger Darsteller zur Verfügung, der nichts von der niedlichen Selbstgefälligkeit mancher Kinderstars hat, sondern seinen Lebensweg ernsthaft zu suchen scheint. Hinzu kommen das wohl tuend zurückhaltende Spiel, mit dem sich Kevin Bacon und Diane Lane ins Ensemble einfügen, die mit warmen Gelbtönen eine nostalgische Zeitreise beschwörende Kamera sowie der gefühlvolle Soundtrack, der nie ins Sentimentale abrutscht. Auch Erwachsene überkommen dabei fast unweigerlich Déjà-Vu-Erlebnisse, weshalb „Mein Hund Skip“ letztlich doch einer jener oft beschworenen Familienfilm ist.