The Sunchaser

Drama | USA 1996 | 127 Minuten

Regie: Michael Cimino

Ein unheilbar an Krebs leidender junger Mörder nimmt seinen Arzt als Geisel und erzwingt mit ihm die Flucht zu einem "Heiligen Berg" der Indianer, auf dem ein Zaubersee liegen soll, der alle Krankheiten heilt. Eine bemühte Roadmovie-Version, die das mythische, präkolumbianische Amerika feiert. Als Auseinandersetzung mit Rationalität und Spiritualität kaum überzeugend, ärgerlich durch das verschwommene Amerika-Bild. - Ab 16 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
THE SUNCHASER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
Regency Enterprises
Regie
Michael Cimino
Buch
Charles Leavitt
Kamera
Doug Milestone
Musik
Maurice Jarre
Schnitt
Joe D'Augustine
Darsteller
Woody Harrelson (Dr. Michael Reynolds) · Jon Seda (Brandon "Blue" Monroe) · Alexandra Tydings (Victoria Reynolds) · Matt Mulhern (Dr. Chip Byrnes) · Anne Bancroft (Dr. Renata Baumbauer)
Länge
127 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16 möglich.
Genre
Drama | Road Movie
Externe Links
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Diskussion
Ein erfolgreicher Chirurg wird eines Tages in die unangenehme Lage versetzt, einen 16jährigen Strafgefangenen untersuchen zu müssen, der seinen Stiefvater erschossen hat und an Krebs im Endstadium leidet. Auf dem Weg zum Gerichtstermin gelingt es dem Jungen, den Arzt als Geisel zu nehmen und zu fliehen. Er zwingt ihn, von Los Angeles aus nach Arizona zu fahren, wo nach einer indianischen Überlieferung auf einem "Heiligen Berg" ein Zaubersee liegen soll, der alle Krankheiten heilt. Der Arzt, ein ausgesprochener Rationalist, verachtet die Sage als Spinnerei und drängt auf Rückkehr, nicht zuletzt um der Gesundheit des Jungen willen; dieser aber bleibt von derlei Bemühungen unbeeindruckt Unterdessen regt sich daheim in L.A. der Verdacht, der Arzt werde langsam zum Mittäter, und wie sich zeigt, liegt man damit nicht ganz falsch.

Das zentrale Motiv in Michael Ciminos Film, die Auseinandersetzung zwischen Rationalität und Spiritualität, zwischen Wissen und Glauben, findet überdeutlich ihren Ausdruck im Konflikt der Hauptfiguren. Obwohl die Beziehung zwischen Arzt und jugendlichem Killer lange Zeit stagniert, um am Ende mit der Brechstange vorangetrieben zu werden, unter Zuhilfenahme einer rührigen Psychoanalyse (des Arztes) sowie einiger ebenso rechtzeitig eingebauter Wendepunkte (dank Schlangenbiß und Anfall), ist es aber vor allem das verschwommene Amerikabild, das Ciminos Film zu einer Enttäuschung macht. Von den lower class kids in den Ghettos von L.A., die vom Autodiebstahl leben und als gerissene, aber verkommene Individuen dargestellt werden, über eine Horde Biker in der Wüste, bärtig, bierbäuchig und brutal, sowie einen Späthippie (grotesk verkleidet und zerzaust: Anne Bancroft) bis zu den Beverly Hills-Snobs, zu denen auch die Frau des Arztes gehört - alles Abschaum, will Cimino dem Zuschauer mitteilen: degenerierte Zivilisation. Als leuchtenden Gegenpol verkauft er nicht nur indianische Mystik mitsamt einem echten Medizinmann, der natürlich lakonisch und unheimlich ist, sondern gleich das ganze mythische, präkolumbianische Amerika, das sich seit jeher am eindrucksvollsten vor der Kulisse des Monument Valley beschwören läßt. Ähnlich wie in Ciminos vorangegangenem Film "24 Stunden in seiner Gewalt" (fd 28 713) gibt das Tal aber auch hier nicht mehr ab als eine hübsche Illustration: tausendmal für ähnliche Zwecke abgelichtet, ist es als ideeller Ort unbrauchbar geworden. Die Anhäufung sozialpsychologischer Klischees, aus denen der Film bis zu diesem Zeitpunkt besteht, wirkt gerade vor dem Hintergrund von Ciminos Karriere und Ansehen als äußerst kritischer, ja bitterer Chronist US-amerikanischer Geschichte - sei es in "Die durch die Hölle gehen" (fd 21 136) oder "Heaven's Gate" (fd 24 953) - als nachgerade reaktionär. Für Woody Harrelson ist die Rolle des Arztes nicht vielmehr als eine leichte Übung, zumal sie viel zu eng gefaßt bleibt; seinem Gegenüber Jon Seda gelingen immerhin einige beängstigende Momente. Mitunter wirkt Ciminos Film wie eine bemühte Road-Movie-Version von "Halbblut" (fd 29 746), Michael Apteds thematisch ähnlich gelagertem, ungleich größerem modernem Indianer-Film.

Ein unheilbar an Krebs leidender jugendlicher Mörder nimmt seinen Arzt als Geisel und erzwingt mit ihm die Flucht zu einem "Heiligen Berg" der Indianer, auf dem ein Zaubersee liegen soll, der alle Krankheiten heilt. Eine bemühte Road-Movie-Version, die das mythische, präkolumbianische Amerika feiert. Als Auseinandersetzung mit Rationalität und Spiritualität kaum überzeugend, ärgerlich durch das verschwommene Amerika-Bild. - Ab 16 möglich.
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