Eine der besten deutschen Filmkomödien: Dresdner Arbeiter wollen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Zigarettenfabrik wieder aufbauen und schicken ihren Kollegen Kalle Blücher – einen Nichtraucher und Vegetarier – nach Wittenberg, um dort Karbid zum Schweißen zu besorgen. Kalle erhält sieben Fässer, die er aus dem Norden in den Süden der sowjetischen Besatzungszone transportieren muß, allerdings ohne eigenen fahrbaren Untersatz. So beginnt eine Odyssee, die den Helden wider Willen in den Sarg eines Leichenbestatters, in verminte Wälder, zu mannstollen Frauen, in russische Haft und in andere existentielle Notlagen bringt. Daß er schließlich wenigstens mit zwei Fässern zu Hause ankommt, ist nur einer gehörigen Portion Chuzpe zu verdanken. Für Frank Beyer, der diesen Film zwischen „Nackt unter Wölfen“ (1963) und „Spur der Steine“ (1966) inszenierte, bedeutete das mit Pointen gespickte, episodische Drehbuch ein eben solcher Glücksfall wie sein Hauptdarsteller Erwin Geschonneck. Ein deutscher Schwejk, der sich selbstbewußt und gewitzt, mit trockenem, lakonischem Humor durch die Höhen und Tiefen seines Alltags bewegt. „Karbid und Sauerampfer“ zeichnet sich dabei durch einige große filmische Momente aus, in denen absurde Gegebenheiten der Zeit souverän auf den Punkt gebracht sind: Kalles Bootsfahrt auf der Elbe etwa, bei der er sowohl von sowjetischen als auch amerikanischen Patrouillen beargwöhnt wird und nach beiden Seiten salutiert, wobei die jeweilige Besatzungsmacht durch eine entsprechende Melodie charakterisiert ist. Eine Szene, die sich wie zu einem Feuerwerk steigert. In einer anderen Sequenz bringt Beyer Starfotos von Hans Albers ins Bild. Tatsächlich knüpft „Karbid und Sauerampfer“ an das Albers’sche Motto „Hoppla, jetzt komm ich!“ an, verzichtet bei aller komischen Forciertheit aber nie auf soziale Genauigkeit und politische Untertöne, die spielerisch und für damalige Verhältnisse erfrischend frech in die Handlung integriert sind. – Sehenswert ab 16.