Political correctness ist ein Fremdwort für Melvin Udall, erfolgreicher Autor von 62 Liebesromanen und Misanthrop. Homosexuelle, Schwarze und Hunde in einem Satz zu diskriminieren, ist ihm ein leichtes. Denn erstens leben alle drei in seiner New Yorker Nachbarwohnung, die der Künstler Simon mit seinem farbigen Liebhaber Frank sowie dem Brüsseler Affenpinscher Verdell teilt, zweitens stören sie erheblich die Ruhe des unter obsessiven Verhaltensstörungen wie Waschzwang und panischer Angst vor Viren und Bakterien leidenden Mannes, und drittens ist der egoistische Mittfünfziger ein zynisches Ekelpaket erster Güte, wie es selten im Kino zu sehen war. So läßt er, ohne mit der Wimper zu zucken, Simons innig geliebtes Hündchen im Müllschlucker verschwinden und beschimpft dessen Herrchen anschließend hemmungslos als „Fummeltrine“. Allein die resolute Kellnerin Carol aus seinem Stammlokal „Cafe 24“, das Melvin jeden Tag Punkt 11 Uhr betritt, vermag ihn in seine Schranken zu weisen. Melvins Seelenverkrustungen brechen auf, als zwei Ereignisse das Gleichgewicht seines ebenso hermetischen wie streng ritualisierten Alltags gefährden: er muß auf Verdell aufpassen, da der von Einbrechern zusammengeschlagene Simon länger im Krankenhaus behandelt wird, und Carol kann ihn wegen der Pflege ihres schwer asthmakranken Sohnes Spencer nicht bedienen. Aus purem Egoismus (und ein wenig verzaubert von Verdells braunen Augen) spielt Melvin die Märchenfee. Zu Simon bahnt sich aus demselben Lebensgefühl zweier einsamer Außenseiter – der eine innerlich, der andere äußerlich verkrüppelt – schließlich sogar eine Freundschaft an. Vorgeblich aus reiner Dankbarkeit begleitet Carol ihren schwierigen Gast auf eine Reise, die Melvin mit dem von Geldsorgen geplagten Simon zu seinen reichen Eltern unternimmt und die ihr Leben grundlegend verändert.James L. Brooks führt mit „Besser geht’s nicht“ die Tradition seiner erfolgreichen Produktionen „Zeit der Zärtlichkeit“
(fd 24 473) und „Nachrichtenfieber“
(fd 26 671) fort. Und es ist kennzeichnend für den Erzählrhythmus des Films, daß sich der eigentliche Handlungskern erst nach 90 Minuten zu erkennen gibt und das satirische Gesellschaftsporträt zugunsten einer romantischen Komödie in den Hintergrund tritt. Ebensoviel Zeit läßt sich Brooks für die Charakterisierung der drei Hauptfiguren, sei es durch ihre Kleidung oder die Dekoration der unterschiedlichen Wohnräume: helle bunte Farben und Designermöbel in Simons Wohnung, Antiquitäten und monochrome Düsterkeit bei Melvin, ein verwohntes Kleinfamilienchaos bei Carol. Dabei kann sich Brooks auf ein Drehbuch stützen, dessen brillante Dialoge in keiner Minute etwas von ihrer Tiefe und ihrem Witz verlieren und die sich sogar immer wieder selbst hintertreiben. Bei all diesen Qualitäten ist die eigentliche Attraktion aber ohne Zweifel das Zusammenspiel der Darsteller Helen Hunt (beeindruckend wie eine Figur aus einem Edward-Hopper-Gemälde), Greg Kinnear und Jack Nicholson. Auch wenn Brooks die Zahl der Groß- und Nahaufnahmen ein wenig übertreibt, bietet sein Film handwerklich solide inszeniertes, großartiges Schauspielerkino, das in Zeiten aufwendiger Großproduktionen selbstsicher und unbeirrt auf einen intimen Kammerspielcharakter setzt. Brooks gelingt dabei das schwierige Kunststück, den Hauptfiguren annähernd gleiches Gewicht zu verleihen, anstatt beispielsweise Simon für die Liebesgeschichte zwischen Melvin und Carol zu funktionalisieren. Es spricht auch für Brooks, daß er den Megastar Jack Nicholson vor einer seiner egomanischen und manieristischen Interpretationen bewahren kann und ihn als primus inter pares ganz auf die Trias verpflichtet. Der massige Schauspieler, dessen Gesicht unter spärlichen Haaren eine beeindruckende Landschaft aus Falten, Furchen und Pölsterchen geworden ist, demonstriert dabei große Souveränität und sogar viel Sinn für Selbstironie. Während Simon und Carol von Beginn an Sympathieträger sind, meistert es Nicholson, die abstoßenden Untiefen seiner Figur darstellerisch schonungslos auszuloten und doch den Zuschauer zunehmend Sympathie für diesen Melvin empfinden zu lassen. Seine Liebeserklärung an Carol gerät ihm dabei zum wahrhaftigsten und bewegendsten Moment des Films: „Ihretwegen möchte ich ein besserer Mensch sein.“