Three Kings - Es ist schön König zu sein

Komödie | USA 1999 | 114 Minuten

Regie: David O. Russell

Eine Gruppe amerikanischer Soldaten sucht nach dem Ende des Golfkriegs in einem Privatfeldzug nach den Goldbarren, die Saddam Hussein in Kuwait erbeuten ließ. Eine im Grenzbereich von Realismus und Absurdität angesiedelte Darstellung des modernen Kriegs zwischen High Tech, politischer Konfusion, ökologischem Desaster und eingefleischter Konsum-Ideologie. Ein hintergründiges satirisches Paradestück auf den Spuren von Robert Altman und Richard Lester. - Sehenswert.
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Filmdaten

Originaltitel
THREE KINGS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Village Roadshow Pictures/Village - A.M. Film Partnership/Coast Ridge/Atlas Entertainment
Regie
David O. Russell
Buch
David O. Russell
Kamera
Newton Thomas Sigel
Musik
Carter Burwell
Schnitt
Robert K. Lambert
Darsteller
George Clooney (Archie Gates) · Mark Wahlberg (Troy Barlow) · Ice Cube (Chief Elgin) · Spike Jonze (Conrad Vig) · Cliff Curtis (Amir Abdulah)
Länge
114 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die umfangreiche Special Edition beinhaltet u.a. einen Audiokommentar sowie ein "Videotagebuch" des Regisseurs.

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Der Golfkrieg war der erste Krieg in der Weltgeschichte, den Millionen Menschen wie ein fremdgesteuertes Videospiel vor ihren Fernsehgeräten miterlebt haben. CNN-Kameramänner lieferten die wackelnden, farbausgebleichten Bilder, Christiane Amanpour steuerte die bestätigenden Kommentare bei. Jede Truppenbewegung, jede strategische Entscheidung, jedes mehr oder weniger präzis getroffene Waffenziel ließ sich am Bildschirm mitverfolgen. Dennoch hat selten eine Nation so wenig von der Wahrheit und Wirklichkeit eines Krieges erfahren wie die amerikanische beim allgegenwärtigen Golfkrieg. Dass ausgerechnete Hollywood es auf sich nehmen würde, das Klischeebild zu korrigieren, mit dem Amerikaner - und vermutlich der Rest der Welt - heute noch herumlaufen, und dass diese Korrektur auch noch in Form einer Komödie erfolgen könnte, das hatte wohl keiner gedacht. Wo Richard Lesters „Wie ich den Krieg gewann“ (fd 15 135) und Robert Altmans „M.A.S.H.“ (fd 16 830) enden, da ungefähr nimmt David O. Russells „Three Kings“ die Spur auf - ein zynisches Kriegsspektakel, in dem die harte Realität von einem cleveren Major zum Tummelplatz seiner eigenen kapitalistischen Räuber-und-Gendarm-Spiele umfunktioniert wird, auch wenn um ihn herum die Welt in Fetzen fliegt.

Dieser Major Archie Gates, ein Mann mit Green-Beret-Vergangenheit, sieht seine Stunde gekommen, als einem gefangenen Iraker ein Stück Landkarte aus dem Hintern gezogen wird. Der Major ahnt sofort, worum es sich handelt: Die Karte weist den Weg zu den Goldbarren, die Saddam Husseins Armee in Kuwait gestohlen hat. In den Wirren des ersten Tages nach Einstellung der Kampfhandlungen schnappt er sich einen Jeep und macht sich mit drei Leuten auf den Weg zu einem Privatfeldzug, mit dem er sich für den unfreiwilligen Krieg in der Wüste belohnen will. Es bereitet Gates keine besondere Mühe, die Goldbarren zu finden. Er trifft nicht einmal allzu heftigen Widerstand an, als er mit dem Gold abhauen will. Die besiegten irakischen Soldaten haben Wichtigeres zu tun, als ein Grüppchen gieriger Amerikaner zu bekämpfen. Sie müssen ihre Aufmerksamkeit den schiitischen Muslims widmen, die im Untergrund gegen Saddam Hussein gekämpft und auch nach dem offiziellen Ende des Krieges nicht aufgegeben haben. Präsident Bush hatte die Rebellen ermutigt, zu den Waffen zu greifen, doch auf die Unterstützung ihres Aufstands durch die amerikanischen Truppen warten sie immer noch vergebens.

