Die
deutsche Serie „A Better Place“ kreist um die Frage, ob eine Gesellschaft ohne
Gefängnisse auskommen kann; die schwedische Satire „Whiskey on the Rocks“ erzählt
von einem heiklen U-Boot-Zwischenfall im Kalten Krieg, und mit „Asura“ liefert
der japanische Starregisseur Hirokazu Kore-eda die Neuinterpretation eines
Familiendramas.
Guter Vorsatz fürs neue Jahr: Mehr auf die Work-Life-Balance achten! Allerdings sollte man das besser nicht so weit treiben wie die Figuren der US-Serie „Severance“, die ab 17. Januar bei Apple TV+ in die zweite Staffel geht. Der Stoff kreist um Mitarbeiter eines US-Konzerns, die sich zur Verbesserung ihrer Work-Life-Balance auf ein fragwürdiges Experiment ihres Arbeitgebers, der fiktiven Firma Lumon Industries, eingelassen haben. Sie haben einem futuristischen Eingriff an sich zugestimmt, der ihr Bewusstsein buchstäblich in zwei Teile spaltet, sodass sie in ihrem Privatleben nicht von Erinnerungen an ihr Berufsleben behelligt werden. Im Laufe der ersten Staffel dämmerte der Hauptfigur Mark (Adam Scott), dass es dabei keineswegs ums Wohl der Mitarbeiter geht, und rund um ihn formierte sich Widerstand. In der zweiten Staffel müssen sich die Figuren nun mit den Konsequenzen ihres Versuchs, die manipulativen Konzernpraktiken auszuhebeln, abplagen.
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Resozialisierung ohne Wegschließen?
Neben dieser
Serie, die in überspitzter Science-Fiction-Form Schieflagen in der
neokapitalistischen Arbeitswelt aufs Korn nimmt, startet im Januar auch eine
neue Gefängnisserie. Serien über den Strafvollzug gibt es freilich schon viele,
von „Oz“ über „Prison Break“ bis zu „Orange is the New Black“, doch die Miniserie „A Better Place“, die
ab 10. Januar in der ARD-Mediathek und ab 22. Januar im Ersten startet, geht
das Thema von einer ungewöhnlichen Seite an: Es geht nicht um den Mikrokosmos
hinter Gittern, sondern um die grundsätzliche Frage, ob Gefängnisse wirklich sinnvoll
sind oder es nicht bessere Alternativen gäbe.
Die acht Episoden kreisen um eine fiktive deutsche Gemeinde, die probehalber auf Haftstrafen verzichtet und stattdessen ein Resozialisierungsprogramm namens TRUST austestet, das verurteilte Straftäter:innen mittels Unterstützung in Form von Arbeit, Wohnung und Therapie wieder in die Gesellschaft integrieren soll; hunderte Menschen werden im Zug des vom Bürgermeister (Steven Sowah) ins Leben gerufenen Projekts aus den Gefängnissen entlassen. Die von Showrunner Alexander Lindh geschaffene Serie folgt diversen Figuren – Straftätern, aber auch Opferfamilien –, die von dem Programm betroffen sind, und kreist darum, ob es als Sozialutopie oder doch eher -dystopie taugt.
