E.T. - Der Außerirdische

Science-Fiction | USA 1981/2001 | 114 120 (WA, 2002) Minuten

Regie: Steven Spielberg

Ein intelligentes koboldartiges Wesen von einem fernen Planeten strandet auf der Erde, freundet sich mit einer Kinderbande an, stürzt einen amerikanischen Mittelklasse-Vorort in heillose Verwirrung und entschwebt am Ende wieder ins All. Mit großer handwerklicher und dramaturgischer Raffinesse inszenierte Fantasy-Geschichte vom guten "Alien", das als Retter aus dem Weltraum die Menschheit zwar nicht von ihren Problemen erlöst, in den Kindern und einigen Erwachsenen aber zumindest Menschlichkeit und Mitgefühl zu erwecken vermag. Eine im Jahr 2002 veröffentlichte Überarbeitung des Films lässt neue Lesarten zu und ist als nostalgische Rückkehr in eine Zeit der Unschuld sowie als Plädoyer gegen Fremdenfeindlichkeit zu deuten. Im September 2022 kommt der Film erstmals im IMAX- und IMAX 3D-Format ins Kino. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
E.T. - THE EXTRATERRESTRIAL
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1981/2001
Produktionsfirma
Universal
Regie
Steven Spielberg
Buch
Melissa Mathison
Kamera
Allen Daviau · Dennis Muren
Musik
John Williams
Schnitt
Carol Littleton
Darsteller
Henry Thomas (Elliott) · Robert MacNaughton (Michael) · Drew Barrymore (Gertie) · Dee Wallace (Mary) · Peter Coyote (Keys)
Länge
114 120 (WA, 2002) Minuten
Kinostart
15.09.2022
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Science-Fiction | Kinderfilm | Fantasy
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Der Film ist als DVD und BD in diversen Umverpackungen erhältlich. Zeitgleich wurden eine Standard Edition und eine Special Edition (2 DVDs) herausgebracht. Beide Versionen enthalten eine kurze Einleitung des Regisseurs bezüglich der Überarbeitung des Films. Die Special Edition beinhaltet zudem u.a. ein ausführliches "Making of" (50 Min.) sowie ein Feature zur Filmmusik. Eine Collector’s Edition (3 DVDs) enthält schließlich neben einer weiteren Dokumentation ("A Look Back",40 Min.) auch die ursprüngliche 1982 ins Kino gekommene Originalfassung. Die BD enthält nun lediglich diese Fassung von 1982, die Spielberg inzwischen wieder als die definitive ansieht. Die Extras umfassen hier zudem zwei im Film 1982 nicht verwendete Szenen (14 Min.), die Spielberg später noch in seine 2002-Version eingefügt hatte. Des Weiteren enthalten sind ein Interview ("Steven Spielberg & E.T."; 13 Min.) sowie ein weiteres "Making of" ("Die E.T. Journale"; 54 Min.). Die Collector’s Edition ist mit dem Silberling 2003 ausgezeichnet. Die BD Edition ist mit dem Silberling 2012 ausgezeichnet. Die 4K UHD vereint die Extras der vorangegangenen Editionen mit bestmöglichem Bild und Ton des neu erstellten 4K Masters. Die BD-Editionen sind mit dem Silberling 2017 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Universal (16:9, 1.85:1, DD6.1 engl./dt., dts6.1 dt.)
Verleih Blu-ray
Universal (16:9, 1.85:1 dts-HDMA7.1 engl./dt.) 4K: Universal (16:9, 1.85:1 Dolby_Atmos engl./dt.)
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Diskussion

