Die Mutter des Killers

- | Deutschland 1996 | 77 Minuten

Regie: Volker Einrauch

Ein totgeglaubter Krimiautor, seine Ex-Geliebte, ein ständig betrunkener "Witwentröster", der undurchsichtige Chef eines Sargladens, eine mondäne Blondine, die ihren kränkelnden Ehemann loswerden will, und eine Reihe skurriler Typen aus einem Hamburger Vorort werden in ein verwirrendes Spiel um Liebe und Tod verwickelt. Ein mit viel Sinn für trockenen Humor inszeniertes Erstlingswerk. Die authentisch wirkenden Dialoge und die atmosphärisch dichte Schwarz-Weiß-Fotografie knüpfen an die Traditionen des neorealistischen Kinos an, ohne es zu kopieren. Getragen von überzeugenden Schauspielern, ist der Film ein Lichtblick im Komödien-Allerlei des deutschen Films.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
Josefine/Glückauf
Regie
Volker Einrauch
Buch
Lothar Kurzawa
Kamera
Bernd D. Meiners
Musik
Big Balls And The Great White Idiot
Schnitt
Irene Regner
Darsteller
Dieter Landuris (Eddie Hartmann) · Brigitte Janner (Mutter Marta) · Peter Lohmeyer (Theo Bono) · Andrea Sawatzki (Olga Bono) · Emilio Castoldi (Oskar)
Länge
77 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
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IMDb | TMDB

Diskussion
Dieser in 15 Tagen ohne Fördergelder gedrehte Film mit seinem lakonisch-makabren Humor wirkt wie ein Versprechen im Beziehungs-Komödien-Allerlei des derzeitigen deutschen Kinos. Die Handlung dreht sich wie ein Karussell, und die Personen irren durch eine aberwitzige Geschichte: Der Kriminalschriftsteller Theo hat seinem ständig betrunkenen Nachbarn Eddie die schöne Olga ausgespannt; was ihn aber nicht daran hindert, mit der attraktiven Jennifer, die ihren schwerkranken Mann Alwin leid ist, ein Verhältnis anzufangen. Jennifer überredet ihn, Alwin zu töten und mit ihr und dem Erbe zu fliehen. Die Fäden laufen in Eddies Arbeitsstelle, einem Beerdigungsinstitut, zusammen. Dessen Besitzer Lu Mehlig steckt ebenfalls mit Jennifer unter einer Decke und soll Theo gegen eine unidentifizierbare Verkehrsleiche austauschen. Als "Toter" soll der dann Alwin um die Ecke bringen. Als Eddie vom Ableben seines Rivalen erfährt, betätigt er sich gleich als Witwentröster, während seine Frau Gerda mit dem Ex-Knacki Bomber durch die Gegend schiebt. Als Theo es nicht übers Herz bringt, Alwin zu erschießen und sich mit ihm anfreundet, eskaliert die Situation: Jennifer will nun Theo loswerden, aber statt seiner landet Lu im Sarg. Eddie, Theo und Olga "entsorgen" nun die Leiche mit Hilfe von Eddies Mutter und seinem labilen Bruder Oskar. Aber schließlich bekommt Theo nicht nur seine Olga wieder, sondern auch einen Literaturpreis. Jennifer und Alwin wagen einen neuen Anfang, und Eddie bekommt von seiner Frau einen Tritt.

Volker Einrauch hat aus seiner finanziellen Not wahrlich eine Tugend gemacht. Die sparsam ausgeleuchteten, mit harten Schwarz-Weiß-Kontrasten arbeitenden Bilder, eine Handkamera, die immer dicht bei den Personen und auf den Gesichtern bleibt, und Dialoge, die den Leuten aus dem Viertel wie aus dem Munde genommen wirken, verleihen dem Film einen fast neorealistischen Touch. Verstärkt wird der noch durch den ökonomischen Inszenierungsstil, der sich keine Einstellung zuviel erlaubt, und das authentische Spiel aller Darsteller. Selten sah man im deutschen Film bis in die Nebenrollen hinein so präzis geführte Schauspieler, die mit ihrer Spiellaune und unterstützt von einem flüssigen Schnitt die Geschichte ständig vorwärtstreiben. Die Spontaneität der Inszenierung und der Dialoge erinnert nicht selten an die frühen Filme von Jim Jarmusch. Und der trockene Homor kann sich durchaus mit dem englischer "Ladykiller" messen. Trotzdem ist "Die Mutter des Killers" weit davon entfernt, eine Kopie bekannter Genre-Muster zu sein. Vielleicht weist er mit seinem Ideenreichtum den Weg zurück zu originellen, aus dem "Wirklichen" schöpfenden Geschichten, die man zwar wie Einrauch fantasievoll ausschmücken kann, deren Protagonisten und Schauplätze den Zuschauern aber vertraut erscheinen und Identifikation zulassen.
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