Politisch-militärische Zwischenfälle
Disney+ wartet ab 22. Januar mit seiner ersten nordischen Original-Serie auf. „Whiskey on the Rocks“ kreist als Polit-Satire um eine Episode aus dem Kalten Krieg und den schwedischen Ministerpräsidenten Thorbjörn Fälldin, der 1976 bis 1978 und dann nochmal 1979 bis 1982 die Geschicke seines Landes lenkte. Die Serie spielt während seiner zweiten Amtszeit und kreist um einen brandgefährlichen Zwischenfall: Am 28. Oktober 1981 wird in einem Sperrgebiet in der schwedischen Militärzone ein sowjetisches Atom-U-Boot gesichtet. Die S-363 aus Kaliningrad, die nahe der Schären-Insel Senoren (und nur 30 Kilometer vom Marinehafen Karlskrona entfernt) gestrandet war, verletzte die Neutralität Schwedens; die schwedische Öffentlichkeit war erbost, die Westmächte alarmiert. In der Serie geht es darum, wie der besonnene Fälldin, vor seiner politischen Karriere Landwirt, die explosive Lage zu entspannen sucht. „Die wahre Geschichte hinter ‚Whiskey on the Rocks‘ ist sowohl dramatisch als auch absurd und etwas, von dem wir dachten, dass es sich hervorragend für eine politische Satire eignen würde“, ließ Co-Regisseur Björn Stein verlauten. Und attestiert dem Stoff, obwohl er auf einem Ereignis aus den 1980er-Jahren fußt, angesichts der aktuellen Krise zwischen Russland und der Nato „erschreckend aktuell“ zu sein.
Politische und militärische Verwicklungen warten auch noch in einer weiteren Serie. In der arte-Mediathek steht ab dem 2. Januar eine zweite Staffel von „Vigil“ zur Verfügung, einer britischen Krimiserie, deren erste Staffel ebenfalls um einen Zwischenfall rund um ein Atom-U-Boot (fiktiv und angesiedelt in der Erzählgegenwart des Jahres 2022) kreiste. In Staffel 2 bekommt es die Hauptfigur, die Glasgower Kommissarin Amy Silva, nun mit dem Tod von sieben Menschen auf dem Gelände der britischen Luftwaffe in Schottland durch eine Drohne zu tun. Ein Unfall? Oder ein Attentat? Die Ermittlungen führen einmal mehr auf politisch brisantes Gelände.
Vier Schwestern und ein Seitensprung des Vaters
Um familiäre statt um politische Spannungen geht es stattdessen in „Asura“, einem Serienprojekt des renommierten japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-eda. Der Stoff, der in den 1970er-Jahren schon einmal als Miniserie adaptiert wurde, kreist um vier erwachsene Schwestern, die sich wieder miteinander und mit ihrer Familie auseinanderzusetzen beginnen, als herauskommt, dass ihr Vater ihre Mutter mit einer Geliebten betrogen hat – was zum Anlass für die vier sehr unterschiedlichen Frauen wird, sich über die eigenen Lebens- und Liebeskonzepte auszutauschen.
Und sehr grimmig verspricht die Westernserie „American Primeval“ zu werden, die ab 9. Januar bei Netflix zu sehen ist und ein düsteres Panorama der Geschichte der USA in den 1850er-Jahren entwirft. Es geht um Siedler, die gen Westen ziehen, um sich eine neue Existenz aufzubauen, es aber mit wesentlich mehr Bedrohungen zu tun bekommen als nur denjenigen, die die teils lebensfeindliche Natur auf sie loslässt: Das Land ist umkämpftes Gebiet, in dem nicht nur Indigene gegen die Landnahme durch die Weißen ankämpfen, sondern auch innerhalb der Kolonialisten brutale ideologische und andere Konflikte schwelen und sich gewaltsam Luft machen.
Serienneustarts im Überblick:
1. Januar
Ich vermisse dich (Netflix)
The Minister (MagentaTV)
2. Januar
Vigil– Staffel 2 (arte-Mediathek; ab 9.1. bei arte)
9. Januar
American Primeval (Netflix)
Asura (Netflix)
On Call (Amazon Prime)
The Upshaws – Teil 6
10. Januar
A Better Place (ARD-Mediathek)
11. Januar
Sakamoto Days (Anime) (Netflix)
15. Januar
Extraordinary (ZDF-Mediathek)
16. Januar
Lockerbie –A Search for Truth (Sky/Wow)
17. Januar
Severance –
Staffel 2 (Apple TV+)
22. Januar
Prime Finder (Apple TV+)
Whiskey on the Rocks (Disney+)
23. Januar
High Potential (Disney+)
The Night Agent – Staffel 2 (Netflix)
28. Januar
Paradise (Disney+)
30. Januar