Im Sommer 1998 fiebert wie überall auf der Welt auch ein Teil der jungen Mönche eines buddhistischen Exil-Klosters in Nordindien der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich entgegen. Als ihnen kurz vor dem Endspiel der Zugang zum Fernseher in einer Dorfkneipe verwehrt wird, versuchen sie, den Abt umzustimmen, um das Finale im Kloster verfolgen zu dürfen. Ein farbenprächtiger Film, der auf spielerische Weise eine durchaus diesseitige Facette des in sich gekehrten Buddhismus zeigt und wie nebenbei von den spirituellen Herausforderungen der jungen Mönche handelt. (Kinotipp der katholischen Filmkritik)
- Sehenswert ab 14.
Spiel der Götter - Als Buddha den Fußball entdeckte
- | Bhutan/Australien 1999 | 94 Minuten
Regie: Khyentse Norbu
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Filmdaten
- Originaltitel
- PHÖRPA | THE CUP
- Produktionsland
- Bhutan/Australien
- Produktionsjahr
- 1999
- Produktionsfirma
- Palm Pictures/Coffee Stain
- Regie
- Khyentse Norbu
- Buch
- Khyentse Norbu
- Kamera
- Paul Warren
- Musik
- Douglas Mills
- Schnitt
- John Scott
- Darsteller
- Orgyen Tobgyal (Geko) · Neten Chokling (Lodo) · Jamyang Lodro (Orgyen) · Lama Chonjor (Abt) · Godu Lama (alter Lama)
- Länge
- 94 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Obwohl im abgeschiedenen Teil Nordindiens die Zeit still zu stehen und durch den Ort der Handlung, ein tibetisches buddhistisches Kloster, wie in Ketten gelegt zu sein scheint, ist der Zeitraum, in dem das „Spiel der Götter“ tobt, fester umrissen als in den meisten anderen Spielfilmen: Die Handlungsfolie bildet die Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich. Die Begeisterung für das Lieblingsspiel der ehemaligen Kolonialmächte hat nicht nur in diesem Teil der Welt Fuß gefasst; sie macht auch vor den Mauern eines altehrwürdigen Klosters nicht Halt, dessen Mönche und Eleven sich eigentlich in Meditation und Gebet üben sollen, um zu wahrer Erkenntnis zu gelangen. Doch Fußball, so scheint es in diesem Film zumindest, verwandelt die Welt und macht die Menschen jenseits aller Berufung ein wenig gleicher.Zwei Waisen, Palden und Nyima, werden über die chinesisch-tibetische Grenze geschmuggelt, um ihr Leben im Exil-Kloster eines alten Abts aufzunehmen. Während dieser täglich von der Rückkehr in die alte Heimat träumt, und sich die Umzugskisten in seiner Kammer türmen, frönen die jungen Mönche auf dem staubigen Klosterhof dem Fußballspiel, wobei als Ball gelegentlich auch eine Cola-Büchse dient. Je näher die Weltmeisterschaft rückt, um so aufgeregter wird der 14-jährige Orgyen, ein begeisterter Fußballfan, der statt religiöser Motive Bilder von Fußball-Idolen über sein Bett hängt. Zu den Vorspielen schleicht er sich entgegen den Vorschriften mit den neuen Freunden aus Tibet in die Dorfkneipe. Am Vorabend des Endspiels allerdings ereilt sie ein Lokalverbot. In ihrer Not fassen sich die drei, die zum verhassten Küchendienst eingeteilt sind, ein Herz und bitten den strengen Geko, der für Zucht und Ordnung verantwortlich ist und dem im Kloster nichts entgeht, um Erlaubnis, für das Endspiel einen Fernseher ausleihen und das Finale mit den anderen Mönchen zusammen im Kloster ansehen zu dürfen. Der gütige Abt erteilt seine Erlaubnis, und als das Geld für den Leihfernseher aufgebracht ist, scheint Orgyens Traum in Erfüllung zu gehen. Doch er wird der Einzige sein, der den Sieg Frankreichs nicht vor dem Bildschirm mitverfolgt – ein Fußballspiel hat er verpasst, aber auf dem eingeschlagenen Weg ist er einen Riesenschritt weitergekommen.„Spiel der Götter“, ein kleiner liebenswerter Film, verdient in mehrfacher Hinsicht Beachtung. Es ist der erste Spielfilm, der jemals in Bhutan gedreht wurde; ein authentisches Kloster dient als Originalschauplatz; der Regisseur Khyentse Norbu, einer der führenden Lamas des tibetanischen Buddhismus, legt mit ihm sein Filmdebüt vor; und viele der Beteiligten sind in der Tat Mönche bzw. Klosterschüler. Bei so viel Authentizität wird recht bald klar, das Fußball nur als Vehikel für eine ganz andere Geschichte dient, die behutsam mit einer Welt vertraut machen soll, die Interessierten bislang nur durch ihre streng-sachliche Kühle bekannt war und deren Disziplin durchaus angsteinflößend sein kann. Spielerisch und in überbordender Farbenpracht, die auch folkloristische Impressionen nicht scheut, wird eine Welt vor Augen geführt, deren Bewohner mit beiden Beinen im Leben stehen, über den Freuden und Mühen des Alltags jedoch nie ihren spirituellen Weg aus den Augen verlieren. So löst Orgyen seine erste große spirituelle Herausforderung nahezu nebenbei. Er lernt auf das scheinbar Wichtigste in seinem jungen Leben – den Fußball – zu verzichten und wirklich Wichtiges kennen, die Hinwendung zum Mitmenschen, lernt, was es bedeutet, ein guter Mönch und Mensch zu sein. Khyentse Norbu erzählt dies mit spielerischer Leichtigkeit, gelegentlich sogar mit kalkulierter Naivität, die gerade westlichen Betrachtern den geistlichen Kosmos erschließen lassen kann. Dass es dabei manchmal an den filmischen Mitteln mangelt und die Fabel ein wenig schlicht daher kommt, kann auf Grund des geistigen Gehaltes des Films vernachlässigt werden. Störend, weil (für die gute Sache) missionierend, wirkt allerdings, dass die Besetzung Tibets durch China immer wieder thematisiert und gebetsmühlenartig heruntergeleiert wird. Dies unterstreicht zwar die andere löbliche Absicht des Films, der sich durchaus an ein jüngeres Publikum wendet, könnte aber kontraproduktiv wirken, da die ständige Wiederholung bekannter Tatsachen diesen in der Regel keinen guten Dienst erweist.
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