Es ist typisch für die ironische Pointierung von „Three Kings“, dass Major Gates und seine Männer es ausgerechnet dieser Konstellation zu verdanken haben, dass ihnen die Iraker nicht die Hölle heiß machen. Und es ist typisch für „Three Kings“, dass sich die zynischen Helden alsbald in einem seelischen Dilemma befinden, das Leben oder Tod für die im Stich gelassenen Rebellen und für sie selbst bedeutet. Der geniale Trick des Films ist seine Vortäuschung eines listenreichen Abenteuerstücks, einer Art „Schatz der Sierra Madre“ unter irakischen Soldaten und Aufständischen. Doch sobald sich so etwas wie Gefreitenmentalität einstellt, reißt Russell die Perspektive herum. Die Realität erstickt das Lachen im Hals. „Three Kings“ gestattet dem Zuschauer keinen bequemen Ausweg. „Jede Kugel zählt“, soll Russell während der Dreharbeiten unentwegt gesagt haben. Er hat sichergestellt, dass auch das Publikum begreift, was er damit gemeint hat. Die Kugel, die eine Mutter vor den Augen ihres Kindes tötet, die Kugel, die einem irakischen Soldaten nach Kriegsende noch den Kopf abreißt, oder auch die Kuh, deren zerfetzte Körperteile auf den Major und seine Leute niederregnen, wird niemand so schnell vergessen. „Kelly’s Heroes“ geraten in Russells Film in ein Abenteuer, dessen horrende Dimensionen gelegentlich Züge des Absurden und des Surrealen annehmen. Russell muss gespürt haben, dass sich die Wirklichkeit des modernen Krieges mit konservativ realistischen Mitteln nicht darstellen lässt. Äußerste Konsequenz seiner Methode sind Einstellungen, in denen er mit der Kamera das Eindringen einer Kugel in den menschlichen Körper verfolgt und die Verwüstungen zeigt, die in den Organen angerichtet werden. Kennzeichnend für den Film sind immer wieder auch Szenen wie die in einem unterirdischen Bunker irgendwo in der Wüste, wo eine Saddam-Einheit Teile der Beute aus Kuwait bewacht. Auf dem Bildschirm verfolgen die Iraker unterdessen, wie weiße US-Polizisten den Schwarzen Rodney King fast zu Tode prügeln; jemand lauscht den neuesten Eddie-Murphy-Erfolg; ein anderer hält sich auf dem Laufband fit. Im Hinterzimmer wird ein amerikanischer Gefangener gefoltert. Bevor ein Iraker ihm den Strom durch den Körper jagt, erzählt er ihm mit ruhiger Stimme, er habe sein Handwerk von den Amerikanern gelernt, als die USA noch Iraks Verbündete im Kampf gegen den Iran waren.

Russell hatte die Story zu „Three Kings“ in Warner Archiv der abgelehnten Drehbücher gefunden. 18 Monate brachte er er damit zu, sie nach seinem Gusto umzuschreiben. Die Produktion zog sich lange hin - Angst der Studio-Bosse vor Gewalt, Angst vor Terroristen. Immerhin spielt der Film in der Hochburg des Terrorismus. Aber Russell lieferte etwas gänzlich anderes, als man erwartet hatte. Er zeigt sich weniger an einem akkuraten Porträt des Golfkriegs und seines wenig gloriosen Endes interessiert als an einer Darstellung des modernen Krieges zwischen High Tech, politischer Konfusion, ökologischem Desaster und eingefleischter Konsum-Ideologie. Seine Bilder brennender Ölfelder muten ebenso visionär an, wie die Szene der in einem Ozean von Milch hilflos herumpaddelnden Soldaten absurd ist. Es ist eine geradezu halluzinatorische Intensität, von der „Three Kings“ beherrscht wird und die den Film zum Ereignis macht. Gefilmt hat Russell das alles mit drei Sorten von Filmmaterial, eines davon das sonst eher in touristischen Fotoapparaten zu findende Ektachrome. Dadurch erhält der Film abwechselnd das Aussehen von Amateuraufnahmen und von Bildern, die Russell als „sehr intensive Farbtreffer“ bezeichnet. „Bizarr“ haben amerikanische Kritiker „Three Kings“ genannt. Nicht bizarrer als die Realität, die Russell im nachrevolutionären Nicaragua kennengelernt hat: „Man spielte Baseball oder lauschte einer altern Michael-Jackson-Aufnahme, als plötzlich ein lauter Knall zu hören war. Niemand hatte eine Ahnung, ob es die Contras waren oder nur jemand, der eine rote Ampel überfahren hatte.“
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