Peter und Petra

Kinderfilm | Schweden 1990 | 76 Minuten

Regie: Agneta Elers-Jarleman

Die beiden Däumlinge Peter und Petra tauchen eines Morgens in der Schule auf und wollen am Unterricht teilnehmen. Sie freunden sich mit dem Erstklässler Gunnar an, der plötzlich die Schule nicht mehr als lästige Pflicht sieht. Als die Trollkinder in eine andere Stadt ziehen, scheint die Freundschaft zu zerbrechen, doch die Kinder können das "kleine Volk" bei ihrer nächsten Klassenfahrt besuchen. Eine kindgerecht erzählte, mit einfachen Mitteln und durchschaubaren Tricks filmisch adäquat umgesetzte Verfilmung einer Kurzgeschichte von Astrid Lindgren. Ohne pädagogischen Zeigefinger kündet sie von der Harmonie menschlichen Zusammenlebens und der Kraft der Freundschaft. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
PETER OCH PETRA
Produktionsland
Schweden
Produktionsjahr
1990
Produktionsfirma
Svensk Filmindustri/Sveriges Television
Regie
Agneta Elers-Jarleman
Buch
Agneta Elers-Jarleman
Kamera
Jörgen Persson
Schnitt
Antonia D. Carnerud
Darsteller
Joshua Petsonk (Gunnar) · Calle Torén (Peter) · Ebba Sojé Berggren (Petra) · Barbro Larsson (Gunnars Mutter) · Per Eggers (Gunnars Vater)
Länge
76 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Kinderfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Alles kann geschehen, alles ist möglich und alles wahrscheinlich. Zeit und Raum existieren nicht. Vor dem Hintergrund einer undeutlichen Wirklichkeit wird die Phantasie lebendig und webt ein neues Muster." Genau davon handelt der nach einer Kurzgeschichte von Astrid Lindgren entstandene Film, die sich die Dokumentar-- und Fernsehspielregisseurin Agneta Elers-Jarleman für ihren ersten Kinderfilm ausgesucht hat. Der Erstklässler Gunnar ist nicht gerade ein Musterknabe. Meistens kommt er zu spät zur Schule, und mit dem Lesen hapert es auch. Eines Tages stehen zwei Trollkinder vom "kleinen Volk" vor der Klassentür und möchten am Unterricht teilnehmen. Bis der Hausmeister ihnen aus Zigarrenkisten ihre eigenen Pulte gebastelt hat, nehmen die Däumlinge auf Gunnars Schulbank Platz und freunden sich mit ihm an. Gunnar ist ab diesem Tag wie umgewandelt: Es macht ihm Spaß zur Schule zu gehen, und mit dem Lesen hat er auch keine Schwierigkeiten mehr. Jeden Tag bringt er im Schulranzen seine neuen Freunde über die vielbefahrene Straße und trifft sich abends, wenn alle anderen Kinder zu Hause sind, mit ihnen auf der Schlittschuhbahn - denn in ihrem Trollhaus kann er sie ja nicht besuchen, weil es für ihn die Größe eines Puppenhauses hat. Als Weihnachten vor der Tür steht, erfährt Gunnar, daß Petra sich ein Klavier wünscht, ihre Eltern sich dies aber nicht leisten können. Zum Glück schenkt ihm seine Oma Geld, und so kauft er Petra ein Puppen-Klavier, stellt es, schön verpackt, zum Schulanfang neben ihr Pult. Aber Peter und Petra kommen nicht, und an ihrem Haus entdeckt er ein Schild:"Zu vermieten". Gunnar glaubt schon, daß er seine beiden Freunde nicht wiedersehen wird - da gibt ihm die Lehrerin einen Brief, in dem ihm die Trollkinder ihre neue Adresse mitteilen. Spontan beschließen die Kinder, Peter und Petra auf ihrer nächsten Klassenfahrt zu besuchen.

"Peter und Petra" ist eine jener einfachen, klaren Geschichten, die Astrid Lindgren so wunderbar erzählen kann, und mit der sie die Fantasie ihrer kleinsten Leser oder Zuhörer anregt. Agneta Elers-Jarleman hat diese "Klarheit" adäquat in Bilder umgesetzt, die den jüngsten Kinobesuchern Zeit lassen, hinzusehen und sich in Gedanken ihre eigene Geschichte weiterzuspinnen. Denn wer möchte nicht einmal zwei Trollen begegnen, die offensichtlich, ganz anders, als der (nordische) Volksglauben immer behauptet, keine Dämonen und Unholde sind, sondern eher Menschen wie du und ich? So werden Petra und Peter in der Klasse trotz ihres "Andersseins" sofort integriert, werden nicht Gegenstand von Spott oder irgendwelchen Streichen. Auch die Tricktechnik ergeht sich nicht in dramaturgisch aufgebauschten Spezialeffekten, bindet ihr Können eher beiläufig (und durchschaubar) in die Handlung ein. Die verständnisvolle Lehrerin, der hilfsbereite Hausmeister, Gunnars Eltern, die fröhlich unter dem Weihnachtsbaum "When you wish upon a star" trällern - sie alle strahlen die von Astrid Lindgren immer wieder beschworene Harmonie aus, die Kinder brauchen, wenn sie "gedeihen" sollen. Daß Freundschaft innere Zufriedenheit und somit Kraft gibt, die eigenen Schwächen anzugehen, ist nicht die schlechteste Botschaft, die ein Film vermitteln kann, zumal wenn sie so wenig schulmeisterlich daherkommt wie hier. Das Schönste an "Peter und Petra" aber ist, daß man selbst in die Versuchung gerät, im Walde nachzusehen, ob nicht doch irgendwo ein Trollhaus steht. Schon der Gedanke daran läßt die Fantasie unzählige Geschichten "spinnen".
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