"Im Kleinen ganz groß", steht als Firmenmotto über dem Eingang jener Gartenzwergfabrik "Rote Mütze", die in "Go Trabi Go 2" zum alles bestimmenden Zankapfel wird. Im großen und ganzen ziemlich klein, ließe sich in Abwandlung kurz und bündig über diese Fortsetzung der ersten gesamtdeutschen Komödie "Go Trabi Go" resümieren.
Reinhard Klooss und Wolfgang Büld knüpfen nahtlos an den Vorläufer von Peter Timm an. Sonnengebräunt vom Italien-Trip kehrt Familie Struutz (Vater Udo, Mutter Rita, Tochter Jacqueline und Trabi Schorsch) ins heimische Bitterfeld zurück, wo unterdessen die Marktwirtschaft ausgebrochen ist. Gerade erst stürzt das Familienheim zusammen, weil es einem Golfplatz weichen soll, und die Gartenzwerg-Erbschaft, die statt dessen im Dörfchen Landwitz bereitsteht, hält mehr Probleme als Lösungen parat: der marode Betrieb muß binnen weniger Tage mit einer Million Mark abgesichert werden, sonst wechselt er den Besitzer.
Unter diesem Druck driftet die Familie auseinander; während das Familienoberhaupt sich nur schwer von dem Schock erholt und erst durch den Einfluss des Leichtfußes Charlie neuen Mut faßt, erliegt die Tochter den Verlockungen des neuen Nachtlebens; Mutter Struutz hingegen bekommt unter Einsatz all ihres sächsischen Charmes heraus, was mit dem Betrieb wirklich geschehen soll. Kaufanwärter Kuhn, ein aus dem Westen importierter Bürgermeister, will den Ort zum Dreh- und Angelpunkt des künftigen Ost-West-Verkehrs umbauen, und auf dem Struutzschen Grundstück soll dann der Pfeiler einer Autobahnbrücke Fuß fassen.
Aber Kuhn hat die westliche Spekulationsrechnung ohne östliche Sturheit gemacht. Wer jahrelang geduldig auf seinen Trabi warten konnte, der weiß, dass Beharrlichkeit durchaus zum Ziel führen kann, und so bringt Struutz tatsächlich fristgemäß das Geld auf, um Betrieb und Belegschaft übernehmen zu können.
Ein mittelständische Aufschwung mit von Hand gefertigten Gartenzwergen - mehr solcher Ambivalenzen wären der Komödie gut bekommen. Statt dessen aber begnügt sich die Inszenierung mit Seitenhieben auf Dinge, die allenfalls ein Klischee der Wirklichkeit sind - mit Bürokraten, die vor jedem Wessi katzbuckeln, halbseidenen Nachtclubbesitzer, die auf die "befreiten" Triebe der Ossis spekulieren - sowie mit einer Nummernrevue von Gastauftritten, darunter (schmierig wie eh und je) Jochen Busse als Direktor einer ominösen "Zentrale für Abwicklung" und (herablassend smart) Showmaster Wolfgang Lippert als Herrenausstatter. Von den Hauptdarstellern fallen nur Uwe Friedrichsen als geschäftstüchtiger Wessie-Bürgermeister (sic!) und Wolfgang Stumph als Familienvater positiv auf, aber sie werden von einem seltsam zahmen Drehbuch im Stich gelassen, das Stumph viel zu selten Gelegenheit gibt, seinen Faust zu zitieren. Auch die Möglichkeiten, seine Partnerschaft mit "Wessie" Charlie (Rolf Zacher, nicht eben gegen den Typ besetzt) ein wenig zum Spiel mit Gegensätzen zu nutzen, bleiben weitgehend ungenutzt. Vielmehr schliddern die ungleichen Typen über einen Abstecher nach New York in ein unverschämt glückseliges Happy End.
Was in den meisten anderen Bereichen weiterhin nur Utopie und politisches Wunschdenken ist, haben Kloos und Büld geschafft, zumindest in Sachen Filmkomödie: der Osten hat das Niveau des Westens erreicht. Als wolle der Film für diese ernüchternde Erkenntnis entschädigen, betreibt er in den letzten Minuten Fremdenverkehrswerbung, die besser ankommt als jede seiner Pointen. Die Kamera, die zuvor schon jedes schützenswerte Baudenkmal augenfällig ins Bild rückte, kann sich nun nicht sattsehen an den Schönheiten des Elbsandsteingebirges, durch die der rundum überholte Trabi kurvt.