Über eine verkannte Tradition des osteuropäischen Kinder- und Jugendfilms
Wer erinnert sich nicht an den Charme tschechoslowakischen Kinderfilme: an ihre anarchisch-skurrile Fantasie, ihr Gespür für die Gedanken- und Gefühlswelt von Kindern, an die Parabeln von beinahe kafkaesker Inspiration, die den Blick für das Absurde in der „normalen“ Umwelt schulten. In einem Land, das gesegnet ist mit Märchen und Sagen, entstand ein unverwechselbares Kinouniversum, getragen von der ironischen Sicht auf die Realität in Prag und der bäuerlichen Tradition der Slowakei, wo Folklore, Volksmärchen und ein emotional eingefärbtes Verhältnis zur Natur eine besondere Rolle spielen. Über Jahrzehnte hinweg prägte kein anderes europäisches Land die Kinderfilmproduktion so sehr wie die Tschechoslowakei. Serienhits wie „Pan Tau“ von Jindrich Polak und Ota Hofman oder die Maulwurf-Zeichentrickserie von Zdenek Miler avancierten weltweit zum Markenzeichen. Während die Filme mit dem stummen Gentleman Tau einen Zauber versprühten, der einer tristen Welt Farbe beimischte, begeisterten die Abenteuer des kleinen Maulwurfs durch naive Verspieltheit und bis ins Absurde gesteigerte Alltagssituationen.