Okami - Das Schwert der Rache

Action | Japan 1972 | 90 Minuten

Regie: Kenji Misumi

Der erste Film einer insgesamt sechsteiligen Schwertkämpfer-Saga, deren Held mit seinem kleinen Sohn durch das spätmittelalterliche Japan zieht und Rache an jenem Clan nimmt, der seine Familie auslöschte. Ein durch seine eruptiven Gewaltausbrüche verstörender Film auf ästhetisch hohem Niveau, dessen Handlung tief in der japanischen Tradition und Philosophie verwurzelt ist. (O.m.d.U.; zweiter Teil: "Okami - Am Totenfluß".)
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Filmdaten

Originaltitel
KOZURE OKAMI: KO O KASHI UDE O KASHI TSUKAMATSURU
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
1972
Produktionsfirma
Katsu Prod.
Regie
Kenji Misumi
Buch
Kazuo Koike
Kamera
Chishi Makiura
Musik
Hideaki Sakurai
Schnitt
Toshio Taniguchi
Darsteller
Tomisaburo Wakayama (Itto Ogami) · Akihiro Tomikawa (Daigoro) · Yunosuke Ito · Tomoko Mayama · Fumio Watanabe
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Genre
Action
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
One World Entertainment (2.35:1, Mono jap.)
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Diskussion
Es passiert eher selten, daß ein japanischer Film, der in seiner Heimat eine nur mäßige Publikumsresonanz zu verzeichnen hatte, im Ausland später zum Kultfilm wird. Die sechsteilige, zwischen 1972 und 1974 unter der künstlerischen Oberleitung von Altmeister Kenji Misumi entstandene Serie „Kozure okami“ ist so ein Fall. Dieses Meisterwerk des japanischen Fechterfilms liegt nun auf Video vor - ungekürzt, untertitelt und im korrekten Bildformat. Dabei hätte man "Kozure okami" hierzulande schon Mitte der 70er Jahre entdecken können: Im Zuge des Martial-Arts-Film-Boom kamen die zweite und die dritte Folge der Serie unter den abstrusen Titeln "Japango" (fd 18 833) und "Der unbesiegbare Samurai" (fd 18 915) in die hiesigen Kinos. Wahrgenommen wurden die Filme damals eher undifferenziert als wüste und gewalttätige Mischung aus Italo-Western und „Hongkong-Streifen“. Zumindest bei Kennern international berühmt wurde die Serie durch eine aus den ersten beiden Folgen zusammengestellte, mit neuer Musik unterlegte und teilweise sinnentstellend synchronisierte Fassung namens „Shogun Assassin“, die Bobby Houston 1980 für Roger Cormans Verleih „New World“ angefertigt hatte. "Shogun Assassin" enthält lediglich etwa zehn Minuten aus der ersten Episode "Kozure okami. Ko o kashi ude o kashi tsukamatsuru"; der Rest entspricht im großen und ganzen der zweiten Episode "Kozure okami. Sanzu no kawa no ubaguruma". Im Zentrum von "Kozure okami" stehen Itto Ogami und sein kleiner Sohn Daigoro. Zu Beginn des ersten Teils ist Ogami noch der kogi kaishakunin des Shogunats: Er ist sowohl der Henker für sämtliche politisch delikaten Hinrichtungen als auch der Chef-Auftragsmörder des Shogun. (Eine solche institutionalisierte Position hat es im Verwaltungsapparat des Shogunats im übrigen nie gegeben, sie ist aber immerhin vorstellbar und deshalb durchaus gut erfunden.) Durch eine Intrige des (historisch realen, anekdotenumrankten) Yagyu-Klans fällt Ogami in Ungnade und wird seines Postens enthoben; obendrein massakrieren die Yagyu seine Familie - bis auf den kleinen Daigoro. Ogami entsagt daraufhin der Welt und widmet sein Leben fortan allein der Rache an den Yagyu. Am Ende des ersten Teils beginnen Ogami und Daigoro eine Wanderung durch Japan: ihre Pilgerreise auf der Suche nach einer Form von Erlösung. Ogami verdient das Geld für Daigoro und sich durch Auftragsmorde sowie die stundenweise Vermietung Daigoros an hilfsbedürftige Mütter (die häufig vor Schmerz halb wahnsinnig sind). Wie das funktioniert, zeigt der zweite Teil. Hier wird Ogami von einer mysteriösen Gestalt beauftragt, drei Männer zu töten, die allesamt Meister exzentrischer Kampfstile sind. Die Yagyus wiederum haben eine Gruppe von Mörderinnen beauftragt, Ogami und Daigoro zu töten, damit ihre Intrige vollendet und der Ogami-Klan ausgelöscht ist. "Kozure ogami" erregt zuerst wegen seiner extremen, hochstilisiert-poetischen, entfernt an Sam Peckinpah erinnernden Darstellung von Gewalt erhebliches Aufsehen; Phil Hardy ging in seiner "Enzyclopedia of Horror Movies" soweit, die Serie mit Lautreamonts "Les Chantes de Maldoror" zu vergleichen, was allerdings in eine völlig falsche Richtung führt. Im Westen wird diese Form von blutigen Exzessen schnell mit Nihilismus gleichgesetzt, tatsächlich geht es hier aber um die Suche nach buddhistischer Erlösung. Ogami will sich der Hölle hingeben, weiht sein Leben der ewigen Verdammnis - und ist dabei ein mitleidbedürftiger Verblendeter. Sein Weg zur Erleuchtung führt durch die Leben der von ihm Getöteten (die im übrigen alle ebenfalls erlöst werden, weil sie ihm durch ihren Tod bei seiner Erlösung helfen). Die Stilisierung des Films akzentuiert genau dieses Moment. Das ist für westliche Betrachter konzeptionell gewiß gewöhnungsbedürftig, aber notwendig zu wissen, um die Filme dieser außergewöhnlichen Serie verstehen zu können.
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