Krimi | USA 1998 | 123 Minuten

Regie: Steven Soderbergh

Ein notorischer Bankräuber verliebt sich auf der Flucht aus einem Bundesgefängnis ausgerechnet in einen weiblichen US-Marshall, den er kurzfristig als Geisel nehmen mußte. Fortan setzt er alles daran, die Nähe der "Feindin" zu suchen, und da auch sie seinem Charme erliegt, entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das im Raub von Rohdiamanten kulminiert und skrupellose Gangster auf den Plan ruft. Verfilmung eines Romans von Elmore Leonard, die geschickt die Balance zwischen Action, Komödie und romantischer Liebesgeschichte hält. Ein unterhaltsamer, im positiven Sinne altmodischer Kriminalfilm mit überraschenden Wendungen und ohne übertriebene Härten. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
OUT OF SIGHT
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1998
Produktionsfirma
Universal/Jersey Films
Regie
Steven Soderbergh
Buch
Scott Frank
Kamera
Elliot Davis
Musik
David Holmes
Schnitt
Anne V. Coates
Darsteller
George Clooney (Jack Foley) · Jennifer Lopez (Karen Sisco) · Ving Rhames (Buddy Bragg) · Don Cheadle (Maurice "Snoopy" Miller) · Albert Brooks (Richard Ripley)
Länge
123 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi
Externe Links
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Heimkino

Die Extras beinhalten u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Drehbuchautors, eine separate Soundtrackspur, eine erhellende Dokumentation zum Film (24 Min.) sowie ein Feature mit nicht verwendeten Szenen (21 Min.). Die SZ-Edition (DVD) enthält keine bemerkenswerten Extras.

Verleih DVD
Universal & SZ Cinemathek (1.85:1, DD5.1 engl., DS dt.)
Verleih Blu-ray
Universal & StudioCanal (1.85:1, dts-HDMA engl., dts dt.)
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Diskussion
30 Jahre Knast sind nicht gerade rosige Aussichten für den 40jährigen Bankräuber Jack Foley, der trotz dreier Festnahmen auf eine erfolgreiche Berufskarriere zurückblicken kann. Da Jack keine Lust hat, hinter den Gittern der Glades Correctional Institution in Florida alt zu werden, kann nur ein Ausbruch die mißliche Lage ändern. Alles scheint perfekt geplant, Jacks Kumpel Buddy steht mit dem Fluchtauto bereit, und eigentlich kann nichts schiefgehen, zumal einige Mitausbrecher für Ablenkung sorgen. Doch der Zufall macht dem Fluchtunternehmen fast einen Strich durch die Rechnung. Zur falschen Zeit zufällig am falschen Ort kommt beiden ein weiblicher US-Marshal in die Quere, und sie nehmen die resolute Karen Sisco kurzerhand als Geisel. Im Fond des Wagens kommen sich Jack und Karen gezwungenermaßen sehr nahe, und da man nicht nur nett miteinander plaudern kann, sondern bei den nicht ganz unbeabsichtigten Berührungen auch Funken fliegen, stellt sich rasch die Frage, was wäre, wenn man sich unter anderen Voraussetzungen kennengelernt hätte; wenn nicht die Polizistin auf den Dieb sondern ein unbescholtener Mann auf eine attraktive Frau getroffen wäre.

Diese Frage beschäftigt in der Folgezeit Jack, der immer wieder die Nähe Karens sucht und dabei seine persönliche Sicherheit das eine oder andere Mal außer Acht läßt. Karen wiederum ist hin- und hergerissen zwischen Pflicht und verbotener Leidenschaft und jagt den Gauner zwar verbissen, aber auch halbherzig. Die Verfolgung verlagert sich von Floria ins winterliche Detroit, da Jack dort einen letzten Coup landen will. Rohdiamanten im Wert von fünf Mio. Dollar lagern im Haus des Finanzjongleurs Ripley, ein Schatz, mit dem sich Jack und Buddy sanieren wollen. Die Beute ruft auch den Gangster und Box-Promoter Snoopy auf den Plan, der mit seinen unterbelichteten Gefolgsleuten ebenfalls ans große Geld will. Notgedrungen zieht man zunächst am selben Strang, doch in der Villa des Milliardärs kommt es zu ernsten Auseinandersetzungen, da der psychopathische Snoopy den „Gentleman-Coup“ in ein Gemetzel umzuwandeln gedenkt. Jack muß zum ersten Mal zur Waffe greifen, und plötzlich stehen er und Karen auf derselben Seite, was nicht verhindert, daß sie sich nach getaner Arbeit wieder als „Feinde“ gegenüberstehen. Sie muß schließlich ihre Arbeit tun, und er will auf keinen Fall wieder ins Gefängnis.

Steven Soderbergh hat einen wunderbar altmodischen Genrefilm inszeniert, der sich nicht über bombastische Materialschlachten und Metzeleien definiert, sondern über schlüssige Charaktere, deren Chemie untereinander bis ins kleinste Detail abgestimmt ist. Ihr ist es zu verdanken, daß die Spannung zwischen Kriminalfilm und romantischer Liebeskomödie über die ganze Distanz aufrecht erhalten und immer wieder gesteigert werden kann. So überzeugt nicht nur das Gespann Jack und Buddy, Freunde, die, ohne viele Worte zu machen, einander blind vertrauen können; auch die Neben- und Randfiguren sind schlüssig entwickelt, und sogar Personen, die nur im Kopf der Zuschauers existieren, bekommen stimmige Konturen – Buddys Schwester etwa, die nie im Bild auftaucht, mit der er jedoch endlose Telefongespräche führt, um ihr brühwarm seine nächsten Coups darzulegen. In erster Linie gilt dies für die überzeugenden Hauptdarsteller, wobei George Clooney Jack als charmantes Schlitzohr anlegt, mit dem man ohne weiteres Pferde stehlen könnte, wenn man nicht gerade Polizistin ist. Jennifers Lopez’ Karen belegt, daß sich Pragmatismus und Sex-Appeal keineswegs ausschließen müssen, und wie reizvoll und aufregend gerade das Spiel mit dem verbotenen Feuer ist. Für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt dabei der Umstand, daß die beiden nur in wenigen Szenen miteinander agieren; meistens verwehrt ihnen der Plot, der sie in den Rollen von Jäger und Gejagtem sieht, gemeinsame Auftritte. Dennoch bestimmt eine knisternd erotische Atmosphäre den Film, eine Liebes-/Gaunergeschichte mit perfekt getimten, spritzigen Dialogen und einer überzeugenden Kameraarbeit, die ebenso sinnvoll wie sinnlich Licht- und Farbgebung in den Dienst der Geschichte stellt. Die Farbe Rot wird weniger mit Blut in Zusammenhang gebracht, und das kalte Blau in Detroit bietet einen reizvollen Kontrast zum heißen Finale des Films. Nach „Schnappt Shorty“ (fd 31 818) ist „Out of Sight“ die zweite Elmore-Leonard-Verfilmung, die eher heitere Töne anschlägt, auch wenn der grimmige Hintergrund der Geschichte nie in Vergessenheit gerät und immer wieder durchschimmert. Soderbergh braucht keine langen Expositionen, um Stimmungswechsel herbeizuführen, sondern versteht es, das Heitere aus dem Spannenden zu entwickeln – und umgekehrt. So entstand eine überaus intelligente Krimiunterhaltung, die im positiven Sinne aus dem Rahmen fällt und deren Geschichte immer wieder für überraschende Wendungen gut ist.

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