Zum Zeitpunkt seiner Premiere im Jahr 1982 war „E.T. – Der Außerirdische“ (fd 23 743) einer der Filme des Jahres. Binnen kürzester Zeit war klar, dass Steven Spielberg nicht nur einer der größten Kassenerfolge aller Zeiten gelungen war; sein mythisches, von den zeitlosen Themen Suche, Flucht, Rettung und untergründigen Sexualmetaphern erfülltes Science-Fiction-Märchen berührte die Herzen der Erwachsenen und – mehr noch – der jungen Zuschauer. Jetzt kommt der Film anlässlich seines 20-jährigen Jubiläums als „20th Anniversary Edition“ wieder ins Kino. Die Fassung ist nicht nur, wie heute bei vielen Restaurationen und Neufassungen üblich, dem Tonstandard der Gegenwart angepasst, sie wurde auch um einige digitale Effekte erweitert – vor allem, um die Wirkung der Mimik des kleinen Außerirdischen, der Verfolgungsjagden im Wald und der weltberühmten Szene mit dem fliegenden Fahrrad zu verbessern. Des Weiteren wurden kleinere Szenen hinzugefügt, dafür aber die Waffen bei den Jägern E.T.’s wegretuschiert bzw. durch Mobiltelefone ersetzt – ohne dass der Film jedoch als „Director’s Cut“ bezeichnet würde. Die künstlerische Moral eines derartigen Vorgehens ist ein Kapitel für sich. Als ob Film ein „work in progress“ wäre, gibt sich Spielberg mit der Neufassung als Unvollendeter, der sein Werk nicht loslassen mag und damit auch an der eigenen Unsterblichkeit arbeitet. Begegnet man dem Film heute wieder, ist die Erfahrung zwiespältig. Deutlich fällt auf, wie sehr der Film dem klassischen Hollywood-Schema eines Buddy-Movies folgt: Freund trifft Freund, verliert Freund, gewinnt Freund zurück. Erzählt wird zum größten Teil aus der Kinderperspektive, und das wortwörtlich: Die Kamera bewegt sich auf Augenhöhe eines Achtjährigen, erfasst die Welt über weite Strecken mit subjektivem Blick, mal neugierig, aber auch ängstlich forschend wie der kleine Alien, mal vertraut wie Elliott. Dies ist kaum mit einem Zugeständnis an die Kernzielgruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen zu erklären, vielmehr dient die Kameraführung dazu, auch den erwachsenen Zuschauer wieder in ein Kind zurückzuverwandeln. Man kann „E.T.“ heute nicht sehen, ohne daran zu denken, was sich seit damals in Hollywood und in der Welt geändert hat. Als „E.T.“ ins Kino kam, musste man ihn vor allem als „Beruhigungsfilm“ verstehen, als symbolische Beendigung der Ära der politischen und sozialen Revolte, als Symptom einer reaktionären Rückwendung zum rein Privaten, als Mythos der Heimkehr verlorener Söhne. So, wie Spielberg mit „Der weiße Hai“ (fd 19 584) eine Metapher auf den Vietnam-Krieg schuf, auf Männer, die ausziehen, das Fürchten zu lernen, geht es nun um einen kleinen, bezeichnenderweise vaterlosen Jungen, der das Fürchten längst gelernt hat. Das Fremde ist hier kein Feind, keine Bedrohung; im Gegenteil: der Außerirdische mit seinen großen Augen wirkt als Körper gewordenes Kindchenschema. Wenn „E.T.“ überdies noch mit gütigem Wesen und ohne alles Bedrohungspotenzial, vielmehr selbst schutzbedürftig und als ultimative Niedlichkeit gezeigt wird, nimmt der Film durchaus Partei für die humanen Werte einer Achtung vor dem Fremden, des Verstehens des Anderen, der Einfühlung. Hierin mag man ihn als das Gegenstück zu dem nur ein Jahr vorher gestarteten Publikumserfolg „Alien“ (fd 22 236) erkennen, in dem das Fremde als das schlechthin Anderes, als gewalttätig und mordlüstern gezeigt wird, womit eine Möglichkeit der Verständigung von vornherein ausgeschlossen ist. Andererseits muss auch der putzige „E.T.“ am Filmende wieder aus den USA verschwinden. In Elliotts Heim ist kein Platz für ihn, die Menschenmutter darf keine Ersatzmutter werden, und Elliotts Schwester Gertie nicht seine Freundin. Wenn „E.T.“ unter Heimweh leidet und sich nach der Mutter sehnt, vor allem aber wenn er schließlich im Schoß des Raumschiffs und damit in seiner eigenen Welt verschwindet, gibt Spielberg dem Amerika der beginnenden Präsidentschaft Ronald Reagans zu verstehen, dass es doch ebenfalls bei seinen Leisten bleiben, beziehungsweise zu ihnen zurückfinden sollte. Danach kamen die Yuppie-Ära und das Ende des Kalten Krieges, der Aufstieg und Fall der New Economy und der 11. September 2001. Ob nun die Wiederaufführung von „E.T.“ als neuerlicher Quietismus zu verstehen ist oder als nostalgische Rückkehr in eine Zeit der Unschuld und Unbefangenheit, als zeitgemäßes Plädoyer gegen plumpe Fremdenfeindlichkeit oder als subtile Entfernung und Verkindlichung des Fremden, das wird davon abhängen, welchem dieser im Film allesamt vorhandenen Aspekte man den Vorzug gibt. Dass „E.T.“ auch nach 20 Jahren noch dieses Nachdenken auszulösen vermag und der zeitlichen Distanz standhält, ist nicht der geringste Verdienst von Spielbergs Werk.

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