Ein Zehnjähriger, der die Sommerferien bei Freunden seiner Mutter verbringen soll, muß nicht nur die seit dem Tod seines einzigen Kindes angespannte Atmosphäre zwischen dem Ehepaar verkraften, sondern auch einen persönlichen Schock überwinden. In der Inszenierung zu unentschlossen, um sein Vorbild "Am großen Weg" (1986) zu erreichen, erhält der Film durch die um Stimmigkeit bemühte Figurenzeichnung und die überzeugende Darstellung dennoch überdurchschnittlichen Unterhaltungswert.
- Ab 14.
Sommerparadies
Jugendfilm | USA 1991 | 111 Minuten
Regie: Mary Agnes Donoghue
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Filmdaten
- Originaltitel
- PARADISE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1991
- Produktionsfirma
- Touchstone Pictures/Grand Highway Films/Interscope Communications
- Regie
- Mary Agnes Donoghue
- Buch
- Mary Agnes Donoghue
- Kamera
- Jerzy Zielinski
- Musik
- David Newman
- Schnitt
- Éva Gárdos · Debra McDermott
- Darsteller
- Melanie Griffith (Lily) · Don Johnson (Ben) · Elijah Wood (Willard) · Thora Birch (Billie) · Sheila McCarthy (Sally)
- Länge
- 111 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Jugendfilm | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Das kleine Fischerdorf Paradise, in das es den zehnjährigen Willard für die Dauer der Sommerferien verschlagen hat, ist alles andere als ein "Sommerparadies". Seinem Namen macht es so wenig Ehre wie Paris im Staate Texas. Gegen seinen Willen ist Willard zu Lily Reed, einer Freundin seiner Mutter, verschickt worden, und auch die Bekanntschaft mit ihrem grantigen Mann Ben hebt seine Laune nicht gerade. Wie Willard bald herausfindet, hat das angespannte Verhältnis des Paares seine Ursache im Tod des einzigen Kindes einige Jahre zuvor. Als sich der Junge dann doch mit Ben anfreundet, der durch das Zutrauen des schüchternen Kindes schnell auftaut, reagiert Lily gereizt. Die belastende Erinnerung verstärkt sich für sie durch jeden persönlichen Kontakt. Ein Lichtblick in der Urlaubsmisere ist für Willard die Freundschaft mit der neunjährigen Billie, der er bei der Suche nach ihrem Vater hilft, der schließlich aber nichts von ihr wissen will. Als er indes erfährt, daß es ihm kaum besser ergeht - seine Mutter hatte ihm verheimlicht, daß sein Vater die Familie verlassen hat -, reißt er aus. Als der Junge schließlich gefunden wird - seine Pflegeeltern sind in der Sorge um ihn einander nähergekommen -, überwindet er seine Identitätskrise, und es verspricht doch noch ein angenehmer Sommer zu werden.Das Paradies von Paradise ist ein verlorenes Paradies; es ist das der Kindheit. Der Sommer eines Zehnjährigen ist ein einmaliger Sommer, und ihn zu retten sollte allen Einsatz rechtfertigen. Doch den Erwachsenen sind die eigenen Sorgen näher; daß die Kindheit keine unbeschwerte Zeit ist, haben sie längst vergessen. Nur selten hat das Kino Kinder wirklich ernst genommen, dabei sind sie bekanntlich die dankbarsten Darsteller - Jackie Coogan hat als "Kid" selbst Chaplin an die Wand gespielt. Jetzt hat der amerikanische Film eine erstaunliche Fülle solch junger Talente entdeckt, angeführt von dem schier unglaublichen Macauly Culkin. Obwohl Don Johnson sicher noch nie so gut war wie in diesem Film, und obwohl Melanie Griffith Mut zur Häßlichkeit beweist, gebührt natürlich alle Achtung in diesem Film seinen kindlichen Stars Elijah Wood und Thora Birch. "Frauen und Kinder zuerst", soll das Motto Truffauts gewesen sein, und Truffaut verdankt das Kino auch die ernsthaftesten Kinderfilme."Sommerparadies" (ein Remake des französischen Films "Am großen Weg"" von Jean-Loup Hubert, fd 26 397) ist zwar ein ernster Film, doch an Ernsthaftigkeit fehlt es ihm, weil er seine Kinder nicht konsequent ernst nimmt. Wenn Ben vom neugierigen Willard gefragt wird, "Was ist ein Tripper?", ist das ein guter Gag. Interessanter aber wäre eine Antwort Bens, doch die Regisseurin schneidet. Sie verkauft ihren kleinen Helden für einen Spaß auf seine Kosten.Mary Agnes Donoghues Regiedebüt ist unentschlossen, in formaler Hinsicht sogar äußerst bieder, jeder Landschaftsaufnahme läßt sie vom Komponisten eine kleine "Pastorale" unterlegen. Dank einer feinsinnigen Ausstattung, die genau die Schnittstelle der vergangenen Welt eigener Kindheitserinnerungen zur Gegenwart der Filmhandlung in den Bauten und Requisiten auslotet und vor allem seiner kleinen und großen Darsteller aber ist dieser Film einen Kinobesuch wert.
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