Die Kinder von Bullerbü (1960/61)

Kinderfilm | Schweden 1960/61 | 75 Minuten

Regie: Olle Hellbom

Drei Mädchen und drei Jungen im Grundschulalter in einem kleinen schwedischen Dorf verbringen die meiste Zeit miteinander. In vier Episoden, die zu verschiedenen Jahreszeiten spielen, schildert der Film ihre Streiche und Erlebnisse. Es ist eine heitere, heile Kinderwelt, nach den Erzählungen von Astrid Lindgren zwar idealisierend, aber nie verklärend geschildert. Die ungewöhnliche Erzählweise, bei der die Dialoge nicht von den Darstellern direkt, sondern aus dem Off gesprochen werden, verstärkt den Eindruck des Unwirklichen und Poetischen, ebenso der fast durchgängige Einsatz von Musik und Liedern. Ein Film von unvergänglichem Charme. (Fortsetzung: "Ein Wiedersehen auf Bullerbü") - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
BARA ROTLIGHT I BULLERBYN
Produktionsland
Schweden
Produktionsjahr
1960/61
Produktionsfirma
KB-Artfilm
Regie
Olle Hellbom
Buch
Astrid Lindgren
Kamera
Stig Hallgren
Musik
Charles Redland
Darsteller
Kaj Andersson (Bosse) · Jan Erik Husbom (Olle) · Thomas Johansson (Lasse) · Elisabeth Nordkvist (Anna/Inga) · Lena Wixell (Lisa)
Länge
75 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Kinderfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Kinderfilme haben wieder Konjunktur: Abgesehen von Disneys Zeichentrickwelten sind es besonders die skandinavischen Filme, alte wie neue, die das junge Publikum zur Zeit in die Kinos locken. So lag es nahe, die erste Verfilmung eines der bekanntesten Astrid-Lindgren-Bücher, nach der Fernsehauswertung in Deutschland und 36 Jahre nach Entstehung des Films, nun erstmals auch ins Kino zu bringen. Lindgren selbst hat das Drehbuch geschrieben, der Regisseur war Olle Hellbom. Aus dieser Zusammenarbeit sind auch die meisten der schon klassischen "Pippi Langstrumpf"-Filme entstanden. Mit "Die Kinder von Bullerbü" hat der auf Kinderfilme spezialisierte Verleih wild utopia eine echte Entdeckung in sein Programm genommen, die geprägt ist von einer höchst eigenwilligen Erzählweise und zugleich einem unvergänglichen Charme.

Drei Mädchen und drei Jungen im Grundschulalter leben in Bullerbü, einem schwedischen Dorf, das aus nur drei Bauernhöfen besteht. Jede freie Minute verbringen die Kinder miteinander. In vier Episoden, die zu verschiedenen Jahreszeiten spielen, wird ihr Treiben geschildert: wie sie Verstecken spielen, aber das zum Suchen abgestellte Mädchen die anderen absichtlich im Kuhstall warten läßt und sich dabei köstlich amüsiert; wie einer der Jungen zu seinem Hund kam, den vorher alle im Dorf gefürchtet haben, ganz so wie dessen ehemaligen Besitzer, einen mürrischen Schuster; wie das Lamm eines der Mädchen seine "Schulreife" unter Beweis stellen soll; oder wie die Mädchen nach altem Brauch am Abend vor der Mittsommernacht über neun Zäune klettern und neun verschiedene Blumen pflücken müssen, damit sie die Jungen später heiraten können - was diesen allerdings überhaupt nicht behagt, weswegen sie die Mädchen mit einigen Tricks an ihrer Unternehmung hindern.

Es sind nicht nur diese unbeschwerten Spiele und Streiche vor hübscher Naturkulisse, die den Reiz des Films ausmachen, sondern es ist auch seine poetische und auch musikalische Erzählweise. Die Spielhandlung selbst enthält keine Dialoge, sondern diese werden aus dem Off von den jeweiligen Personen nacherzählt. Man sieht also niemanden sprechen, sondern man hört, wie die Kinder ihre eigenen Rollen in der dritten Person verlesen und kommentieren. Dazu läuft fast durchgängig folkloristische Musik, die wie durch Refrains strukturiert wird durch die Lieder, die die Kinder singen, wiederum aus dem Off. Diese ungewöhnliche Stilistik verstärkt noch den Eindruck des Märchenhaften: Der Film versucht keine realistische Darstellungsweise des Lebens der Kinder, sondern er entwirft ein in engem Rahmen gehaltenes Bild einer idealisierten Kindheit. Er konzentriert sich ganz auf die Perspektive der Kinder, die Erwachsenenwelt wird fast völlig ausgeblendet. Nichts scheint der überfließenden Fantasie und Spiellust der Kinder im Weg zu stehen, nur deren eigene Sorge, die Grenzen des Erlaubten oder dessen, was anderen schaden könnte, zu überschreiten. Trotzdem erweckt der Film nicht den Eindruck zu beschönigen, zu romantisieren oder die Kindheit nostalgisch zu verklären. Dafür sind die Kinder zu einfallsreich, zu sehr zu Streichen aufgelegt, sich ihrer Identität zu bewußt. Es ist dieser lebendige Charme, der den Film auch für heutige Zuschauer unterhaltsam macht. Die jungen Darsteller haben einigen Anteil daran: sie waren Laien, bei denen sich nicht selten Schauspielerei und Spielerei zu überlappen scheinen. Was mitunter eine ganz eigene Komik erzeugt.
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