Die beiden Bücher der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri („Heidis
Lehr- und Wanderjahre“, „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“) sind
schon vielfach verfilmt worden, aber wahrscheinlich noch nie so bildstark und aufwändig wie in Alain Gsponers Familienfilm aus dem Jahr 2015.
Die Natur ist prächtiger als in natura, die Interieurs sind sorgfältig
arrangiert, und Bruno Ganz ist für den grantigen Alm-Öhi eine
Traumbesetzung. Der große Coup ist bei der Hauptfigur
gelungen: Anuk Steffen gibt als braungelocktes Naturkind ein
hinreißendes Schauspieldebüt und vermittelt die Ungezwungenheit und
Frische der literarischen Figur ebenso glaubwürdig wie ihr
Einfühlungsvermögen oder ihre Unsicherheit.
In Sachen Handlung setzt der Film wenig eigene Impulse, sondern bleibt beim Vertrauten: Da ihre Tante Dete sich nicht mehr um das achtjährige Waisenmädchen Heidi kümmern kann, kommt es zu seinem verschlossenen Großvater in die Schweizer Berge. Schon bald gewinnt der Einsiedler seine Enkeltochter lieb, die wiederum das Leben in der Natur sofort ins Herz schließt. Doch nach nur einem Jahr findet das gemeinsame Glück aber ein vorläufiges Ende: Dete bringt Heidi in einer wohlhabenden Familie in Frankfurt am Main unter, wo Heidi der im Rollstuhl sitzenden Klara Sesemann Gesellschaft leisten soll. Doch ihre Sehnsucht nach den Bergen und nach ihrem Großvater wird übermächtig. Der Film wird dabei ganz von den beiden Hauptmotiven des Originalstoffs bestimmt: der Gegensatz der erdrückenden Großstadt zur Unberührtheit der Bergwelt und zur Kraft der Natur. - Ab 8.